Einrichtungen nehmen Stellung

Team Wallraff: Die Reaktionen nach der Psychiatrie-Reportage

Keine Stellungnahme von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Die aktuelle "Team Wallraff"-Reportage "Hinter geschlossenen Türen - undercover in Psychiatrie und Jugendhilfe" hat für umfangreiche Reaktionen gesorgt. Viele Zuschauer zeigten sich entsetzt über die Zustände in den Einrichtungen. Gemeldet haben sich auch viele Pfleger, Angehörige und auch einige der Einrichtungen, bei denen das Team Wallraff recherchiert hat.

Psychiatrische Einrichtungen reagieren unterschiedlich

Die Verantwortlichen vom Klinikum Frankfurt Höchst hätte RTL gerne persönlich im Rahmen der Bilanzpressekonferenz, die zufällig einen Tag nach Ausstrahlung der "Team Wallraff"-Reportage stattgefunden hat, gefragt, wie es weitergeht. Das RTL-Team durfte leider nicht an der Pressekonferenz teilnehmen, obwohl andere Medienvertreter zugelassen waren.

Das Klinikum Frankfurt Höchst weist in einer Stellungnahme "die...stark verkürzte...Berichterstattung über die Arbeit auf der geschützten psychiatrischen Station zurück", will aber auch "intern intensiv 'aufklären' und Missständen - sollten sie vorhanden sein - vorbehaltlos nachgehen".

Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration hat bereits auf die Reportage reagiert: "Als zuständige Fachaufsicht haben wir bereits eine Stellungnahme beim Klinikum für Psychiatrie und Psychotherapie in Frankfurt-Höchst angefordert."

Beim Klinikunternehmen Vivantes aus Berlin ist man nach der "Team Wallraff"-Reportage selbstkritisch. Laut einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter "entsprechen einige Aspekte der gezeigten TV-Szenen nicht unseren Ansprüchen an eine gute psychiatrische Versorgung. Es ist uns sehr daran gelegen, das Gespräch zu suchen und zu schauen, wo wir gemeinsam die Arbeits- und Therapiebedingungen in der Psychiatrie verbessern können."

Viele Zuschauer kommentieren die "Team Wallraff"-Reportage auf Facebook

In den sozialen Medien haben sich vor allem auf der Facebookseite von Team Wallraff viele Menschen zu Wort gemeldet.

So schreibt Miri Kiri: "Ich bin Krankenschwester und arbeite seit 10 Jahren in der Notaufnahme...ich appeliere an meinen Berufstand, steht auf ,haltet nicht den Mund schreibt Überlastungsanzeigen, habt keine Angst. Verzweifelt und resigniert nicht."

Gordon K. zeigt sich wenig überrascht von den Recherche-Ergebnissen: "Das passiert, wenn ein System, die Leitungen und Ärzte dazu zwingt, die Wirtschaftlichkeit ihrer Einrichtungen vor die Gesundheit ihrer Patienten zu stellen. Das sowas bei rauskommt, mag schockierend sein, überraschen tut es mich jedoch nicht."

Eine Nutzerin hat die Reportage sehr nachdenklich gemacht: "Ich bin eine Pflegekraft mit ganzem Herzen und zum ersten Mal in meinem Berufsleben...schäme ich mich...Es gibt unzählige Situationen....täglich, die mich nicht die Pflegekraft sein lassen, die ich bin, die ich sein will...Dieser Bericht erschüttert mich zutiefst."

Janine R. sieht die Politik in der Verantwortung und richtet sich direkt an den Bundesgesundheitsminister: "Jens Spahn gucken Sie sich das mal an und was gedenken Sie dagegen zu tun?"

Das würde Team Wallraff auch gerne wissen. Eine Interviewanfrage vor und nach der "Team Wallraff"-Reportage hat der Bundesgesundheitsminister abgelehnt.