Streit um friesischen Namen "Öömrang"

Amerikanisches Paar mahnt Amrumer Gin-Hersteller ab

von Selina Römer und Annika Redmer

Auf den ersten Blick haben die USA und die kleine nordfriesische Insel Amrum nicht viel miteinander zu tun. Doch da wurde Gin-Hersteller Stefan Klindtberg eines besseren belehrt, als er ein Schreiben mit einer Abmahnung von einem amerikanischen Ehepaar bekommt. Der Grund: Sie haben den Namen „Öömrang“ markenrechtlich schützen lassen, unter dem sie Wein in den USA verkaufen. Der Amrumer verkauft seinen Gin ebenfalls unter diesem Namen – schließlich ist Öömrang die Sprache der Insulaner.
Im Video sehen Sie, wie der Amrumer Heimatverband auf diese Abmahnung reagiert.

Seit Jahren verkauft der Amrumer seinen Gin "Öömrang"

Stefan Klindtberg versteht die Welt nicht mehr: Seit 2017 verkauft der Ur-Insulaner seinen Gin unter dem Namen „Öömrang“. Er selbst beherrscht noch die alte, friesische Sprache, die schon seine Vorfahren gesprochen haben. Für ihn ist Öömrang Amrumer Kulturgut: „Ich habe das Schreiben vom Anwalt bekommen und habe das eigentlich für eine Verwechselung oder Witz gehalten, denn ich bin nicht davon ausgegangen, dass man diesen Namen einfordern lassen kann oder eintragen lassen kann“, erzählt der Gin-Produzent in einem RTL-Nord Interview.

Abmahnung aus den USA: Amrumer soll 1820 Euro zahlen

Stefan Klindtberg musste seinen Gin umbenennen, bleibt dem Friesischen aber treu.
Stefan Klindtberg musste seinen Gin umbenennen, bleibt dem Friesischen aber treu.
RTL Nord

Doch ein Ehepaar aus dem US-Bundesstaat Washington lässt diesen Namen eintragen: Die Stoeckleins produzieren dort den mehrfach prämierten Öömrang-Wein und lassen sich im Frühjahr 2021 den Namen markenrechtlich international beim Patentamt in München und im spanischen Alicante schützen. Dritte dürfen ihn bezogen auf Wein und Spirituosen seitdem nicht mehr nutzen. Stefan Klindtberg wird aufgefordert, rund 1820 Euro zu zahlen. Bis Oktober 2021 durfte er noch Gin unter dem Namen Öömrang verkaufen – danach musste ein neuer Name her.

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"Öömrang ist Amrumer Kulturgut und kein Monopol"

Viele Amrumer sind empört, dass ihre Sprache exklusiv als Begriff genutzt werden darf: „Der Name Öömrang ist ein Kulturgut, das auf die Insel Amrum gehört und kollektiv genutzt werden sollte und nicht von einzelnen Leuten als Monopol betrachtet werden sollte“, erklärt Klindtberg weiter.

Das Öömrang Amrumer Kulturgut ist, habe das Patentamt wahrscheinlich nicht gewusst, wie Martin Lobemeier, Anwalt für Marken-und Patentrecht in einem RTL-Nord Interview erzählt: „Das Amt hatte vermutlich keine Kenntnis davon, dass Öömrang Teil der friesischen Sprache ist, die aktuell insbesondere auf Amrum gesprochen wird und dort im täglichen Gebrauch für Waren eben verwendet wird.“

Stefan Klindtberg musste seinen Gin umbenennen

Für die Amrumer ist das Thema längst noch nicht abgeschlossen und sie werden sich weiterhin für ihre Tradition einsetzen. Auch der Minderheitenbeauftragte der Landesregierung, Johannes Callsen, hat sich bereits an das Deutsche und Europäische Markenamt gewandt, um für die Interessen der friesischen Volksgruppe zu werben.

Stefan Klindtberg hat seinen Gin jetzt umbenannt: in Oomram, Amrum auf friesisch. Diesen Namen hat er sich erstmal schützen lassen, um weitere Schwierigkeiten zu vermeiden. Er hofft aber, dass er seinen Gin bald wieder Öömrang nennen darf – ganz nach friesischer Tradition.