28. November 2019 - 14:20 Uhr
Neuregelung der Sommerferien: Bayern stellt sich quer
Der Streit über die Frage, welches Bundesland wann Sommerferien machen darf, ist voll entbrannt. Eigentlich hatten die Bundesländer Mitte Oktober auf der Kultusministerkonferenz festgelegt, dass die aktuelle Regelung neu geprüft wird. Doch Bayern schoss quer und trat jetzt aus dem geplanten Nationalen Bildungsrat aus – und damit auch aus der gemeinsamen Regelung für die Schulferien. Aber wie wird eigentlich bestimmt, welches Bundesland wann Sommerferien hat? Und warum gibt es für Bayern und Baden-Württemberg immer noch eine Extrawurst?
So werden die Sommerferien bestimmt
Anders als in vielen anderen Ländern verabschieden sich die Schulen in Deutschland versetzt in die Sommerferien. Wer wann Ferien hat, beschließt die Kultusminsterkonferenz - und das für drei bis vier Jahre im Voraus. Hier gibt es ein ausgeklügeltes "rollierendes System", bei dem die Bundesländer in fünf Gruppen eingeteilt werden. Die Länder einer Gruppe, die geografisch meist eng beieinander liegen, haben zur selben Zeit Sommerferien. Die Oster- und Weihnachtsferien planen die Bundesländer auf der Grundlage der Sommerferientermine dann in Eigenregie.
So startet dann mal die einen Gruppe früher in die Sommerferien, mal die andere. Damit soll jedes Bundesland in den Genuss eines möglichst späten Ferienbeginns kommen. Diese Regelung gilt für alle - außer für Bayern und Baden-Württemberg. Für die beiden südlichsten Bundesländer wird seit jeher eine Ausnahme gemacht: Hier beginnen die Sommerferien traditionell am spätesten, nämlich immer erst Ende Juli oder Anfang August.
Andere Bundesländer empören sich über die Extrawurst
In den anderen Bundesländern wird diese Regelung kritisch gesehen - schließlich können Familien aus Bayern und Baden-Württemberg so nach der Hauptreisesaison in den Urlaub fahren und damit ordentlich Geld sparen. Außerdem verspricht der Hochsommer im August besonders warmes Wetter zu den Ferien.
Diese Sonderregelung für Bayern und Baden-Württemberg hat einen simplen Grund: In diesen Bundesländern gibt es im Juni zwei Wochen Pfingstferien, dafür sind die Herbst- und Weihnachtsferien kürzer. Würden die Sommerferien dort schon Anfang Juli beginnen, würde zwischen ihnen und den Pfingstferien also kaum Unterrichtszeit liegen.
Warum haben die Bundesländer überhaupt versetzt Ferien?

Dass sich die Bundesländer bei den Sommerferien so wenig wie möglich überschneiden sollen, hat vor allem zwei Gründe:
- Verkehrschaos soll vermieden werden
Würden sich noch mehr Familien zeitgleich mit dem vollgepackten Auto auf den Weg in den Urlaub machen, würde ein Verkehrskollaps drohen. Der ADAC warnt in diesem Fall vor noch extremeren Staus im Sommer. Mit den versetzten Ferienstarts soll diese Situation entzerrt werden.
- Mehr Umsatz für die Tourismusbranche
Gerade für tourismusorientierte Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein ist eine maximal in die Länge gezogene Sommerferienzeit wichtig. So können die Bundesländer die Tourismussaison über das Jahr hinweg bestmöglich ausschöpfen, die Bettenauslastung in Hotels und Ferienwohnungen ist optimal - und so wird nicht nur mehr Umsatz gemacht, es werden auch Arbeitsplätze gesichert.
Schuljahre und Halbjahre sollen möglichst gleich lang sein
Für die Kultusminister stehen bei der Festlegung der Sommerferientermine dagegen pädagogische Gründe im Vordergrund: Sowohl die Schuljahre als auch die Halbjahre sollen möglichst gleich lang sein, um einen sinnvollen Rhythmus zwischen Schulphasen und Erholungsphasen zu schaffen und um jeweils ähnliche Benotungszeiträume zu haben. Außerdem soll in der Zeit zwischen zwei Ferienblöcken auch noch genügend Zeit für Prüfungsabläufe sowie für Schulprojekte und Klassenfahrten bleiben.
Diese Vorteile können frühe Sommerferien haben

Auch für diejenigen, die schon früh in den Sommerurlaub starten (müssen), kann es Vorteile geben. Skandinavien-Fans etwa können im Juni in Schweden Midsommar feiern - für Menschen aus Bayern und Baden-Württemberg ist das mit schulpflichtigen Kindern in der Regel nicht möglich. Und wer schon so früh im Sommer nach Südfrankreich fährt, kann auch hier von niedrigeren Preisen profitieren, weil die Ferienzeit dort erst später startet.
Wer vor allen anderen Sommerurlaub macht, kann zudem entspannt die "Ruhe vor dem Sturm" genießen, bevor auch alle anderen (Bundes-)Länder in die Ferien starten und die Strände überfüllt sind. Und kommt Anfang Juli in Deutschland schon die große Hitze, müssen Schüler in Bayern und Baden-Württemberg noch im Klassenzimmer schwitzen, während sie in anderen Bundesländern schon im Freibad liegen können.