„Ich war ohne Herzschlag, ohne Atmung“Ärzte gaben ihm nur zwei Prozent Überlebenschance - jetzt segelt Maik mit Handicap um die Welt

Maik Aberle auf dem Segelboot
Maik Aberle hat mit dem Segeln ein neues Ziel im Leben gefunden
privat
von

„Am 30. August bin ich zehn Jahre in meinem neuen Leben“, erzählt Maik Aberle im Gespräch mit RTL. Vor zehn Jahren hätte niemand geglaubt, dass er 2021 bei der Para-Segel WM in Warnemünde antreten würde. Denn: Nach einem schweren Unfall gaben ihm seine Ärzte nur eine Überlebenschance von zwei Prozent.

„Ich war ohne Herzschlag, ohne Atmung“

Maik Eberle und Frau
Seine Frau Anett Aberle unterstützt ihn tatkräftig.
privat

„Ich hoffe, mit meinem Beispiel vielen Mut machen zu können“, erklärt der 57-Jährige aus Sachsen. Sein Werdegang ist ganz besonders. 2012 verlor Aberle die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er wurde im Beifahrerraum eingeklemmt und atmete nicht mehr. Er erlitt mehrere Knochenbrüche und auch sein Schädel war mehrfach gespalten.

„Ich war ohne Herzschlag, ohne Atmung“, sagt er nun zehn Jahre später über diesen Moment. Nach einiger Zeit wurde er wiederbelebt, doch die ersten Prognosen sahen sehr schlecht aus. Bei nur zwei Prozent lag damals die Chance, dass er überleben und aus dem Koma wieder aufwachen würde. Die Ärzte im Krankenhaus berichteten seiner Frau, dass sie wenig Hoffnung haben. Falls er doch wieder aufwache, sei er für immer an den Rollstuhl gefesselt. Aber die Statistik irrte sich glücklicherweise. Noch im Krankenbett flüsterte er seiner Frau zu: „Kleene, ich werd’ kämpfen.“

Das Segeln ist für Aberle eine Art Reha-Maßnahme

Seine Frau unterstützte ihn in all den Jahren immer tatkräftig, saß im Krankenhaus täglich an seinem Bett und baute ihn auf. Der Kampf zurück ins Leben dauerte Jahre, mit einer loyalen Partnerin an seiner Seite war alles ein wenig leichter. „Ich bin mir ganz sicher, dass die gute Genesung daran lag, dass meine Frau die ganze Zeit an meiner Seite war“, erklärt Aberle im Gespräch mit RTL. Nach und nach kämpfte er sich mit viel Disziplin und regelmäßigen täglichen Reha-Einheiten zurück in einen halbwegs normalen Alltag. Auch für eine seiner größten Freuden – den Sport – musste er hart trainieren und ausdauernd am Ball bleiben. Warum es bei ihm so gut funktionierte? „Ich sehe das Segeln zum Beispiel mehr als Reha-Maßnahme. Es ist unwichtig wie ich abschneide, sondern dass ich ein Ziel habe“ sagt er heute rückblickend.

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„Nach Australien folgen die Paralympics 2028 in LA“

"Il Rinato"
Sein Segelboot heißt "Il Rinato" - Der Wiedergeborene
privat

Sein Traum war es immer, professionell Abfahrtsski zu laufen, aber das ist leider heute aufgrund der körperlichen Einschränkungen nicht mehr so einfach möglich – bleibt aber weiterhin ein weiteres seiner Ziele. Jedoch fand er schnell auch eine andere Leidenschaft: das Segeln. „Il Rinato“ heißt sein Segelboot, das er sich für Trainings- und Wettkampfzwecke gekauft hat – das lässt sich passenderweise mit „Der Wiedergeborene“ übersetzen. Mit dem Segeln hatte er bereits vor seinem Unfall begonnen, doch erst heute gehört er zu den besten deutschen Handicap-Seglern. Die Teilnahme an der Para Segel WM im letzten Jahr war also nur noch reine Formsache. „Wo ich mich besonders drauf freue, ist die WM in Australien in zwei Jahren“, erzählt er im Interview mit RTL.

Segeln ist eine Sportart in der Inklusion gelebt wird, sie ermöglicht vielen Menschen Zugang. Wie es nun weitergehen soll? „Nach Australien folgen die Paralympics 2028 in LA“, verrät uns Aberle mit einer gewissen Vorfreude. Für seine Teilnahme ist er aktuell auch noch auf der Suche nach Sponsoren. Und außerdem behält er weiterhin sein großes Ziel im Blick: Er möchte kranken Menschen im Leben einen neuen Sinn geben, ihnen mit seinem Beispiel beibringen, dass Vieles zu schaffen ist und man im zum Beispiel im Sport neuen Lebensmut finden kann.