Tausende Unfälle werden live gestreamt
Rettung per App: Gibt es den Telenotarzt bald überall?

Wenn die Notfallsanitäter von Goslar ausrücken, dann geht es häufig nur noch um wenige Minuten oder Sekunden. Ein neues Werkzeug soll ihnen nicht nur deshalb nun die Arbeit erleichtern. Seit einem Jahr steht das Smartphone hierfür auf dem Prüfstand. Jetzt zeigt sich: Die Kamera des Mobilfunkgeräts kann im Zweifel sogar Leben retten. Per Livestream können die Einsatzkräfte sofort Notärzte hinzurufen. 2.458 Mal wurde das nun schon getan.
Kommunikation per App
Nicht immer müsse ein Notarzt bei Rettungseinsätzen in Goslar mit dabei sein. „Wenn ein Skifahrer zum Beispiel stürzt, dann ist im Harz im Winter eine extrem hohe Verkehrsbelastung rund um das Ski-Gebiet. Da dauert es manchmal länger als üblich, dass ein Notarzt kommt. So kann per Live-Schalte dann zum Beispiel schon ein schmerzsenkendes Medikament verabreicht werden. Das dürften die Sanitäter sonst nicht, bis der Notarzt vor Ort wäre“, erklärt Maximilian Strache, Pressesprecher vom Landkreis Goslar. Genutzt wird dafür eine eigens eingerichtete App. Die Patienten werden vorher gefragt und um Einverständnis gebeten.
Entlastung für die Notärzte
Deutschlandweit soll die Zahl der Rettungseinsätze steigen. Nur bei etwa der Hälfte der Einsätze werde aber ein Notarzt vor Ort wirklich gebraucht. Das Projekt soll zeigen, dass der Einsatz die Notärzte entlasten kann, denn die Branche leide unter Personalmangel. Dennoch: „Die Telenotfallmedizin ist ein zusätzliches „Rettungsmittel“ und kein Ersatz des Notarztes. Es wird stets Einsätze geben, bei denen ein Notarzt direkt am Patienten ‚hands-on‘ Leben retten muss“, versichert Maximilian Strache.
Ist das die Zukunft?
Auch wenn das neue System den Notarzt nicht ersetzen wird, könnte es nicht nur deutschlandweit immer häufiger eingesetzt werden. Auch in Aachen sind die sogenannten Telenotärzte schon länger im Einsatz. „Das Interesse ist bundesweit groß. Es gibt sogar Anfragen an das Telenotfallmedizinsystem Goslar aus anderen Ländern wie zum Beispiel Australien oder Polen“, erzählt Maximilian Strache. Das Modell könnte also vielleicht schon bald nicht nur bundesweit Schule machen. (cta)