Prozess um tote Schülerin

Emily stirbt auf Klassenfahrt – Lehrerinnen stehen vor Gericht

Vor viereinhalb Jahren starb eine 13-jährige aus Mönchengladbach auf der Klassenfahrt nach London. Die Staatsanwaltschaft stellte zunächst die Ermittlungen gegen die Lehrer ein. Emilys Vater wollte sich damit aber nicht abfinden. Er kämpft jahrelang für einen Prozess. Heute hat der am Landgericht Mönchengladbach begonnen.

Lehrerinnen angeklagt

Die Frauen stehen wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Sie sollen sich nicht richtig um Emily gekümmert haben. Das Mädchen war Diabetikerin. Es stirbt 2019 an den Folgen tagelanger Überzuckerung auf einer Klassenfahrt in London: „Das macht mich so wütend, so traurig, dass meine Emily so leiden musste. […] Hätte man der Emily geholfen, hätte sie überlebt. Und das sagen mehrere Gutachten aus. An Diabetes stirbt nicht einfach so einer, nur wenn man ihm nicht hilft. Und das ist hier passiert.", sagt der Vater des Mädchens. Kay Schierwagen tritt als Nebenkläger auf. Er will Gerechtigkeit für seine Tochter.

Hilfe kam zu spät

Die Schule der 13-Jährigen wusste über ihre Krankheit Bescheid, sagt Emilys Vater. Als es dem Mädchen in London plötzlich schlecht geht, sollen die Lehrer aber kaum reagiert haben: „Man hat die Hilferufe der anderen Mitreisenden, Schüler, Klassenkameradinnen, Freundinnen komplett ignoriert. Die haben ihre Ausflüge durchgezogen und zwei Kinder da gelassen, die auf Emily aufpassen sollten, die komplett überfordert waren mit der Situation.", so Kay Schiermann. Das belegt auch eine Sprachnachricht, die eines der Mädchen an ihre Mutter geschickt hat. Vor Gericht werden die Worte der Schülerin heute abgespielt. RTL WEST Reporter Valerio Magno erlebt diesen Moment so: „Der Vater von Emily weint vor Gericht. Mit einem Taschentuch wischt er sich die Tränen von den Augen und die andere Hand hält er sich an den Mund. Anschließend hat er mir gesagt: In diesem Moment hatte ich das Gefühl keine Luft zu bekommen. Bei den beiden angeklagten Lehrerinnen, habe ich keine sichtbare Reaktion erkennen können."

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Prozess nach mehr als vier Jahren

Nach zwei Tagen kommt Emily in ein Krankenhaus in London. Dort stirbt sie an einem Herzinfarkt. Kay Schierwagen erstattet Anzeige gegen die Lehrer. Die Anklage wird aber zunächst nicht zugelassen: Für die Richter haben die Lehrer nämlich erst während der Klassenfahrt einen Fehler gemacht - zu einem Zeitpunkt, an dem Emily laut Gericht nicht mehr hätte gerettet werden können. Der Vater legt mit seinem Anwalt Beschwerde ein – mit Erfolg. Denn die Lehrerinnen sollen sich im Vorfeld nicht ausreichend über die Gesundheit der Kinder informiert haben. Für Kay Schierwagen ein Triumph: „Es macht mich schon ein bisschen stolz, dass wir das geschafft haben. Nach viereinhalb Jahren. Dass meine Emily vielleicht Gerechtigkeit widerfährt […] Emily war mein Leben. Alles, was mir geblieben ist sind die Erinnerung. Die Fotos. Und das bisschen Erde am Friedhof." Sollten die Lehrerinnen wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen werden, könnten sie für bis zu fünf Jahre ins Gefängnis gehen.