Prozess um toten Diren Dede in Montana: "Er bettelte um sein Leben"
"'Nein, Nein, Nein, bitte nicht!' Mit diesen Worten bettelte er um sein Leben. Aber es wurde ausgelöscht." Mit drastischen Worten hat Staatsanwältin Jennifer Clark vor Gericht die letzten Sekunden von Diren Dede beschrieben. Der Austauschschüler war in der Nacht des 27. April erschossen worden. Im Prozess um den Tod des 17-Jährigen hat die Hauptverhandlung in Missoula (US-Bundesstaat Montana) begonnen - und es gibt viele Fragezeichen.

Vor Gericht wurde die Tatnacht minuziös mit Bildern, Grafiken und Zitaten nachempfunden. Als Clark die Schrotflinte durchlud, wurde der metallische Klang nur durch das Schluchzen von Direns Mutter übertönt. Für die Eltern ist der Prozess ein Martyrium. Ihr Sohn war im April kurz nach Mitternacht in eine offene, aber fremde Garage eingedrungen. Der Besitzer, Marcus Kaarma, erschoss den jungen Deutschen - aus Notwehr, wie er sagt. Was Diren in der Garage wollte, ist bis heute ungeklärt. Was das Motiv des Schützen war, ist Gegenstand des jetzigen Prozesses.
"Notwehr ist absurd", sagte die junge Staatsanwältin mit scharfer Stimme. "Sie haben über das versteckte Babyfon Diren 23 Sekunden lang beobachtet. Sie haben sogar Fotos gemacht. Sie hatten keine Angst, sie waren nicht in Panik." Dann habe die Ehefrau des Angeklagten gesagt: "Showtime!" Diren wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass er beobachtet wurde. Ein paar Sekunden später war er tot. Die Staatsanwältin zeigte den Geschworenen Bilder aus der Garage und Direns Blut auf dem Auto des Angeklagten. "Hier hat er Schutz gesucht. Vergebens."
Der Verteidiger stellte alles ganz anders dar. "Diese junge Familie hatte Angst", beteuerte er. "Sie wurden zweimal Opfer von Einbrüchen, zweimal wurde ihr Privatestes von Fremden verletzt. Woher sollten sie wissen, dass der nächste Einbrecher nicht bewaffnet war?" Zudem stellte der Anwalt die Frau als treibende Kraft dar. "Mein Mandant hat nichts gesehen, die Garage war einfach schwarz. Als er eine plötzliche Bewegung bemerkte und einen metallischen Klang hörte, hatte er Angst um sein Leben. Und er schoss."
Diebe bestätigen: Diren hatte nichts mit ersten Einbrüchen zu tu
Dagegen sprechen mehrere Zeugenaussagen. Eine Zeugin sagte, Kaarma habe vier Tage vor der Bluttat in einem Friseursalon mit seinem Plan geprahlt. "Er hat gesagt, er habe drei Nächte nicht geschlafen, weil er mit einer Schrotflinte auf der Lauer liege, um ein paar Kids zu töten", so die Friseurin Tanya Colby. "Die sollen schon öfters bei ihm eingebrochen seien." Colby habe dem keine große Bedeutung beigemessen und alles für Gerede gehalten. "Er sagte dann aber: Ich mache keine Witze. Ihr werdet das in den Nachrichten sehen."
Die Vorwürfe, Diren sei an den früheren Einbrüchen in Kaarmas Nachbarschaft beteiligt gewesen, widerlegten die beiden tatsächlichen Diebe vor Gericht. Die 17 und 18 Jahre alten Jungen, die im Herbst verurteilt wurden, sagten aus, dass sie Diren überhaupt nicht gekannt hätten. Heute geht der Prozess weiter.


