Mutig, knallbunt und verdammt sexySitcom-Klassiker „Die Nanny“ wird 30 Jahre alt - Fran, du bist eine geile Sau

HANDOUT - 01.01.1997, ---, --: Die Besetzung von "the Nanny" im Uhrzeigersinn von links nach rechts: Charles Shaughnessy, Fran Drescher, Daniel Davis, Lauren Lane, Benjamin Salisbury, Madeline Zima, und Nicholle Tom. Die US-Sitcom  ·Die Nanny· läuft Montag bis Freitag auf Warner TV Comedy im Morgen- sowie Mittagsprogramm mit mehreren Episoden. (zu dpa: ««Oh, Mr. Sheffiiiield!» - Sitcom-Klassiker «Die Nanny» wird 30 ») Foto: Cliff Lipson/CBS/Sony Pictures Entertainment. All Rights Reserved/Warner TV /dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Sendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
„Ich wollte immer so wie Fran aussehen!“ Sitcom-Klassiker „Die Nanny“ wird 30 Jahre alt
vf nic, dpa, CBS

Seeehr kurze Röcke, toupierte Haare und ein Herz aus Gold.

Schon in den 1990ern war Komikerin Fran Drescher alias Fran Fine eine Kultfigur im TV. „Die Nanny“ stellte in der New Yorker Upper Class nicht nur die Welt des Broadway-Produzenten Maxwell Sheffield auf den Kopf, sondern auch die aller Frauen – mit ihren legendären Looks und ihrer furchtlosen Art. Jeder wollte so sein wie sie. Ja, auch ich. Ein Kommentar.
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„Die Nanny“ gewann sogar einen Emmy

Sechs TV-Staffeln brauchte Kindermädchen Fran als „Die Nanny“, um ihr Happy End mit dem Broadway-Produzenten Maxwell Sheffield zu besiegeln. In der Kult-Sitcom gab sich Fran Drescher alias Fran Fine als ewige 29-Jährige aus. Damit ist spätestens jetzt Schluss: Denn die Kultserie aus den 1990er Jahren wird 30.

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Die Pilotfolge des CBS-Erfolgs flimmerte erstmals am 3. November 1993 in den USA über die Fernseher. Die deutsche Erstausstrahlung folgte 1995. Menschen in mehr als 100 Ländern kennen „The Nanny“. Die Serie sei eine der erfolgreichsten Sitcoms der Welt, erklärt RTL. Ausgezeichnet wurde sie mit zahlreichen Preisen – darunter ein Emmy. Und ehrlich gesagt, hätte diese Mode in der Serie auch einen Preis verdient.

„Leo-Muster und toupierte Haaren waren einfach unser Ding“

Alle sprechen immer von „Sex and the City“ – eine Serie wie vom Modehimmel gefallen. Laut, progressiv, mutig. Doch was ist mit „Die Nanny“? Schließlich war Fran vor Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte da. Sogar deutlich früher – erst fünf Jahre nach „Die Nanny“ kam die erste Staffel „Sex and the City“ auf den Markt.

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Drehbuch-Professor Timo Gößler von der Filmuniversität Babelsberg sagt: „Die Serie bringt alle Ingredienzien einer guten Sitcom mit. Zwei Welten prallen aufeinander.“ Die schrille Fran Fine komme aus einem kleinbürgerlichen jüdischen Umfeld in Queens und passe sich nicht in geringster Weise an. „Das ist genau die Anarchie, die eine gute Sitcom braucht.“ Genau wie bei Alf. „Er kommt als Außerirdischer in eine Familie - und in dem Fall hier kommt Fran Fine fast wie eine Außerirdische in die spießige und versnobte Welt der Upper Class und sieht überhaupt nicht ein, sich anzupassen.“ Ganz im Gegenteil sogar: Sie breche mit allen Regeln des Hauses. „Das tut sie aber immer mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und deswegen sind wir immer auf ihrer Seite.“ Diese Frau war mutig, sie war verspielt, sie ließ sich absolut nichts sagen und, verdammt, sie war sexy. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, dass all meine Freundinnen – und ja, auch ich – so aussehen wollten wie Fran. Und was soll ich sagen? Leo-Muster und toupierte Haaren waren einfach unser Ding.

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Frans Looks haben sogar einen eigenen Instagram-Account

Auf Instagram widmet sich die Seite „whatfranwore“ (Was Fran trug) mit mehr als 380.000 Followern den extravaganten und auffälligen Outfits des Kindermädchens - mit Leoparden-Muster, Schachbrett-Design oder im Muster einer Backsteinmauer. Die Kleider waren in der Regel nicht von der Stange, sondern von bekannten Luxusmarken wie Chanel, Christian Lacroix und Moschino hergestellt. Doch das wussten die meisten nicht mal. War auch nicht interessant. Ich bin damals zu den üblichen Ketten gelaufen und habe Ausschau nach Leo-Print gehalten. Ja, Mode macht den Menschen oftmals Freude. Doch sie tut mehr als nur das. Sie stärkt unser Selbstbewusstsein.

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In der Serie schien es immer so, als würde sich Fran vor nichts fürchten. Sie kämpfte gegen Ungerechtigkeit und stand immer für sich selbst ein. Ihre Looks wirkten fast wie ein Schutzschild. Dass was sie nach Außen hin transportierte, war Stärke – zumindest für mich. Ihre Looks waren laut, also war auch sie laut. Ihre Styles waren schrill, also war auch sie schrill. Und damit nicht genug. Irgendwie verlor Fran in ihren Outfits nie das Kind in sich. Durch kleine Details wie Federn, kürzere Röcke oder die berühmten Haarbänder wirkte die heute 66-Jährige immer ein bisschen wie Peter Pan. Fran gab mir das Gefühl, dass ich anziehen darf, was ich will. Dass ich sein kann, wer ich will. Und dass ich dabei immer geliebt werde – genauso wie sie immer geliebt wurde – vor allem von ihren Fans. Also Danke, Fran. Danke, dass du damals so warst und dich selbst nie verloren hast. Denn: Auch heute noch sieht die Schauspielerin fantastisch aus und engagiert sich politisch. Sie nutzt ihre Stimme, egal ob im wahrsten Sinne des Wortes oder methaphorisch durch Fashion. Fran, du bist eine geile Sau. DAS lässt sich defintiv nicht leugen.

