US-Studenten töteten Polizisten in Italien
Witwe hält sich bei Mord-Urteil an Foto ihres Liebsten fest

Ein aufsehenerregendes Verbrechen hat in Italien sein juristisches Ende gefunden, vorerst. Doch die schlimmen Folgen werden drei Familien für immer begleiten. Zwei US-Studenten müssen lebenslang ins Gefängnis, weil sie den Polizisten Mario Cerciello Rega brutal ermordeten. Für seine Witwe Rosa Maria Esilio mag das eines Tages eine gewisse Genugtuung bedeuten, vielleicht. Im Gerichtssaal schluchzte sie herzzerreißend. Während des gesamten Prozesses hielt sie ein Bild ihres toten Mannes in den Händen. Nach der Urteilsverkündung umarmte sie wortlos seinen Bruder Paolo.
Vier Wochen nach der Hochzeit die Beerdigung in derselben Kirche

Emotional reagierten auch die Angehörigen der Mörder. "Finnegan, ich liebe dich", rief Ethan Elder seinem Sohn hinterher, als der am Mittwoch unmittelbar nach dem Richterspruch in Rom aus dem Gericht geführt wurde. Die Eltern des 21-Jährigen waren zum Prozess aus Kalifornien nach Rom gekommen. Sein Partner und Mittäter Gabriel Natale-Hjorth wurde von seinem in Italien lebenden Onkel zu Gericht begleitete.
Das Verbrechen hatte die Menschen in Italien schockiert und große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Der Getötete war frisch verheiratet, gerade von der Hochzeitsreise mit seiner Frau zurückgekehrt. Seine Beerdigung fand in derselben Kirche statt, in der sich das Paar nur einen Monat zuvor das Ja-Wort gegeben hatte.
Elf Stiche mit dem 18-Zentimeter-Messer

Die beiden Studenten hatten den Carabiniere im Juli 2019 auf seiner Patrouille in Zivil mit elf Messerstichen umgebracht. Sie versuchten, ihre Tat damit zu erklären, dass sie Mario Cerciello Rega und dessen Kollegen Andrea Varriale für Verbrecher gehalten hätten. Die Polizisten waren in Zivil unterwegs.
Streit um Drogen ging dem Mord voraus

Dem Mord vorangegangen war ein Streit der beiden Amerikaner mit einem Drogendealer. Der habe sie betrogen, indem er ihnen Aspirin statt Kokain verkaufte. Daraufhin hätten sie ihm seinen Rucksack gestohlen. Als die Zivilpolizisten sie ansprachen, hätten sie gedacht, der Dealer habe ihnen Schläger auf den Hals gehetzt. Als Rega ihn anfasste, fürchtete Finnegan Lee Elder nach eigener Aussage um sein Leben und habe deswegen zum Messer gegriffen. Elfmal stach er auf den Carabiniere ein.
Laut Aussage von Andrea Varriale hatten er und Rega sich als Polizisten zu erkennen gegeben, ehe es zu dem tödlichen Angriff kam. Regas Wunde habe geblutet "wie ein Springbrunnen", sagte er Medienberichten zufolge.
Verteidiger wollen Widerspruch einlegen

Nach der Tat flüchteten Finnegan Lee Elder und Gabriel Natale-Hjorth in ihr Hotelzimmer. Dort half Natale-Hjorth seinem Freund, die Tatwaffe zu verstecken, ein 18 Zentimeter langes Messer im Militär-Stil.
Nach italienischem Recht können Komplizen auch wegen Mordes angeklagt werden, ohne die Tat selbst ausgeübt zu haben. Die Verteidiger der beiden Verurteilten kündigten an, Widerspruch einlegen zu wollen.
dpa/UVO