Sanktionen

"Alfa Nero": Oligarchen-Jacht soll verkauft werden - "Gefahr für die Schifffahrt und den Hafen"

Die Jacht "Alfa Nero" 2011 an der Côte d'Azur
Die "Alfa Nero" ist stolze 82 Meter groß und hat einen Wert von 120 Millionen Dollar.
Peter Seyfferth finephotoart.org, all rights reserved, imageBROKER

von Christian Hensen

Seit Anfang 2022 gehört die Mega-Jacht "Alfa Nero" zum Dauergast in der Bucht von Falmouth Harbour bei Antigua. Der Regierung reicht es jetzt – das Schiff soll in wenigen Tagen in den Verkauf gehen. Es sei denn, ihr Eigner wird aktiv.

Sanktionen zeigen Wirkung: Oligarchen-Jacht liegt verlassen vor Antigua

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat nach wie vor weitreichende Auswirkungen auf die Besitztümer russischer Oligarchen und Milliardäre. Selten kam so viel Bewegung und öffentliches Interesse in die verschwiegene und exklusive Welt der Superreichen. Die Sanktionen, mit denen viele russische Einzelpersonen und Familien im Zuge der Invasion belegt worden sind, wiegen oft schwer. Und auch wenn die Villen, Autos und Mega-Jachten meist hinter einem Berg aus Briefkastenfirmen versteckt sind – der lange Arm vieler westlicher Regierungen macht sich immer mehr Objekten habhaft.

Das jüngste Beispiel: Die Mega-Jacht "Alfa Nero" (IMO 1009376) von Oligarch Andrej Gurjew in Falmouth Harbour, einer Bucht an der äußersten Südküste der Insel Antigua in Antigua und Barbuda.

82-Meter-Jacht zu verkaufen: Die "Alfa Nero" gilt als Gefahr für den Hafen

Einem Bericht des Lokalmediums "Loop Caribbean News" zufolge könnte das 82-Meter-Schiff mit einem Gesamtwert von rund 120 Millionen US-Dollar schon bald den Eigner wechseln. In den Augen der Regierung der Karibik-Insel ist das Schiff faktisch "verlassen" und wird nicht länger instand gehalten. Dadurch drohe die "Alfa Nero" allmählich zu einer "Gefahr für die Schifffahrt und den Hafen" zu werden, heißt es. In Absprache mit der US-Regierung wolle man daher nun einen Verkauf einleiten

Das Gesetz sieht in einem solchen Fall vor, dass die örtlichen Behörden weitreichende Maßnahmen ergreifen müssen, um den derzeitigen Eigner zehn Tage lang über Zeitungsannoncen und Medienberichte darauf aufmerksam zu machen, dass er sich schleunigst um sein Schiff zu kümmern habe. Geschieht danach nichts, geht der Besitz des Schiffes auf die Regierung über, die es anschließend verkaufen kann und will. Minister Melford Nicholas erklärte gegenüber "Loop Caribbean News", dass der Erlös aus einem Verkauf zwar der antiguanischen Regierung gehöre, die USA aber einen Antrag auf Zugang zu den Geldern stellen könnten.

Die "Alfa Nero" wurde 2007 fertiggestellt und gehört mit ihren 82 Metern zu den größten privaten Mega-Jachten der Welt. Seit Ausbruch des Krieges geriet das Schiff mehrfach in die Schlagzeilen. Im August 2022 gingen Beamte der örtlichen Regierung sowie FBI- und Interpol-Agenten an Bord, wohl um nach Dokumenten zu suchen, die Andrej Gurjew als Eigner zweifelsfrei identifizieren. Laut "Esysman Superyachts" häufen sich außerdem offenbar die Rechnungen an, denn weder die restliche Crew noch der verbrauchte Treibstoff sei bisher bezahlt worden. Zuletzt bewegte sich die "Alfa Nero" im September 2022, als das Schiff entlang der Küste für kurze Zeit in eine westliche Bucht steuerte, um wohl einem Sturm aus dem Weg zu gehen. Wie der Kurztrip finanziert wurde, ist unklar.

Sollte der aktuelle Eigner sein Schiff vor dem Verkauf noch retten wollen, dürfte das mit größeren Schwierigkeiten verbunden sein. Denn der Besitzer, der russische Oligarch Andrej Gurjew, soll Verbindungen zu Wladimir Putin pflegen. Im Mai vergangenen Jahres wurden gegen ihn Sanktionen verhängt. Das bedeutet auch, dass Dienstleistern und Betrieben auf Antigua und Barbuda davon abgeraten wird, Geschäfte mit ihm zu machen.

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Oligarch Andrej Gurjew soll Verbindungen zu Putin pflegen

Andrej Gurjew ist der ehemalige Leiter von Phosagro, einem der vier weltweit größten Hersteller von Düngemitteln auf Phosphatbasis. Sein Geld soll der Oligarch laut "New Yorker" nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion durch günstige Preise beim Ankauf staatlichen Eigentums gemacht haben, darunter Minen.

Das Finanzministerium der Vereinigten Staaten schreibt über den Russen: "Gurjew ist ein bekanntermaßen enger Mitarbeiter des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, und war zuvor in der Regierung der Russischen Föderation tätig; 2001 wurde er in den Föderationsrat der Föderalen Versammlung der Russischen Föderation berufen, wo er bis 2013 amtierte."

Käme die "Alfa Nero" unter den Hammer, wäre das wohl nicht die einzige Jacht, die Gurjew zurücklassen muss. Kurz vor Ausbruch des Krieges soll er die 108-Meter-Jacht "Luminosity" (IMO 9754032) gekauft haben. Das Schiff soll einen Wert von 275 Millionen US-Dollar haben und fuhr exakt ein einziges Mal – nämlich von Livorno, Italien nach Tivat, Montenegro. Dort kam sie am 10. März 2022 an und wurde seitdem nicht bewegt.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de

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