Tierschutzverstöße bei Reit-Star
RTL-Expertin Birgit von Bentzel: „Es müssen jetzt neue Regeln her“
Es ist ein neuer Skandal, der Pferdefreunde wütend macht. Zwei Jahre lang hat ein Team von RTL recherchiert und dabei unerlaubte Methoden im Reitsport offengelegt, mittendrin der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum. RTL-Pferdesport-Expertin Birgit von Bentzel fordert nun: Die Regeln müssen geändert werden. Mehr oben im Video.
"Sollte ganz einfach verboten werden"
Auf Beerbaums Anlage in Riesenbeck kommt es augenscheinlich zu Verstößen gegen den Tierschutz. RTL Extra liegen exklusive Videoaufnahmen einer Insiderin und engen Vertrauten Beerbaums vor, die dies nahelegen. Darauf zu sehen: Beerbaum, der mit seinem Pferd über ein Hindernis springt, während ein Mitarbeiter mit einer Stange an die Vorderbeine des Tieres schlägt. Diese als "Barren" bekannte Methode stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar und ist auch laut der Statuten der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in dieser Form verboten.
Ludger Beerbaum äußerte sich am Mittwoch in einer ausführlichen Stellungnahme zum Sachverhalt. Der Reitstar streitet vehement ab, seine Pferde mit der unerlaubten Methode zu trainieren: „Die im Beitrag gezeigten Szenen auf dem Reitplatz haben mit Barren nichts zu tun. Es handelt sich dabei um erlaubtes Touchieren, das von einem erfahrenen, routinierten Pferdefachmann durchgeführt wurde. Der im Video zu sehende Gegenstand erfüllte die Vorgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung für ein zulässiges Touchieren: nicht länger als drei Meter, maximal zwei Kilogramm schwer.“
Deutsche Reiterliche Vereinigung reagiert
RTL-Reitsport-Expertin Birgit von Bentzel sagt grundsätzlich: „Das Schlimme ist, dass das Barren in Maßen erlaubt ist laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Da heißt es dann nicht Barren – das ist verboten – aber Touchieren mit einer Stange.“ Das Problem dabei: „Jetzt diesen Unterschied zu erkennen, das ist eine Gratwanderung“, sagt von Bentzel. „Ich finde, da sollten die Regeln geändert werden. Es sollte ganz einfach verboten werden.“
In Reaktion auf unseren Beitrag teilte die Deutsche Reiterliche Vereinigung am Mittwoch mit, dass genau diese Regeln auf dem Prüfstand stehen. FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach wird in einer Mitteilung so zitiert: „Die Grenzen zwischen dem laut Richtlinien für Reiten und Fahren zulässigen Touchieren und dem gemäß Tierschutz-Leitlinien verbotenen Barren sind fließend. Genau deshalb ist eine differenzierte Betrachtung erforderlich.“ Lauterbach weiter: „Das Touchieren, so wie es jetzt in unseren Richtlinien definiert ist, steht weiterhin auf dem Prüfstand.“
Fest steht: Die Vereinigung distanziert sich klar von Trainingsmethoden wie dem Barren. Lauterbach: „Bereits jetzt, unabhängig von dem gezeigten Beitrag, können wir klar sagen, dass der Gebrauch von Vierkantstangen sowie genopptem oder gestacheltem Stangenmaterial inakzeptabel ist und nicht im Einklang steht mit den Grundsätzen des fairen Pferdesports.“ (bvb/sfu)