Asthma und ADHS als mögliche Folgen?Schock-Studie: Gasherde für Kinder so gefährlich wie Passivrauchen! Experte ordnet ein

Finger weg von Gasherden? Neben Luftverschmutzung sollen durch entsprechende Geräte auch schwere Atemwegserkrankungen und ADHS bei Kindern hervorgerufen werden. Zu diesem Ergebnis sind jetzt die Organisationen CLASP, EPHA und TNO in einer gemeinsamen Studie gekommen – eine schockierende Erkenntnis, die EU-weit über 100 Millionen Menschen beunruhigen dürfte. Doch wie ordnet Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht die neuen Erkenntnisse ein? Gibt es ernsthaften Grund zur Sorge?
Worum geht es in der Studie?
Mehr als 30% der Haushalte in der EU kochen mit Gas. Eine Tatsache, die die CLASP (Collaborative Labeling and Appliance Standards Program, zu Deutsch: Gemeinsames Programm für Kennzeichnung und Gerätenormen), die European Public Health Alliance (EPHA) und die niederländische TNO, eine Organisation für angewandte wissenschaftliche Forschung, zum Anlass nehmen, auf die verborgenen gesundheitlichen Auswirkungen von Kochen mit Gas hinzuweisen.
Was viele nämlich nicht wissen: Gasherde setzen eine Menge gesundheits- und umweltschädlicher Schadstoffe frei, und das sogar auch dann, wenn sie ausgeschaltet sind. Besonders bei Kindern können diese Schadstoffe demnach drastische Auswirkungen auf die Gesundheit haben, heißt es in der von CLASP veröffentlichen Studie.
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Im Rahmen einer früheren Studie des Climate Councils aus dem Jahr 2021 habe man sogar festgestellt, dass das Kochen mit Gas eine ähnlich starke Auswirkung auf die Entwicklung von Asthma bei Kindern habe wie Passivrauchen. Aus diesem Grund fordert Christine Egan, Chief Executive Officer bei CLASP: „Gaskochgeräte brauchen Gesundheitswarnungen wie Zigarettenschachteln.“
Doch nicht nur Atemwegserkrankungen seien eine ernstzunehmende Folge. Wie verschiedene Studien der vergangen Jahre bereits herausgefunden haben wollen, können die Schadstoffe, die von Gasherden freigesetzt werden, auch die Entwicklung einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, begünstigen.
Ziel der Organisationen ist es außerdem, Alternativen aufzuzeigen. So fordern die Forscher strengere Gesetze von der EU Kommission zum Schutz der Bevölkerung. Ärzte sollen die Gesellschaft für mögliche Gesundheitsgefahren durch Kochen mit Gas sensibilisieren und Privathaushalte im besten Fall auf Elektroherde umsteigen.
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"Man muss sich vor Fear Mongering in Acht nehmen"
Doch wie gefährlich sind Gasherde wirklich? Setzen wir uns und unsere Kinder täglich tatsächlich einer enormen Gefahr aus wenn wir unser Essen mit Hilfe von Gasherden zubereiten? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht ordnet ein.
Zunächst müsse man beachten, dass es sich bei den Organisationen, die sich dieser Studie angenommen haben, um drei Organisationen handelt, die schon lange versuchen, fossile Brennstoffe – somit auch Gas – zu eliminieren. „Hier geht es also bei weitem nicht nur um gesundheitliche Aspekte“, so Dr. Christoph Specht im Interview. Es gehe ganz klar auch um Klimaaspekte. „Fossile Brennstoffe sollen grundsätzlich als gefährlich und nicht gut gebrandmarkt werden.“
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Richtig sei zwar, dass bei der Verbrennung von Gas Stickoxide und Kohlenmonoxid entstehen und dass diese die Lunge und deren Gewebe besonders bei Kindern reizen können. „Doch die Frage ist immer, wie viel ist dafür nötig?“. Wenn es sich um Gasherde nach deutschem Standard handle, die regelmäßig gewartet und richtig eingestellt seien und die zusätzlich in einem gut belüfteten Raum stehen, sei das Problem minimirbar bis vernachlässigbar, wie der Experte erklärt.
„Wichtig in einer Studie ist auch immer der Punkt ‘Limitationen’“, erklärt Dr. Specht weiter. Hier geben Autoren Schwächen ihrer Forschung an. „Wenn man da einmal guckt, dann stellt man fest, dass das Herausrechnen von Faktoren, die vielleicht in Wirklichkeit der Grund für eine Asthmaerkrankung oder ADHS waren, nicht möglich war.“ Wie Dr. Specht erklärt, sei es viel wahrscheinlicher, dass Faktoren wie Rauchen im Umfeld von Kindern, generell schlecht belüftete Räumlichkeiten oder schlechte Familienverhältnisse einen größeren negativen Einfluss haben als das Kochen mit Gas. „Man muss sich vor Fear Mongering, also vor Panikmache, in Acht nehmen.“
Welche Gefahren gehen denn tatsächlich von Gasherden aus?
Die hauptsächlichen Gefahren von Gasherden sind laut Dr. Christoph Specht physikalischer Natur: Es besteht Brandgefahr durch offene Flammen und Explosionsgefahr des Gasspeichers. „Medizinische Gefahren bestehen zwar aufgrund des Verbrennungsprozesses, ja es verbrennt Methan. Aber das Ausmaß der Gefahr halte ich bei einem belüftetem Raum für vernachlässigbar.“ Viel wichtiger sei, dass die Menschen aufhören zu Rauchen, besonders in Räumlichkeiten, in denen sich auch Kinder befinden. „Passivrauchen ist extrem gefährlich.“