Provokante Kampagne gestoppt
Oma muss Mittelfinger für Maskenverweigerer wieder einziehen

Von vielen gefeiert, von anderen kritisiert, auf jeden Fall aber viel diskutiert: „Der erhobene Zeigefinger für alle ohne Maske“ heißt es auf diesem Plakat des Berliner Senats. Nur ein Beispiel aus der Kampagne #berlingegencorona, doch es ist das provokanteste. Denn zu sehen ist eine ältere Frau mit Mund-Nasenschutz, die alles andere als den Zeigefinger erhebt. Immer wieder sorgt die Tourismusmarketinggesellschaft Visit Berlin für Aufsehen, doch dieses Plakat wird nun keine weitere Verbreitung finden – aber es hat seinen Zweck auch nach wenigen Tagen um Umlauf längst erfüllt…
Twitter ist sich uneinig
Ist das noch Mahnung oder schon Beleidigung? Das spalten sich die Geister. Der Berliner Senat versucht seine Bürger mit freier Interpretation der Berliner Schnauze zur Einhaltung der Corona-Regeln zu animieren. Auf Twitter wurde die Aktion heiß diskutiert. Es gibt viele Befürworter der Kampagne. So heißt es zum Beispiel: „Also ich finde das perfekt“, oder „Manche verstehen es nur auf die harte Tour. Darüber kann man sich aufregen. Nicht über die Kampagne mit dem Mittelfinger. Die wirkt.“
Andere finden, dass sich gerade die Behörden nicht so derb äußern dürften und die Aktion Berlin unsympathisch mache: „Mit diesem aktuellem Plakat werden Menschen in Berlin diskriminiert und beleidigt, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen müssen. Das ist #berlingegencorona. Einfach nur abstoßend“ und: „In einem Bild erklärt: Was der Staat über seine Bürger denkt.“
Aktion gestoppt
„Wenn sich Leute persönlich getroffen fühlen, war das nicht beabsichtigt. Das tut uns leid", sagte Sprecher Christian Tänzler nun der BZ. Es werde keine weitere Plakatierung mit Großmutters Mittelfinger stattfinden. Seinen Zweck – nämlich, aufmerksam machen, gesehen und diskutiert zu werden, hat die Aktion trotzdem erfüllt. Anderen Slogans wie „Liberté, Egalité, Charité? Lieber Abstand halten“ oder „Endlich. Die Bedienung will deine Telefonnummer“ dürfen aber bleiben...
"Die Lage ist weiterhin sehr ernst"
Auf Anfrage von RTL erklärte die Berliner Senatsverwaltung, warum sie sich für dieses Plakat entschieden hat: „Das Land Berlin will mit der im September gestarteten Kampagne für die Corona-Regeln sensibilisieren und für die Einhaltung dieser Regeln werben. Vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen in Berlin und deutschlandweit ist das aktuell umso wichtiger. Denn allen muss klar sein: Die Lage ist weiterhin sehr ernst. Wir halten diese Kampagne daher für wichtig.“
Berlin ist Corona-Hotspot
Der Berliner Senat scheint sich nicht mehr anders helfen zu wissen: Berlin gilt als Risikogebiet. Das Land Berlin soll mit den ansteigenden Corona-Fällen überfordert sein und mit der Verfolgung der Kontaktpersonen nicht mehr hinterherkommen. Als wäre das nicht genug, zogen erst am Wochenende Tausende Corona-Gegner, unter ihnen Attila Hildmann, durch Berlin um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren.