Konsequente und engmaschige Nachsorge
Wie Schlaganfall-Lotsen zurück ins Leben helfen
Viele sind mit dem Alltag nach dem Schlaganfall überfordert
Ein Schlaganfall ist ein tiefer Einschnitt im Leben. Vieles ist danach nicht mehr, wie es war. Zwei Drittel aller Betroffenen sind nach einem Schlaganfall auf eine dauerhafte Unterstützung und Pflege angewiesen. Und genau das ist häufig ein großes Problem: denn der Patient selbst oder seine Angehörigen müssen die verschiedenen Behandlungen und Untersuchungen koordinieren. Doch gerade nach einem Schicksalsschlag wie einem Schlaganfall sind viele Menschen damit überfordert.
Schlaganfall-Lotsen unterstützen Patienten im ersten Jahr nach dem Schlaganfall, um eine bestmögliche Rehabilitation zu ermöglichen und einen weiteren Schlaganfall zu verhindern.
Mögliche Folgen nach einem Schlaganfall
Ein Schlaganfall verändert das Leben der Betroffenen von einer Sekunde auf die andere. Die Auswirkungen können vielfältig sein. Eine halbseitige Lähmung, Sprachschwierigkeiten, aber auch Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme gehören zu den häufigsten Folgen. Erfahren Sie hier, an wen sich Betroffene und Angehörige wenden können und wie eine Rehabilitation aussieht.
Patienten und Angehörige fühlen sich in dieser schwierigen Situation alleine gelassen und sind häufig überfordert. Viele Patienten fallen auch emotional in ein Tief und erleiden eine sogenannte Post-Stroke-Depression. Auch deshalb sind viele nicht in der Lage, ihre Therapie selbst zu planen.
Schlaganfall-Lotsen begleiten Patienten nach dem Schlaganfall
An dieser Stelle setzt die Arbeit der Schlaganfall-Lotsen ein. Sie begleiten die Patienten ab dem ersten Tag auf der Stroke-Unit. Das Ziel ist es vor allem, einen zweiten Schlaganfall zu verhindern. Denn gerade Überlebende eines ersten Schlaganfalls sind nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft im Vergleich zu Gleichaltrigen etwa zehnmal gefährdeter, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden.
Schlaganfall-Lotsen sorgen zum Beispiel dafür, dass Klinikberichte rechtzeitig vorliegen, Therapiepläne optimal abgestimmt werden und helfen dabei, Hilfsmittel, Pflegebedarf oder Haushaltshilfen zu beantragen. Außerdem geht es um die Kontrolle jener Faktoren, die zu Schlaganfällen beitragen.
Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und nicht rauchen – mit diesen Tipps können Betroffene das Risiko für einen weiteren Schlaganfall verringern. Doch genau diese Umstellung der Lebensgewohnheiten ist es, die vielen Betroffenen schwer fällt. Schlaganfall-Lotsen helfen und unterstützen längerfristig.
Empfehlungen unserer Partner
Welche Ausbildung haben Schlaganfall-Lotsen?
Die Lotsen sind Fachleute aus dem pflegerischen, therapeutischen oder sozialarbeiterischen Bereich mit speziellem Wissen rund um das Thema Schlaganfall. Die meisten haben eine spezielle Weiterbildung im Case Management (Fall-Begleitung) absolviert.
Was tun Schlaganfall-Lotsen konkret?
Von der Aufnahme auf der Stroke Unit bis zur ambulanten Nachsorge ist der Schlaganfall-Lotse ein persönlicher Berater des Patienten.
Schlaganfall-Lotsen:
- informieren und beraten sowohl den Patienten als auch Angehörige
- vermitteln Hilfsangebote, helfen bei der Suche nach einem Pflegedienst oder bei notwendigen Umbaumaßnahmen zu Hause.
- unterstützen Patienten dabei, Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Übergewicht zu kontrollieren
- motivieren Patienten bei der Änderung ihres Lebensstils (z. B. durch ein Raucherentwöhnungsprogramm).
Mit dem behandelnden Arzt stimmt der Lotse alle Behandlungsschritte und erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen ab. Dazu gehören z. B. die Suche nach einer geeigneten Rehabilitationseinrichtung und die Koordination und Organisation von hausärztlichen, neurologischen und therapeutischen Nachsorgeterminen.
Wie lange helfen Schlaganfall-Lotsen?
Der Lotse betreut den Patienten ein Jahr lang.
Wichtig: Schlaganfall-Lotsen ersetzen keinen Hausarzt. Vielmehr verstehen sie sich als eine optimale Unterstützung und Ergänzung zum Hausarzt.
Schlaganfall-Lotsen: Ein Modell mit Zukunft?
Seit Oktober 2017 läuft das Projekt STROKE OWL der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Dabei betreuen 17 Schlaganfall-Lotsen Patienten ein Jahr lang nach dem Schlaganfall. Der Bund fördert das Projekt mit rund sieben Millionen Euro. Beteiligt sind alle Akut- und Rehakliniken in Ostwestfalen-Lippe. 160 Patienten wurden bis jetzt in das Projekt aufgenommen, bis Ende 2020 sollen es 2.000 werden. Leider sind die Schlaganfall-Lotsen noch kein Regelangebot in Deutschland. Regionale Pilotprojekte wie in Ostwestfalen-Lippe könnten jedoch Schule machen und bald mehr Verbreitung finden.
Ein vergleichbares Projekt ist das Projekt „SANO“ (Strukturierte ambulante Nachsorge nach einem Schlaganfall), das 2018 startete. In enger Zusammenarbeit zwischen Klinik und Hausärzten werden dabei die Risikofaktoren und mögliche Folgekrankheiten nach einem Schlaganfall ein Jahr lang eng überwacht und die Patienten dazu motiviert, selbst dazu beizutragen, ihr Erkrankungsrisiko zu verringern.
Im Video: So meistert Julia (30) ihren schwierigen Alltag nach dem Schlaganfall
Ein Schlaganfall verändert oft das ganze Leben – und zwar nicht nur das der Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen. Viele der typischen Folgen verschwinden nicht vom einen auf den anderen Tag, sie werden zum täglichen Begleiter. So auch für Julia: Die 30-jährige Mutter hatte einen Schlaganfall. Wie sie ihren Alltag meistert und mit welchen Folgen sie immer noch zu kämpfen hat, sehen Sie im Video.