Schicksalswahl für Italien und Europa - Entwicklung wie in Griechenland befürchtet
Europa blickt gespannt auf Italien, begleitet von der bangen Frage, ob die Wähler dort tatsächlich den ehemaligen Präsidenten Berlusconi erneut an die Macht lassen. Die Italiener bestimmen ihr neues Parlament in einer Zeit anhaltender tiefer Rezession und drohender politischer Instabilität. Mehr als 50 Millionen Italiener sind aufgerufen, das Abgeordnetenhaus und den Senat neu zu bestimmen. Der Urnengang dauert zwei Tage, am Montag um 15 Uhr schließen die Wahllokale. Mit aussagekräftigen Hochrechnungen wird am Montagabend gerechnet.

Der Ausgang der Abstimmung in dem krisengeschüttelten Land ist offen. Er dürfte erhebliche Auswirkungen auf die Euro-Zone insgesamt haben. Meinungsforscher gehen jedoch davon aus, dass die sozialdemokratisch orientierte Demokratische Partei stärkste Kraft wird. Ihr Chef, Pier Luigi Bersani, könnte dann ein Bündnis mit der Zentrums-Bewegung des amtierenden Ministerpräsidenten Mario Monti bilden.
Beide, Bersani und Monti, sind sich zumindest einig, was dem Land passieren könnte, sollte es einen anderen Wahlausgang geben. Mit dem falschen Mann an der Spitze werde "Italien wie Griechenland enden“, warnten sie unabhängig voneinander fast wortgleich in Interviews.
Exzentriker Grillo könnte eigentlicher Sieger werden
Die Warnungen sind nicht unbegründet: Eigentlicher Sieger der Wahl könnte die Protestbewegung des Komikers Beppe Grillo werden. Das wiederum würde stabile Verhältnisse verhindern. Grillo gilt als Exzentriker, fällt regelmäßig durch verbale Entgleisungen auf. Politiker anderer Parteien nennt er schon mal "Parasiten", Berlusconi musste sich von ihm die Bezeichnung "Lügen-Zwerg" anhören. An die Terrorgruppe Al Kaida richtete er einst die Bitte, sie möge Italiens Parlament bombardieren.
Im Ausland wird mit großer Sorge das Comeback von Silvio Berlusconi beobachtet. Der langjährige Regierungschef hofft auf eine Rückkehr an die Macht. Der von Skandalen und Korruptionsvorwürfen begleitete Mann offeriert den Italienern viel Geld, wenn sie ihn wieder die Regierung führen lassen: Er hat eine Erstattung von Steuern und die Anhebung von Kleinstrenten versprochen.
Über die schmutzige Sex-Affäre 'Bunga Bunga, bei der es um ausschweifende Partys mit teilweise minderjährigen Prostituierten ging, sagt er lediglich: "Ich umgebe mich lieber mit schönen Frauen als mit alten Männern der Opposition, die Schuppen haben, sich nicht waschen und Mundgeruch haben“.