Was RTL-Expertin jetzt rät„Tausend verschiedene Gedanken und Stressoren“ - Sophia Thiel hatte wieder eine Ess-Attacke

Sophia Thiel im RTL-Interview: „Weihnachten war für mich immer die schwierigste Zeit des Jahres“
Sophia Thiel spricht offen über ihren Kampf gegen ihre Essstörung.
RTL
von Claudia Spitzkowski

„Wie konnte das alles so schnell von 0 auf 100 passieren?“
Diese Frage muss sich Sophia Thiel gerade stellen. Die Fitness-Influencerin hatte in den letzten Tagen einen Rückfall in ihre Essstörung. Doch den Kampf gegen ihre Dämonen will die 28-Jährige nicht aufgeben. Gut so, findet RTL-Expertin Ruth Marquardt und erklärt, warum sie sicher ist, dass Essstörungen heilbar sind.
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Sophia Thiels Rückfall kam „aus dem Nichts“

„Das letzte Wochenende hat mir wieder einmal gezeigt, wie schnell man in alte Muster zurückfallen kann“, schreibt Sophia Thiel am 23. Januar bei Instagram. „Bei mir erkenne ich mittlerweile die Zeichen relativ schnell, wenn es mir mental nicht gut geht“, erklärt sie. In den letzten Monaten habe es immer wieder Momente gegeben, in denen sie gespürt habe, dass die Gefahr eines Rückfalls groß ist, konnte ihn aber immer abwenden.

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Bis zu besagtem Wochenende. „Da kam alles gefühlt aus dem Nichts und hat mich direkt ohne Umwege in meine Vergangenheit zurückkatapultiert... Tausend verschiedene Gedanken und Stressoren kamen auf einmal zusammen, sodass ich mich wie eine Ziege gefühlt habe, die in Schockstarre umfällt und regungslos daliegt“, beschreibt Sophia eindringlich den Moment, in dem sie die Kontrolle wieder verloren hat. Ihre früheren Muster haben wieder „gekickt“: „Sich zu Hause verbarrikadieren, True Crime, viel Essen und schlafen - aber nicht in einer coolen, chilligen Weise, sondern sehr destruktiv in meinem Fall.“

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RTL-Expertin Ruth Marquardt: „Heilungsprozess braucht Übung“

„Failure is a great teacher“ (übersetzt: Scheitern ist ein toller Lehrer), schreibt Sophia Thiel. Wobei sie ihrem Rückfall jetzt gar nicht als „Scheitern“ bezeichnen möchte. Nun heißt es für sie: Aufstehen und Weitermachen – und aus ihrem „Sumpf“ schnellstmöglich wieder herauszukommen. „Ich finde man sollte sich nicht zuuu lange damit aufhalten und krampfhaft zerdenken, woran es gelegen hat und was man dafür alles die Schuld geben könnte (das hat mich damals auch immer irre gemacht) Viel wichtiger: Was hilft euch im HIER UND JETZT und tut euch gut?“, erklärt sie ihre Strategie.

Ein guter Ansatz, findet RTL-Expertin Ruth Marquardt. „Eine Essstörung ist etwas, von dem sehr viele Menschen glauben, dass sie nicht geheilt werden kann, sondern dass man sie lediglich zu beherrschen lernt. Meine Erfahrung als Expertin für Mental Health, also mentale Gesundheit zeigt, dass wir so gut wie jedes Krankheitsbild positiv beeinflussen können. Es ist heutzutage klar, dass Essstörungen heilbar sind. Es geht darum zu verstehen, dass ein Heilungsprozess Übung braucht. Übung, sich selbst und den Körper anzunehmen. Übung, wieder mit sich selbst im Inneren verbunden zu sein. Auf die eigene Stimme zu hören. Übung, den eigenen Körper immer weniger zu bewerten, sondern ihn als das zu sehen, was er ist: Ein Wunderwerk, in dem wir leben und uns ausdrücken können als Individuen.“

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Was ist der Auslöser für einen Rückfall, Ruth Marquardt?

Ruth Marquardt erklärt, warum Rückfälle bei Essgestörten wie Sophia Thiel immer wieder vorkommen können: „All das, was uns Menschen in eine Situation von innerer Unsicherheit bringt, kann ein Auslöser sein dafür, dass wir in alte Muster und Gewohnheit fallen. Mit einem Ess-Anfall lässt der Druck endlich nach, den Betroffene fühlen. Im Anschluss haben sie ein schlechtes Gewissen, Schuldgefühle. Machen sich oft selbst Vorwürfe, es ‘wieder nicht geschafft zu haben’. All das sind Folgen einer Gesellschaft, in der das lustvolle Essen – vor allem für Frauen, immer mehr aber auch für Männern, die sich über ihren Körper definieren, zu einer gefährlichen Falle geworden ist.“

So viele Faktoren können einen Rückfall triggern, so die Expertin. Zum Beispiel eine plötzlich engere Hose oder ein Kommentar in den sozialen Medien. Was Essgestörte dagegen tun können: „Es geht darum, einen liebevollen Blick auf sich und den eigenen Körper zu finden.“

Eine Therapie kann helfen, Frieden mit den Themen hinter der Essstörung zu schließen. „Oft sind damit einschneidende Erfahrung in Kindheit und Jugend verbunden“, weiß Ruth Marquardt. Doch auch dabei sollten sich Betroffene nicht zu viel Druck machen: „Es ist eine Reise. Wer sich eine Therapie mit einem fixen Enddatum setzt, wird wieder Gefahr laufen, dass sich innerlich Druck aufbaut.

„Die gute Nachricht: Es gibt einen Weg raus. Therapie ist keine Schande, sondern sie kann der Schlüssel in die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens ohne Zwang sein. Geben Sie sich und ihrem Körper, ihrer Seele Zeit“, rät die RTL-Expertin Betroffenen wie Sophia Thiel.