Speisenamen und ihre BedeutungStrammer Max und Kellerkuchen – Gerichte erzählen ihre Geschichte

slice of rustic bread with ham or bacon and fried egg, typical  in germany called strammer max
"Strammer Max" - dieses Gericht zielt offenbar auf Leistung ab
Maren Winter info@maren-winter.de, Maren Winter

Zum Frühstück kommt „Strammer Max“ auf den Teller. Mittags können Sie zwischen „Falscher Hase“, "Herrgottsbescheißerle“ und „Himmel und Erde“ wählen. Und am Nachmittag servieren wir Ihnen „Kalter Hund“ oder „Arme Ritter“. Wie bitte? Sie verstehen nichts? Anscheinend isst nicht nur das Auge mit. Denn so manches Gericht sticht schon allein mit seinem Namen hervor. Was versteckt sich hinter diesen Begriffen? Wir lösen einige Rätsel.

„Strammer Max“ sollte Sachsen-Männer kräftigen

Ein „Strammer Max“ besteht aus einem Mischbrot mit Schinken und Spiegelei. Dieses Gericht gibt offenbar Power in vielerlei Hinsicht. Quellen deuten darauf hin, dass der Begriff aus dem sächsischen Raum stammt. Ursprünglich wurde als „Strammer Max“ das erigierte männliche Glied bezeichnet. Bis heute hält sich diese Verwendung in unserem Sprachgebrauch, wenn wir an das Kinderwort „Pipimax“ denken.

Der Begriff „Strammer Max“ wurde später auf das Gericht übertragen, wohl weil es ein besonders „kräftigendes“ belegtes Brot ist und Leistungssteigerung verspricht.

Meatloaf with boiled eggs
Gut getarnt und nicht echt: "Falscher Hase" können Sie wörtlich nehmen
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Ein echter Fake: „Falscher Hase“

Der Name ist Programm. Denn Hasenfleisch kommt bei der Herstellung dieses deutschen Klassikers nicht zum Einsatz. Hinter dem Begriff steckt ein Hackbraten aus Schweine- oder Rinderhack, Zwiebeln, Gewürzen und einem hart gekochten Ei. Das befindet sich in der Mitte des Bratens. Warum das Gericht so heißt? Angeblich geht das Rezept auf die Lebensmittelknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. „Falscher Hase“ galt demnach als Alternative zum Sonntagsbraten in der Nachkriegszeit. Da die Population der Hasen vom Aussterben bedroht war, wurde er unter Artenschutz gestellt und durfte nicht mehr geschossen werden. Entsprechend wurde ein "Falscher Hase" aus Hackfleisch geformt und serviert. Doch die Lebensmittelknappheit lässt gleichermaßen vermuten, dass auch Tiere wie Katzen für das Fleisch genutzt wurden.

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„Herrgottsbescheißerle“ – klingt fast wie ein Schimpfwort

Maultaschen
Die Geschichte verbirgt sich im Inneren
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Entwarnung, wenn Ihnen dieser Begriff begegnet. Bei „Herrgottsbescheißerle“ geht es schlichtweg um Maultaschen. Zur Entstehung der Maultasche gibt es etliche Theorien. Eine besagt, dass Mönche des Klosters Maulbronn (daher auch der Name „Maul“-Tasche) ein Stück gutes Fleisch geschenkt bekommen haben. Allerdings war Fastenzeit. Heimlich mischten sie Spinat und Kräuter mit dem klein gehackten Fleisch und füllten diesen Mix in Nudelteig-Taschen. Da sie während der Fastenzeit kein Fleisch essen durften, versuchten sie es so zu vertuschen und ihre Sünde zu verstecken. Schließlich wollten sie den Herrgott nicht verärgern.

„Himmel und Erde“: Himmlischer Genuss auf Erden

Kalbsleber mit Apfelmus und Kartoffelpüree
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„Himmel und Erde“ besteht aus Apfelmus und Kartoffelpüree und wird häufig mit gerösteten Zwiebeln und Blutwurst oder Leberwurst serviert. Das Gericht ist schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Seinen Namen hat es wohl den Grundzutaten zu verdanken. Äpfel wachsen bekanntermaßen auf Bäumen und sind das Obst des Himmels. Gegenstück des Gerichts ist der „Erdapfel“, sprich die Kartoffel.

kalter hund sommerkuchen Video Multiteaser
Ein Kühlschrank-Klassiker, der so manches Kinderherz erwärmt

„Kellerkuchen“: Kaltschnäuzig und trotzdem ein Klassiker

Die Idee dieser süßen Kreation ist denkbar einfach: Butterkekse und Schokoladencreme abwechselnd in einer Kastenform schichten, und ab in den Kühlschrank. Fertig ist der „Kalte Hund“. Er wird auch als "Kalte Schnauze" oder „Kellerkuchen“ bezeichnet. Woher der Name genau kommt, lässt sich nicht eindeutig belegen. Da der Kuchen jedoch im Kühlschrank aushärtet (früher musste der Keller herhalten) und danach eine glänzende Oberfläche hat, erinnert er durchaus an eine Hundeschnauze.

sngn emmas arme ritter
Kalorienarm ist "Armer Ritter" gewiss nicht, doch dafür punktet das Gericht mit Geschichte

„Arme Ritter“ schon zur Römerzeit

Sie sind wunderbar weich, gleichzeitig aber auch knusprig und süß: die „Armen Ritter“. Das Gericht besteht aus Weißbrot, das in Eiermilch getaucht und anschließend ausgebacken wird. Seinen Ursprung hat der Snack bereits im Römischen Reich, denn schon da war er in ähnlicher Form bekannt. Das Essen galt als Süßspeise „einfacher Leute“, um altes Brot zu verwerten. Das älteste schriftlich übermittelte deutschsprachige Rezept für „Arme Ritter“ tauchte erstmals im 14. Jahrhundert auf – und zwar im „Buch von guter Speise“, dem ersten in deutscher Sprache verfassten Kochbuch. Bis heute schmeckt es uns.