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Aber worum geht es in der Serie eigentlich?

Fran Drescher spielt eine Brautmodeverkäuferin aus Queens, die von ihrem Verlobten Danny Imperiali (Jonathan Penner) verlassen und dann auch noch vor die Tür gesetzt worden ist. Als Vertreterin für Kosmetik versucht sie auf der Upper East Side ihr Glück. Dabei gerät sie durch einen Zufall in ein Vorstellungsgespräch für einen Kindermädchen-Posten bei einem wohlhabenden Briten.

Und sie bekommt die Stelle bei dem verwitweten und gut aussehenden Broadway-Produzenten Maxwell Sheffield (Charles Shaughnessy). Fortan ist sie für die drei Kinder Maggie (Nicholle Tom), Brighton (Benjamin Salisbury) und Gracie (Madeline Zima) zuständig, in Höhen und Tiefen. Dass sich in diesem Arbeitsverhältnis zunehmend auch eine Romanze andeutet, klingt immer wieder in Fran Fines Lieblingssatz „Oh, Mr. Sheffiiiield!“ an, den die Nanny genauso gut keifen wie hauchen kann.

In die High Society von New York und dem Leben des versnobten Mr. Sheffield will die sympathisch-prollige Nanny, die sich ständig Lippenstift von den Zähnen wischt und mit ihrer schrillen Stimme auffällt, nicht so recht passen. Frans größte Rivalin und Gegenspielerin ist C.C. Babcock (Lauren Lane), die gefühlskalte Geschäftspartnerin und heimliche Verehrerin von Mr. Sheffield. „Auf ihrer Seite hat Fran aber Butler Niles, gespielt von Daniel Davis, und natürlich die Zuschauer“, sagt Drehbuch-Professor Timo Gößler von der Filmuniversität Babelsberg. Denn, dass die Nanny das Herz auf dem rechten Fleck habe, sei von Episode eins an klar.

Nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Ideengeberin?

Fran Drescher sei nicht nur die Hauptdarstellerin der Sendung gewesen, sondern auch Ideengeberin, erläutert Gößler. Ganz viel von ihrer eigenen Biografie stecke in der Serie. Ihr Vorname und die Namen der Eltern seien gleich. Die schrullige Großmutter Yetta (Ann Morgan Guilbert) beruhe in Teilen auf ihrer eigenen Großmutter. Drescher habe sich mit der Rolle zu einer Art Kunstfigur gemacht. „Man kann sich auch nicht vorstellen, dass die Rolle jemand anderes spielt“, sagt Gößler. Der Erfolg gebe ihr recht.

Im deutschen Fernsehen lief „Die Nanny“ auf zehn Sendern, bei RTL zuletzt im Jahr 2006, wie dessen Sprecher erklärt. Bei RTL+ sei „Die Nanny“ noch bis zum vergangenen Jahr zu sehen gewesen.

Quoten aus den 1990ern zu der Sendung könne er nicht liefern, das Archiv reiche nicht mehr so weit zurück, sagt der Sendersprecher. „Ich kann jedoch sagen, dass es bei uns immer erfolgreich lief und weil es so erfolgreich lief, wir auch nach den ersten paar Jahren einen deutschen Vorspann in Auftrag gegeben und gezeigt haben, der heute noch im Einsatz ist.“ Aktuell ist die Serie werktags bei Warner TV Comedy im Morgen- und Mittagsprogramm zu sehen.

Was wurde aus den Stars aus „Die Nanny“?

Sprungbrett für eine große Hollywood-Karriere war die Kultserie für die Darsteller nicht. Während sie in der Sitcom ein Happy End feiern konnte, musste Schauspielerin Fran Drescher privat viele Schicksalsschläge hinnehmen und private Krisen überstehen. Dazu zählten eine Krebserkrankung und die Scheidung von Peter Marc Jacobson. Nach dem Ende der Serie tuckerte sie vor allem in deutlich kleineren Rollen durch die Fernseh- und Filmlandschaft.

Zuletzt war die heute 65-Jährige vor allem als Präsidentin der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA in den Schlagzeilen. Im aktuellen Hollywood-Doppelstreik der Autoren und Schauspieler gilt sie als Frontfrau - und auch sonst ist Drescher politisch engagiert. Die weltweite Berühmtheit, die ihr die Serie gebracht habe, sei unbezahlbar, hatte Drescher in einem Interview gesagt. Diese Plattform nutze sie, um ihre Stimme zu erheben.

Um den restlichen Nanny-Cast ist es nach dem Serien-Ausklang 1999 eher ruhig geblieben. Gastrollen in bekannten US-Serien wie „Law und Order“ oder „CSI“ hatte etwa Maxwell-Sheffield-Darsteller Charles Shaughnessy. Und auch Madeline Zima alias Gracie war in kleineren Rollen in Serien-Erfolgen wie „Californication“ zu sehen.

Viele Fans wünschen sich ein TV-Comeback der Serie. Gerüchte dazu gibt es schon seit Jahren. Die hatte Fran Drescher im Mai wieder selbst in einem Interview angefacht. Vor dem Streik habe es Gespräche dazu gegeben, sagte sie. „Wir werden sehen, was passiert.“ (mit dpa)