Rakete trifft Gaza-Krankenhaus
RTL/ntv-Faktencheck: Vieles spricht dafür, dass es eine Hamas-Rakete war
Wer trägt die Schuld an diesem Leid?
Nach dem verheerenden Raketeneinschlag in Gaza-Stadt haben sich Israel und die Hamas gegenseitig die Schuld zugewiesen. Vieles spricht inzwischen dafür, dass es eine Hamas-Rakete war. Ein Faktencheck.
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Biden: „Sieht es so aus, als ob es von der anderen Gruppe getan wurde, nicht von euch"
Für US-Präsident Joe Biden, der gerade in Israel ist, deutet zumindest einiges auf eine Verantwortung der palästinensischen Seite hin. Bei einem Treffen mit Israels Staatspräsident Isaac Herzog und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Mittwoch in Tel Aviv, vermeidet er allerdings zunächst eine eindeutige Festlegung auf mögliche Verantwortliche. „Nach dem, was ich gesehen habe, sieht es so aus, als ob es von der anderen Gruppe getan wurde, nicht von euch", sagt Biden. „Aber es gibt eine Menge Leute, die sich nicht sicher sind. Wir müssen also eine Menge bewältigen."
Die Hamas beschuldigt Israel. Israel hingegen sagt, eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad sei die Ursache.
Inzwischen hat die Armee auch Luftaufnahmen veröffentlicht, auf denen kein typischer Krater zu sehen ist. Außerdem habe ein Hamas-Mann in einem abgehörten Gespräch wörtlich gesagt: „Oh, da gab es eine Fehlfunktion oder eine Explosion einer Rakete, die im Gazastreifen gelandet ist."
RTL/ntv-Verifizierung: Für eine israelische Rakete gibt es kein Indiz

Die Verifizierungsabteilung von RTL/ntv hat sich den ganzen Tag über diverse Bilder und Videoaufnahmen angeschaut. Mit verschiedenen Analysewegen und Prüfungen kommen auch sie zum Ergebnis, dass mehr dafür spricht, dass es eine Hamas-Rakete war, als dass es die Israelis waren.
„Kurz nach den ersten Berichten waren sehr viele Falschinformationen im Umlauf“, erklärt RTL-Verifizierungsexperte Sergej Maier. „Was gegen einen israelischen Luftschlag spricht, ist der Schaden, der entstanden ist. Wenn man Vergleichsvideos von früheren Luftschlägen hinzuzieht, dann ist der strukturelle Schaden an Gebäuden immer enorm. Das sehen wir heute Morgen an dem Krankenhaus nicht. Vieles ist durch das Feuer einfach beschädigt worden.“
Für eine Bombardierung von israelischer Seite gibt es nach all den Videos und Fotos, die das Team untersucht hat, kein Indiz.
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Flugkurve zeigt: Der Startpunkt war in Gaza-Stadt, etwa in der Nähe des Friedhofs
So wurde unter anderem auf Basis eines Livestreams des Senders Al Jazeera die Flugkurve und den Einschlag ins Krankenhaus analysiert. Die Uhrzeit des Streams passt auch zeitlich mit dem Einschlag zusammen. Die Bilder auf dem Stream seien das stärkste Indiz, so Maier.
So konnte das Team den ungefähren Startpunkt der Rakete lokalisieren. Hier hilft dann Google Maps weiter. „Der Livestream war von Westen nach Osten gerichtet, also einmal vom Meer weg Richtung Landesinnere“, erklärt Maier. „Und anhand der Flugkurve bin ich sehr sicher, dass der Startpunkt in Gaza-Stadt, etwa in der Nähe des Friedhofs war. Das wiederum würde gegen einen israelischen Luftschlag sprechen."
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Die Rakete fliegt auf den Video-Aufnahmen von rechts unten nach links oben. „Dann gibt es den ersten Schaden“, erklärt Maier. Die Rakete ändere die Richtung. „Was dafür spricht, dass vielleicht der Antrieb abgefallen ist und die Rakete die Kontrolle verloren hat. Sie explodiert. Und dann fällt sie runter auf das Krankenhaus.“ Das würde dann auch zu der Aussage des Hamas-Mannes passen, die aus dem abgehörten Telefonat veröffentlicht wurde.
Die Hamas spricht von insgesamt 500 Opfern, das scheint – so die Ergebnisse des Teams –übertrieben, es deckt sich nicht mit den Bildern vor Ort. (eku)
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