Schottland: Polizei räumt Mitschuld an tragischem Todesfall aus demJahr 2015 ein Polizei ignoriert Notruf und kommt erst drei Tage später zum Unfallort: Junge Mutter stirbt kurz darauf

Schottland
John Yuill und seine Partnerin Lamara Bell

Unfassbar: Drei Tage lang kämpfte eine Frau in Schottland in einem Unfallauto ums Überleben, ehe die Polizei auf den Notruf reagierte. Drei Tage! Ihr Partner starb bereits im Auto, sie erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Jetzt hat schottische Polizei ihre Mitschuld an dem tragischen Vorfall aus dem Jahr 2015 eingeräumt und sich entschuldigt. Ein Gericht in Edinburgh verurteilte die Behörden zu einer Geldstrafe von 140.000 Euro.

Beide hinterlassen je zwei kleine Kinder

07.09.2021, Großbritannien, Edinburgh: Iain Livingstone, Polizeipräsident, kommt zu einer Anhörung, im Prozess um einen tödlichen Unfall auf der M9, vor dem High Court. Vor einem Gericht in Edinburgh gaben die Verantwortlichen zu, dass Fehler im System der Polizei entscheidend dazu beigetragen hätten, dass die junge Mutter ums Leben kam. Die Polizei hatte nach einem Notruf erst drei Tage später reagiert. Die damals 25-jährige Frau war infolge eines Autobahnunfall im Krankenhaus gestorben, nachdem sie tagelang unentdeckt im Unfallauto gelegen hatte. Foto: Andrew Milligan/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Iain Livingstone, Polizeipräsident, auf dem Weg zu einer Anhörung im Prozess um einen tödlichen Unfall auf der M9.
mbu nwi, dpa, Andrew Milligan

Polizeichef Iain Livingstone gab bei dem Gerichtstermin vor dem Hight Court zu, dass Fehler im System der Polizei entscheidend dazu beigetragen hätten, dass eine junge Mutter ums Leben kam. Die Schlamperei haben „wesentlich zum Tod einer Frau beigetragen.“ Die Behörde räumte ein, dass ihr Notfallsystem zwischen 2013 und 2016 fehleranfällig gewesen sei und nicht in allen Fällen angemessen und verlässlich funktioniert habe. Der zuständige Polizeichef Stephen House war seinerzeit zurückgetreten.

Der folgenschwere Unfall ereignete sich im Juli 2015 in der Nähe von Stirling. Die 25-jährige Lamara Bell lag drei Tage unentdeckt im Unfallauto. Ihr Partner John Yuill starb bereits im Auto. Freunde hatten das Paar, Eltern von jeweils zwei kleinen Kindern, als vermisst gemeldet, berichtet die britische Zeitung "The Guardian".

Mann stirbt direkt im Auto, Frau liegt drei Tage schwer verletzt neben ihm

Police missed crash for three days. Police officers search the scene at Junction 9 of the M9 after a car was discovered yesterday off the road with the driver dead and passenger still alive. An investigation has been launched into the police failure to follow up a report of the crash which killed John Yuill, 28, and left 25-year-old Lamara Bell critically injured in hospital. Picture date: Thursday July 9, 2015. . See PA story POLICE Couple. Photo credit should read: Andrew Milligan/PA Wire URN:23510697
Erst drei Tage nach dem Unfall begann die schottische Polizei nach dem verunglückten Paar zu suchen.
picture alliance / empics, Andrew Milligan

Ein Landwirt aus der Gegend hatte demnach gemeldet, dass das Auto des Paares in der Nähe des Örtchens Bannockburn von der M9 abgekommen sei. Erst drei Tage später reagierte die Polizei auf den Anruf eines anderen Autofahrers, so der Bericht weiter. Der Mann habe gemeldet, dass Lamara Bell sich bewegte und stöhnend bat, "holt mich hier raus."

Sie wurde schwer verletzt mit einer Kopfverletzung, diversen Knochenbrüchen und inneren Verletzungen in ein künstliches Koma versetzt. Vier Tage später starb sie im Krankenhaus, so die Zeitung.

Erst jetzt wurde das traurige Geschehen juristisch beigelegt. Ein Polizeisprecher sagte dem "Guardian" zufolge: "Ich hoffe, dass das heutige Schuldeingeständnis der Polizei die Familien von John Yuill und Lamara Bell wenigstens ein bisschen damit abschließen lässt." (uvo)