Skandal um deutschen Reit-Star

So tickt Ludger Beerbaum

Er ist ein gefeierter Olympia-Held, einer der erfolgreichsten deutschen und internationalen Spring-Reiter. Ludger Beerbaum. Nun werfen RTL-Recherchen einen Schatten auf die einzigartige Karriere. Wie tickt der 58-Jährige?

Gold in drei verschiedenen Jahrzehnten

Die Liebe zum Pferdesport war schon früh vorgezeichnet. In jungen Jahren bekam Ludger Beerbaum sein erstes Pony. Und als Nachwuchsreiter nahe Detmold stellten sich dann auch schnell die ersten Erfolge ein. Anfang der 1980er Jahre verdiente er sich erste Sporen und wurde deutscher Vizemeister der Junioren.

Voller Fokus also auf den Reitsport – dafür brach Beerbaum auch sein Studium der Betriebswirtschaftslehre ab. So richtig professionell ging es dann 1985 los, als er unter anderem beim CHIO in Aachen startete. In jenem Jahr durfte er erstmals für die deutsche Nationenpreismannschaft reiten. Der Startschuss einer Weltkarriere.

Beerbaum holte in drei verschiedenen Jahrzehnten Olympia-Gold – in gleich vier verschiedenen Jahrzehnten eine Olympia-Medaille - eine Wahnsinns-Karriere auf dem Pferd. 1988, 1992, 1996, 2000 Gold - und 2016 nochmal Bronze. Er ist nicht nur Olympiasieger, sondern auch mehrfacher Weltmeister, Europameister, deutscher Meister. Ein hochdekorierter Sportler.

Allein oder im Team – wo Beerbaum war, war auch Erfolg. Mehr als 30 Jahre lang war Beerbaum für die deutsche Equipe im Einsatz. Einer, der sich hochgekämpft hat und zum Leader, ja zum Star wurde.

Seinen letzten Auftritt mit der Equipe hatte er 2016. Das Nations-Cup-Finale in Barcelona war sein letzter Team-Wettbewerb für Deutschland. Anschließend ging er noch gelegentlich im Einzel an den Start.

Goldmedaille aus dem Jahr 2004 wurde aberkannt

Seit 1995 ist er in Riesenbeck im Tecklenburger Land ansässig. Mit seinem Unternehmen "Ludger Beerbaum Stables" hat er sich inzwischen ein Imperium des Reitsports aufgebaut.

RTL-Recherchen haben nun aufgedeckt, dass er dort augenscheinlich unerlaubte Trainingsmethoden einsetzt. Beerbaum widerspricht den Vorwürfen vehement. Es ist nicht das erste Mal, dass es Wirbel um den Reiter gibt.

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Schon vor 18 Jahren geriet er erstmals in negative Schlagzeilen. Die Olympischen Spiele 2004 in Griechenland standen eigentlich unter einem guten Stern. Beerbaum lief als Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier in Athen ein. Im Mannschafts-Wettbewerb ritt das deutsche Team um Beerbaum zu Gold. Es folgte der Schock. Bei seinem Pferd Goldfever wurde später eine damalig unerlaubte Medikation nachgewiesen. Die bittere Folge: Die Mannschafts-Goldmedaille wurde nachträglich wieder aberkannt. Bei der Medikation handelte sich um den Wirkstoff Betamethason in einer Salbe. Beerbaum sagte, er habe von dem Mittel in der Salbe nichts gewusst – auch nicht, dass es in die Blutbahn dringen kann. Behandelt wurde sein Pferd aufgrund eines „Ekzems im Fesselbogen“. Der Internationale Sportgerichtshof CAS wies schlussendlich in letzter Instanz einen Einspruch Beerbaums ab. Er ging leer aus. Beerbaum betonte damals: „Goldfever ist in Athen behandelt worden zum Wohle des Pferdes und nicht, um die Leistung zu beeinflussen. Es bleibt der Vorwurf, dass ich das nicht angemeldet habe. Dazu stehe ich. Und die Konsequenz muss ich tragen.“

Mehrere Jahre später gab es dann Ärger wegen eines Spruchs in einem FAS-Interview. Beerbaum sagte 2009: „Im Laufe der Jahre habe ich mich darin eingerichtet, auszuschöpfen, was geht. (…) In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird.“ Das kam nicht überall gut an. Der Reiter wurde vorübergehend von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung aus der Nationenpreismannschaft geworfen. Später wurde er mit Auflagen wieder in den Kader aufgenommen.

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Verstöße gegen Tierschutzgesetz

Vor allem angesichts der aktuellen Recherchen von RTL Extra erscheint das Zitat in einem neuen Licht.

Denn auf seiner Anlage in Riesenbeck kommt es augenscheinlich zu Verstößen gegen den Tierschutz. RTL Extra liegen exklusive Videoaufnahmen einer Insiderin und engen Vertrauten Beerbaums vor, die dies nahelegen. Darauf zu sehen: Ludger Beerbaum, der mit seinem Pferd über ein Hindernis springt, während ein Mitarbeiter mit einer Stange an die Vorderbeine des Tieres schlägt. Diese als "Barren" bekannte Methode stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und ist auch laut der Statuten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in dieser Form verboten.

Beerbaum bestreitet die Vorwürfe. „Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde“, hieß es in einer Stellungnahme Beerbaums. „Der im Video zu sehende Gegenstand erfüllte die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer.“ (msc)