Mediziner rät: Wie wir trotzdem fit bleiben

Studie: Schichtarbeit schadet unserem Gehirn

Stressed And Overworked Female Doctor Wearing Scrubs Sitting On Floor In Hospital Corridor
Manchmal wird der Schichtdienst einfach zu viel - und wirkt sich dadurch negativ auf unsere Gehirnleistung aus.
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Pfleger, Ärzte, Polizisten – Schichtarbeit ist in vielen Berufen unumgänglich. Dass unregelmäßige Arbeitszeiten allerdings schlecht für die Gesundheit und die Psyche sind, ist schon aus früheren Untersuchungen bekannt. Wissenschaftler der Sigmund Freud Privatuniversität Linz fassten jetzt in einer Metaanalyse die Ergebnisse aus 18 Studien zusammen. Dabei wurden in den letzten Jahren vor allem die Auswirkungen der Schichtarbeit auf die kognitiven Fähigkeiten der Arbeitnehmer genauer untersucht. Das Fazit: Schichtarbeit setzt die Gehirnleistung herab. Wir verraten Ihnen, was das genau bedeutet und wie Sie trotz Schichtdienst fit bleiben.

Die inneren Zeitgeber sind in all unseren Zellen

Die Störung der inneren Uhr wirkt sich negativ auf viele Bereiche der Gesundheit aus. So haben bereits viele Studien gezeigt, dass Betroffene häufiger unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Diabetes oder Depressionen leiden. Grund dafür sind laut den Forschern aber nicht nur die wechselnden Schlafzeiten, die für viele Menschen im Schichtdienst nicht erholsam sind. Die Störungen wirken sich auch auf hormonelle Kreisläufe und andere Körperfunktionen aus.

Die Metaanalyse, die in der Fachzeitschrift „Occupational and Environmental Medicine“ veröffentlicht wurde, zeigt, dass „die Schichtarbeit mit einer verminderten kognitiven Leistung in den Bereichen Verarbeitungsgeschwindigkeit, Arbeitsgedächtnis, psychomotorische Vigilanz, kognitive Kontrolle und visuelle Aufmerksamkeit in Verbindung“ steht.

Schichtdienst erhöht das Risiko von Verletzungen und Fehlhandlungen

An den Studien nahmen insgesamt 18.802 Personen teil, die im Durchschnitt 35 Jahre alt waren. Bei den untersuchten Bereichen hatte die Schichtarbeit dabei die größten Folgen auf die kognitive Kontrolle. Das kann im schlimmsten Fall fatale Folgen haben, indem zum Beispiel „Polizeibeamte Gesetze überschreiten oder Feuerwehrleute sich unnötig in Gefahr begeben“, heißt es in der Studie. Defizite beim Arbeitsgedächtnis können dazu führen, dass beispielsweise „Ärzte auf einer Notfallaufnahme, in der rasches Handeln erforderlich ist, Fehler machen“. Ein Rückgang der psychomotorischen Vigilanz könne laut Studie zur Folge haben, dass Krankenschwestern oder Pfleger bei der Verteilung von Medikamenten nicht aufpassen könnten. Ein Verlust in der visuellen Aufmerksamkeit erhöhe bei Bauarbeitern das Risiko von Arbeitsunfällen.

Wenn die Arbeitnehmer zwischen den unterschiedlichen Tätigkeiten gewechselt haben, hatte dies laut Studie allerdings keinerlei negative Auswirkungen.

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Was können Sie tun, um Wechselschichten besser zu vertragen?

Dass sich Wechselschichten negativ auf unser Wohlbefinden auswirken, sei nicht überraschend, erklärt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im RTL-Interview. Allerdings ginge jeder Mensch anders mit der Situation um. Darum müsse das laut Specht auch immer individuell betrachtet werden.

Aber was können Sie tun, um besser mit Wechselschichten klarzukommen?

Eines vorweg: Ein allgemeines Allheilmittel gibt es nicht. Specht, der früher selbst oft im Schichtdienst gearbeitet hat, rät aber besonders, auf die Schlafhygiene zu achten. „Sie sollten vor dem Schlafen nicht schwer essen, keinen Fernseher im Schlafzimmer haben und keinen Alkohol trinken, da der zwar gut zum Einschlafen, aber umso schlechter zum Durchschlafen ist.“

Natürlich habe das Reinpfuschen in die biologische Uhr laut Experte immer negative Folgen, aber der Mensch sei eben auch ein Gewohnheitstier. Daher rät er: „Am besten ist es, möglichst wenig zwischen den verschiedenen Schichten zu wechseln. Je häufiger, desto schlechter.“ Außerdem so der Experte weiter: „Vorschlafen funktioniert nicht. Man sollte lieber seinem Schlafimpuls nachgeben und das Einschlafen auch nicht erzwingen“. So müsse man vielleicht auch mal mit einem Schlafdefizit zur Arbeit, aber der Körper könne sich so am besten an den neuen Rhythmus gewöhnen. (kko)