Zum Tag der Pressefreiheit

Peter Kloeppel: Wir bekommen keine Anrufe aus dem Kanzleramt!

In diesem Jahr wurden weltweit sechs Journalisten getötet und 540 sitzen in Haft. Am Tag der Pressefreiheit spricht RTL-Chefmoderator Peter Kloeppel über das freie Wort und wie man es jeden Tag verteidigt. Das ganze Interview – im Video.

Deutschland liegt nicht mehr in der Spitzengruppe

Weltweit ist Europa die sicherste Region für Journalistinnen und Journalisten. Doch Deutschland liegt hier nicht mehr in der Spitzengruppe. Die letzten Plätze der Liste belegen durchweg Regime in Asien, etwa Vietnam (178). Weiter verschlechtert hat sich auch die Lage in China (179). Recht erwartbar bleibt Nordkorea (180) auf dem letzten Platz, wo die Regierung keinerlei unabhängige Berichterstattung zulässt.

Ebenso wenig überraschend verschlechterte sich Russlands Position in der Rangliste um neun Plätze auf 164. Der Fall Evan Gershkovich ist hier ein Beispiel:

"Bleib stark Evan, Grüße von allen"

DIESES FOTO WIRD VON DER RUSSISCHEN STAATSAGENTUR TASS ZUR VERFÜGUNG GESTELLT. [RUSSIA, MOSCOW - APRIL 18, 2023: Wall Street Journal reporter Evan Gershkovich attends a hearing as the Moscow City Court considers a complaint against its decision to put him in custody until May 29 on espionage charges. Earlier, Gershkovich was detained by the Russian Federal Security Service in Yekaterinburg for what was identified as gathering classified information regarding one of the defence enterprises. Sergei Bobylev/TASS]
Journalist Evan Gershkovich vor Gericht in Russland
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Eingesperrt in einem Glaskasten tritt der Journalist Evan Gershkovich bei seiner Anhörung vor zwei Wochen vor ein Moskauer Gericht - sogar mit seinen Anwälten darf er nur durch die Scheibe kommunizieren.

Dann aber wagt es doch ein unabhängiger russischer Journalist, ihm zuzurufen: "Bleib stark Evan, Grüße von allen" - ein Nicken und ein Lächeln - dann wird Gershkovich wieder abgeführt.

Die Haftbeschwerde wird abgelehnt. Der Korrespondent des Wall Street Journal sitzt seit Ende März in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Spionage. Im Westen geht man davon aus, dass dieser Prozess ein politischer Erpressungsversuch ist.

Lese-Tipp: Moskau lässt US-Diplomaten nicht zu verhaftetem Reporter Gershkovich

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Russland-Korrespondent Rainer Munz: "Wir sagen auch weiterhin Krieg"

Im Westen geht man davon aus, dass dieser Prozess ein politischer Erpressungsversuch ist. Nicht das erste Mal. Generell ist die Berichterstattung schwierig aus Russland, wie RTL/ntv-Moskau-Korrespondent Rainer Munz berichtet:

"Wir westliche Journalisten dürfen mit unseren Akkreditierungen noch im Land reisen, müssen aber bei bestimmten Themen wirklich vorsichtig sein, zum Beispiel die russische Armee oder wenn es um Waffenproduktion geht. Trotzdem, wir bleiben weiterhin kritisch und wir sagen nicht, wie von den Behörden verlangt, „spezielle Militäroperation“, sondern wir sagen auch weiterhin Krieg."

Justizminister Buschmann: „Wer die Pressefreiheit einschränkt, schränkt auch andere Freiheiten ein"

ARCHIV - 04.04.2023, Berlin: Marco Buschmann (FDP), Bundesminister der Justiz, spricht während eines Interviews mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. (zu dpa «Buschmann zieht historische Parallele zu Aktionen von Klimaaktivisten») Foto: Britta Pedersen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Justizminister Buschmann
ped jai hjb, dpa, Britta Pedersen

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 164 von 180 Ländern. Deutschland befindet sich aktuelle auf Platz 21. Im letzten Jahr gab es laut Reporter ohne Grenzen 103 dokumentierte Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten, ein Höchststand seit Aufzeichnungen im Jahr 2015.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) macht nochmal klar: „Wer die Pressefreiheit einschränkt, schränkt auch andere Freiheiten ein: die Freiheit, sich zu informieren, zu diskutieren, sich selbst eine Meinung zu bilden.“

Peter Kloeppel: „Ich glaube um die Pressefreiheit steht es im Großen und Ganzen gut"

Mit Blick auf Deutschland, ist RTLaktuell- Chefmoderator Peter Kloeppel zuversichtlich: „Ich glaube um die Pressefreiheit steht es im Großen und Ganzen gut, wir Journalisten müssen daran arbeiten, dass wir sie auch selbst erhalten können, indem wir korrekt, authentisch und relevant berichten.“

Und dazu, dass die Medien Fake-News verbreiten würden, sagte Peter Kloeppel: „Wir können den Vorwurf nur kontern, indem wir immer wieder auch ganz klar durch unsere Berichterstattung deutlich machen, dass wir unabhängig sind, dass die Themen, die wir uns auswählen, uns nicht vorgeschrieben werden, dass wir nicht Anrufe aus dem Kanzleramt bekommen. Das ist alles Quatsch, das gibt es nicht.“ (dbl)

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