Seit Beginn des Jahres

Mehr als 100 Impfpässe im Norden gefälscht!

Sven Hoppe
Immer mehr gefälschte Impfpässe sind im Umlauf. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild
deutsche presse agentur

Mit gefälschten Impfpässen die Corona-Regeln umgehen – das versuchen in Norddeutschland immer mehr Menschen. Allein seit Beginn dieses Jahres wurden in Schleswig-Holstein 100 solcher Fälle registriert. Im vergangenen Jahr seien es 750 gewesen, die fast alle im letzten Quartal bekannt wurden. Das LKA Niedersachsen geht für das gesamte Jahr 2021 nach vorläufigen Zahlen von Fällen im unteren vierstelligen Bereich aus. In Bremen registrierte die Polizei bislang 190 Strafanzeigen wegen Impfpass-Fälschungen.

Niedersachsen: Apotheken decken viele Fälschungen auf

Insbesondere nach Einführung der 2G-plus-Regel am 22. November sei ein schneller Anstieg der Fallzahlen beobachtet worden, so eine niedersächsische LKA-Sprecherin. Die Mehrheit der Fälle in Niedersachsen wird laut den Ermittlern beim Vorlegen in Apotheken festgestellt, wenn mit dem Pass ein digitaler Impfnachweis ausgestellt werden soll. In letzter Zeit würden Fälle aber auch vermehrt bekannt, indem falsche Impfpässe oder Impfzertifikate etwa in der Gastronomie, in Schwimmbädern oder Bordellen gezeigt werden, teilte die LKA-Sprecherin mit.

Schleswig-Holstein: Chefarzt unter Verdacht

Die Herstellung und auch die Vorbereitung eines falschen Impfausweises steht unter Strafe – für Käufer und Verkäufer. Der Handel laufe laut Behörden sowohl über soziale Medien wie Telegram, Instagram, Whatsapp und Facebook als auch über Privatpersonen. Die Kosten liegen dabei bei rund 125 Euro. Die Landespolizei würde beim Aufdecken solcher Fälle mit den Ordnungsbehörden und mit der Apothekerkammer im engen Austausch stehen, betont eine Sprecherin.

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Hamburg: Hohe Strafen für Fälschungen

Die Hamburger Polizei hat nun eine Sonderkommission gegründet: Seit kurz vor Weihnachten ist die Ermittlungsgruppe „Merkur“ aktiv, so eine Polizeisprecherin. Bis Anfang Januar zählten die Beamten in der Hansestadt 832 Fälle im Zusammenhang mit gefälschten Gesundheitszeugnissen. Dazu zählen Impfausweise, Nachweise über eine Corona-Genesung und auch Testzertifikate.

Seit dem 24. November kann die Fälschung von Gesundheitsdokumenten härter bestraft werden: Es drohen Geldstrafen oder sogar Haft bis zu zwei Jahren, in besonders schweren Fällen sogar bis zu fünf Jahren.

Polizei ermittelt gegen Krankenhausmitarbeiter

Die Hamburger Polizei ermittelt auch gegen eine Mitarbeiterin des Universitätsklinikums Eppendorf. Die 31-Jährige und eine mutmaßliche 35 Jahre alte Komplizen stehen im Verdacht, Impfpässe gefälscht zu haben. Die Wohnungen der beiden Frauen und der Arbeitsplatz der 31-Jährigen seien am vergangenen Freitag durchsucht worden. Die Polizeisprecherin bestätigte entsprechende Medienberichte. In Schleswig-Holstein steht auch ein Chefarzt wegen Fälschungsverdachts in eigener Sache in Verdacht. Zwei Fälle von Impfpass-Fälschungen erschütterten im Dezember 2021 das Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster. (dpa/fst)