Endlich ein starker Wingman
Sergio Perez: Der Red-Bull-Mann, der die Formel-1-WM miteinscheiden wird

Im hektischen Treiben von Mexiko-Stadt sorgt Sergio Perez schon seit Montag für zusätzliches Chaos. Auf der viel befahrenen Avenida Paseo de la Reforma störten am Feiertag Dia de los Muertos Kräne und LKW den Verkehr. Sicherheitszäune wurden aufgestellt, Großleinwände installiert - alles muss bereit sein, wenn sich Mexikos Formel-1-Star die Ehre gibt.
"Land wie nie zuvor in Wallung bringen"

Am Mittwochmorgen rast "Checo" im RB7 von Red Bull bei einem Show-Event durch das Herz der Hauptstadt und steht anders als sonst voll im Mittelpunkt. "Lasst uns das ganze Land wie noch nie zuvor in Wallung bringen", schrieb Perez bei Twitter. Erst auf den belebten Straßen von Mexiko-Stadt, dann im Rennen am Sonntag (20 Uhr im Liveticker) im Autodromo Hermanos Rodriguez.
Die Chancen auf eine Fiesta in Grün, Weiß und Rot stehen gut. "Theoretisch sollte uns die Höhenlage in Mexiko entgegenkommen", hatte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko schon nach dem Doppel-Podium beim Großen Preis der USA in Austin gesagt. Im engen Titelzweikampf zwischen Red-Bull-Star Max Verstappen und Rekordweltmeister Lewis Hamilton (Mercedes) zählt jedes Detail. "Zwei Siege", rechnete Marko vor, braucht Verstappen für eine Vorentscheidung. Dass Perez' Formkurve pünktlich zum Endspurt der Saison steil ansteigt, kommt da gerade recht.
Zwei Mal stand der 31-Jährige zuletzt auf dem Podest. In der Türkei blieb er vor Hamilton, in Texas setzte er den Titelverteidiger taktisch unter Druck und kämpfte sich ohne Trinkmöglichkeit "im Überlebensmodus" auf Rang drei. "Er findet immer mehr seine Form, und gerade zu diesem Zeitpunkt des Jahres ist das entscheidend für uns", sagte Teamchef Christian Horner.
Für Perez ein hart erkämpftes Privileg

Perez ist angekommen bei Red Bull. Anders als seine Vorgänger Pierre Gasly und Alexander Albon hat er sich als verlässlicher Fahrer neben Verstappen etabliert. Auch ein Zwischentief im Sommer hielt Red Bull nicht davon ab, den Vertrag mit Perez für die Saison 2022 zu verlängern. "Ich denke, wir haben es geschafft, ein Setup zu finden, das für ihn funktioniert", sagte Horner.
Für Perez ist das Cockpit im derzeit wohl stärksten Auto der Formel 1 ein hart erkämpftes Privileg. Ruhm, Reichtum und Rennen in der Königsklasse schienen illusorisch, als er als Kind in Guadalajara von der Formel 1 träumte. Perez schlug sich die Nächte um die Ohren, kontaktierte um vier Uhr nachts Teams im fernen Europa. Der Einsatz lohnte sich.
Mit 15 Jahren fand Perez ein Team in Deutschland, reiste mit einem One-Way-Ticket nach München. Der Kulturschock war gewaltig. Der Teenager schlief in einem Autobahnhotel, kam später in einem Restaurant unter, schlich sich nachts in die Küche und brachte den Koch wegen fehlender Schnitzel und Pasta zur Weißglut.
Sportlich ging er nach Startschwierigkeiten seinen Weg. Dem Wechsel aus der deutschen Formel BMW in die britische Formel 3 folgte der Aufstieg in die Formel 1 - und zu einem Sportidol seines Landes. "Es war ein verrücktes Projekt eines verrückten Kindes", sagte Perez: "Ich bin sehr stolz auf dieses Kind. Egal, wie verrückt dein Traum ist, es ist definitiv möglich." (tno/sid)