RBB-KriseRundfunkratsvorsitzende Friederike von Kirchbach tritt zurück

Die Vorsitzende des RBB-Rundfunkrats, Friederike von Kirchbach, tritt angesichts der Krise des öffentlich-rechtlichen ARD-Senders mit sofortiger Wirkung zurück. Das teilte die 67-Jährige am Samstag in einer Erklärung mit. Damit gibt es nun eine weitere personelle Konsequenz in der Affäre um Vorwürfe der Vetternwirtschaft gegen die abberufene Intendantin Patricia Schlesinger.
Kirchbach traut RBB-Personalchefin und Juristische Direktorin des RBB
Am Vortag war bekannt geworden, dass von Kirchbach die bisherige Hauptabteilungsleiterin und Personalchefin des RBB Sylvie Deléglise, die inzwischen zur kommissarischen Verwaltungsdirektorin ernannt wurde, und die amtierende Juristische Direktorin des RBB Susann Lange getraut hat. Beide haben zwei Kinder, lebten inzwischen aber in Trennung, wie etwa die "Berliner Zeitung" aus der jüngsten Belegschaftsversammlung zitiert. Von Kirchbach ist studierte Theologin, der Rundfunkrat ist eines der Kontrollgremien in dem öffentlich-rechtlichen Sender, er hat die Programmarbeit im Blick. Das Gremium wählt auch den Intendanten.
Die neue Verwaltungsdirektorin Sylvie Deléglise habe beteuert, dass es außer der Trauung keine privaten Kontakte gegeben habe und sie Dienstliches und Privates sauber getrennt habe, heißt es in dem Bericht weiter.
„Der RBB steht vor einem Neuanfang"
Von Kirchbach teilte mit: „Der RBB steht vor einem Neuanfang. Nach zehn Jahren als Vorsitzende des Rundfunkrates möchte ich dazu einen Beitrag leisten und stelle mein Amt zur Verfügung.“ Das Gremium habe mit der Abberufung von Schlesinger als Intendantin den Weg für neue Strukturen und Personen in dem ARD-Sender frei gemacht. „Für alles, was jetzt kommt, sehe ich neue Verantwortliche in der Pflicht, deshalb trete ich zurück“, hieß es weiter.
Sie betonte zugleich, in der aktuellen Debatte um den RBB und das öffentlich-rechtliche System solle es nicht um Personen gehen, für sie stehe die Sache im Vordergrund. „Dazu gehört die selbstkritische Betrachtung unserer Arbeit im Rundfunkrat in der Vergangenheit. Diese Diskussion jetzt noch mit angestoßen zu haben, ist mir wichtig.“ Sie sei andererseits nicht bereit, ihre berufliche Integrität als Pfarrerin und Seelsorgerin in Frage stellen zu lassen, das geschehe öffentlich und sei für sie nicht hinnehmbar.
Von Kirchbach stand dem Kontrollgremium seit 2013 vor, seit 2007 war sie Mitglied. Der stellvertretende Rundfunkratsvorsitzende, Dieter Pienkny, übernimmt die Amtsgeschäfte vorerst kommissarisch. Am Montag hatten die Rundfunkratsmitglieder Schlesinger abberufen. Der Verwaltungsrat als zweites Kontrollgremium behandelt nun die konkrete Vertragsauflösung. (dpa/aze)


