Gute Beratung oder Abzocke?

Reporter undercover: Das miese Geschäft mit dem Kinderwunsch

Spielen Unternehmen mit dem sehnlichsten Traum?
Das eigene Baby in den Armen halten – für viele Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch ist das ihr größtes Ziel. Institute auf Kinderwunschmessen scheinen die Lösungen dafür zu haben. Aber wie seriös sind diese Angebote?

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Leihmutterschaft angeboten: „Grauzone“

Hormonbehandlung, Samenspende, künstliche Befruchtung – auf Kinderwunschmessen gibt es scheinbar für alle Probleme ein passendes Institut. Und das Angebot ist riesig. RTL hat sich mit versteckter Kamera auf so einer Messe in Deutschland umgesehen.

„Wir haben Kontakt zu einer Klinik in Prag, und die sind viel günstiger als in Deutschland“, heißt es an einem Stand für künstliche Befruchtung. Einige Meter weiter bietet ein Institut eine Leihmutterschaft in Georgien an. Und das, obwohl Leihmutterschaften in Deutschland verboten sind. Die Frau am Stand nennt das „eher eine Grauzone“ und erwähnt nicht, welche juristischen Schwierigkeiten auf Paare in Deutschland zu kommen können. Insgesamt soll die Leihmutterschaft knapp 45.000 Euro kosten. Unser Eindruck: Über ein Kind und eine Leihmutter wird hier wie über eine Ware geredet!

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Kinderwunsch: Emotionaler und finanzieller Druck

Dieses Paar hat einen unerfüllten Kinderwunsch
Kim und Björn wünschen sich seit drei Jahren ein Baby.
RTL

Jedes sechste bis siebte Paar hat Probleme, den Kinderwunsch zu erfüllen, erklärt Prof. Jan-Steffen Krüssel, Leiter des Kinderwunschzentrums der Uniklinik Düsseldorf. Und für einige Paare sind solche Anbieter der letzte Weg. Denn neben einem emotionalen Stress leiden viele Paare auch unter einem finanziellen Druck.

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Auch Kim und Björn Wagner aus Koblenz wollen seit drei Jahren ein Baby. Über 5.000 Euro haben sie schon für eine Samenspende und künstliche Befruchtungen ausgegeben. Doch drei Behandlungen hatten bisher keinen Erfolg.

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Experte vermutet kommerzielles Interesse

Doch auf der Messe wird auch ein Wundermittel angeboten. Die Nahrungsergänzungsmittel sollen unterstützen, schwanger zu werden. 50 Euro kostet eine Packung pro Monat, den Effekt soll es nach drei Monaten geben. In den Präparaten sind unter anderem Folsäure und Vitamin B6 enthalten. Damit sind die Inhaltsstoffe grundsätzlich nicht schlecht, doch „wird es die Wahrscheinlichkeit des Eintritts einer Schwangerschaft auch nicht signifikant erhöhen. Im häufigeren Fall führt das Präparat dazu, dass Paare keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, erklärt Prof. Jan-Steffen Krüssel. Und das hält der Experte für besonders problematisch: „Einfach weil damit Zeit verloren geht, die man später nicht mehr einholen kann.“

Krüssel ist sich sicher, bei den Unternehmen ist ein „kommerzielles Interesse da“. Und für die verzweifelten Paare ist es in dieser Situation schwer, zwischen seriösen und unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Für Kim und Björn kommt ein Institut im Ausland nicht infrage. Sie wollen es nochmal mit einer künstlichen Befruchtung versuchen, die erneut über 4.000 Euro kosten soll. Doch der Wunsch nach einer eigenen Familie ist einfach so groß. (jsi)

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