Staatsanwalt ermittelt im „Bunga Bunga"-Fall Rätselhafter Tod: Wurde Berlusconi-Zeugin radioaktiv vergiftet?
Italien ist in Aufregung: Imane Fadil ist tot, ein prominentes marokkanisches Model. Wurde sie vergiftet? Sie wurde als Zeugin im Prozess um die „Bunga Bunga“-Sexpartys von Ex-Premier Berlusconi bekannt. Als eine der wenigen, die sich nicht hinter einer Mauer des Schweigens versteckten. Ihr Tod wirft viele Fragen auf.
Obduktion soll Klarheit über Todesursache bringen

Wurde Imane Fadil umgebracht? Oder starb die 34-Jährige am 1. März doch eines natürlichen Todes? Litt sie an einer seltenen Krankheit? Vor ihrem Tod soll sie ihrem Bruder gesagt haben, sie fürchte, vergiftet worden zu sein. Einige Medien spekulieren über radioaktive Substanzen. Ende Januar wurde sie in eine Klinik bei Mailand eingeliefert - unter anderem wegen starker Bauchschmerzen. In ihrem Blut und Urin wurden erhöhte Schwermetall-Werte gemessen.
„Eine Vergiftung ist möglich, aber niemand kann eine mögliche natürliche Todesursache ausschließen“, sagt Francesco Greco, Chef der Mailänder Staatsanwaltschaft. Aber nur die Obduktion könne Aufschluss über die Todesursache geben. Sie soll der Zeitung "Il Giorno" zufolge heute stattfinden.
Frauen strippten als Nonnen verkleidet für reiche, alte Männer

Der mysteriöse Fall hält Italien in Atem, weil Fadil eine von nur drei Zeuginnen war, die im Prozess um Berlusconis Sexpartys ausgesagt hatten. Knapp zehn Jahre ist es her, dass der Begriff „Bunga Bunga“ in aller Munde war. Es ging um alte, reiche Männer, die ausschweifende Partys mit jungen Frauen feierten. Silvio Berlusconi wurde unter anderem die Förderung der Prostitution mit Minderjährigen vorgeworfen. Fadile berichtete unter anderem über als Nonnen verkleidete Frauen, die bei den Partys strippten. Der Prozess endete 2015 mit einem Freispruch.
Politikerin: „Sie wurde zum Problem, und sie haben sie eliminiert“

Imane Fadil wollte ein Buch über ihre Erfahrungen veröffentlichen. Einen Verleger hatte sie nicht. Das Manuskript mit dem Titel „Ich habe den Teufel gesehen“ wurde von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Die ehemalige Abgeordnete Souad Sbai hat eine brisante Theorie: „Ich verfolge diese Geschichten seit 2010. Wunderschöne marokkanische Frauen sind in diesen Jahren in Italien angekommen, und man kann sich leicht vorstellen, was sie machen sollten. Treffen, Filme, Erpressungen“, sagte sie der Zeitung „La Repubblica“.
„Es ist nicht nur Berlusconi passiert. Er ist bekannt und seine Geschichte ist ans Licht gekommen. Aber es sind viele hochrangige Personen erpresst und bedroht worden. Vermutlich wollte sich (Fadil) rausziehen, sie wurde zum Problem, und sie haben sie eliminiert.“


