Schock-Bericht über Tausende Schlachtungen von Rennpferden
"Bilder sind der blanke Horror"
RTL-Reporterin fordert Umdenken
Es sind schockierende Enthüllungen: In England und Irland sollen laut BBC in den vergangenen beiden Jahren bis zu 4000 Rennpferde geschlachtet worden sein. Verdeckte Videoaufnahmen zeigen, wie bei den Schlachtungen auch geltende Vorschriften mehrfach verletzt worden sein sollen. So schockierend diese Enthüllungen sind, sind sie ein Skandal? RTL-Pferdesportexpertin Birgit von Bentzel beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Vorfall.
"Die Tiere sind ja quasi noch ein Kind!"
Ist die Karriere vorbei, geht es zum Schlachthof. Dieses Schicksal teilen viele Rennpferde. Aber der Weg in den Tod soll nicht grausam sein. Für den letzten Gang der Tiere gibt es strenge Regeln. Die wurden offenbar in England und Irland ignoriert. Und das mehrfach. Die Pferde dürfen
etwa nicht in Sichtweite zueinander getötet werden. Doch genau das passierte. Auch soll den Vierbeinern großes Leid erspart werden, es soll ein schneller Tod werden. Doch genau das passierte nicht. So wurden die Tiere vor der Schlachtung offenbar nicht betäubt.
„Die Recherchen der BBC hören sich gar nicht gut an“, sagt unsere Pferdesportexpertin Birgit von Bentzel. „Wenn die Schlachtungen wirklich so stattgefunden haben, dann ist das ist Horror. Pferde riechen den Tod, sie sind Fluchttiere und kriegen dann Panik. Wenn das Töten eines anderen Tieres mitansehen müssen, ist da ein Reflex zu fliehen. Die Recherchen zeigen wirklich ein Horrorszenario.“ Ein Szenario, das auch in Deutschland denkbar ist? „Dass die Pferde mit drei oder vier Jahren von der Rennbahn zum Schlachter kommen, das ist auch hier gängige Praxis, ja“, sagt unsere Expertin.
Es ist eine Praxis, mit der Birgit von Bentzel mächtig hadert: „Mit drei Jahren fängt ein Pferdeleben ja erst an. Pferde werden locker über 20 Jahre alt, sind auch sehr lange gut zu reiten. Drei Jahre ist fast nichts! Die Tiere sind ja quasi noch ein Kind!“ Aber warum enden dann so viele Leben unmittelbar nach der aktiven Renn-Karriere? „Sie haben schon viele Rennen bestritten, ihre Leistung lässt nach. Sie werden langsamer. Sind für den Sport nicht mehr zu gebrauchen.“Und an den „normalen“ Reiter nur schwer zu vermitteln. Denn die Pferde wurden ihr ganzes Leben nur auf Leistung und Erfolg getrimmt. Sie kennen nur rennen und rennen. Sie geben immer Vollgas.
„Man muss die Praxis ganz sicher hinterfragen"
Für viele „normale“ Reiter ist das kaum zu händeln, sagt unsere Expertin. „Es ist sehr schwierig, den Tieren das abzutrainieren. Deshalb ist es leider Praxis, dass die Tiere zum Schlachter kommen.“ Das gilt eben nicht nur für England, Irland und Deutschland. Das wird weltweit so gehandhabt. Für die Zucht werden Rennpferde ebenfalls nur selten benötigt. Die Züchter setzen auf die besten und erfolgreichsten Tiere. Und weil ein Hengst im Jahr unzählige Stuten besamen kann, braucht es halt nicht viele Hengste in der Zucht. „Das wird sich kaum ändern lassen, weil man nicht so viele Tiere braucht, wie es gibt“, sagt Birgit von Bentzel.
Unsere Expertin fordert daher auch ein Umdenken in der Rennszene. „Man muss die Praxis sicher hinterfragen. Es geht gegen meine Tierliebe und Philosophie ein gesundes Pferd einzuschläfern, nur weil es nicht mehr genug Geld auf der Rennbahn gewinnt. Mein 31- jähriges Pferd ist nicht mehr reitbar, darum in Rente und genießt sein Leben auf der Koppel.“ (bvb/lhö)