Einige gingen früher von der Arbeit und andere schwänzten die Schule. Sie alle versammelten sich vor dem Newcastle United Fußballstadion und als klar war, dass die Saudis den Premier-League-Club übernehmen, brachen Fangesänge aus, Biere flogen und Tränen flossen. Vor Glück. Was die Anhänger so jubeln lässt: Nach der 360 Mio. Euro schweren Übernahme dürfte der englische Kult-Club nun der reichste Verein der Welt sein. Keine Einmischung ins Tagesgeschäft Lange wurde darüber gemunkelt. Jetzt ist die Gewissheit da: Der englische Club Newcastle United ist an ein Konsortium mit saudischer Beteiligung verkauft worden! Am Donnerstagabend erteilte die Premier League die notwendige Zustimmung für die Übernahme des Tabellen-19. Voraussetzung für die Zustimmung war, dass der Verein nach der Übernahme nicht unter der Kontrolle Saudi-Arabiens steht. Hier feiern die Newcastle-Fans die Scheich-Übernahme Die Übernahme löste bei den Fans Begeisterungsstürme aus. Auf Videos in den sozialen Netzwerken sind wilde Feiern der Fans vor dem Stadion zu sehen. Denn die haben jetzt die Hoffnung, den ganz großen Fußball-Clubs Konkurrenz machen zu können. Denn mit dem auf rund 380 Milliarden Euro geschätzte Vermögen des Eigentümers stellt Newcastle United jetzt Vereine wie Manchester City oder Paris Saint-Germain locker in den Schatten. "Meine beiden Enkel sind jetzt 30, sie kommen hierher und haben sie noch nie etwas gewinnen sehen. Der Schmerz in den Gesichtern dieser großen Jungs bricht einem das Herz", sagte Jean Sproul, ein lebenslanger Fan, gegenüber „The Guardian“. Dubioser Kronprinz Doch die Übernahme ist auch eine der umstrittensten in der Geschichte des englischen Fußballs. Sie löste breite Kritik aus, denn dem Kronprinz Mohammed bin Salman werden immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Außerdem wird dem Kronprinzen eine indirekte Beteiligung an dem Mord an dem saudi-arabischen Journalisten Jamal Kashoggi vorgeworfen. Mohammed bin Salman bestreitet das bis heute. Scheich gibt Newcastle-Fans Hoffnung Die Premier League "prüft" zwar neue Besitzer - aber nicht auf Menschenrechte und auch unter den Fans von Newcastle United gibt es nur zaghafte Ablehnung gegen die neuen Besitzer, denn sie hoffen auf eine bessere Zukunft. "Als Fans können wir nicht viel gegen die Menschenrechte tun", sagte ein im Interview mit „The Guardian“. "Der moralische Kompass ist in Zeiten wie diesen immer etwas seltsam. Als Fans, vor allem wenn sie so unterdrückt sind wie wir, muss man ein bisschen Hoffnung haben dürfen, und darum geht es heute, nicht um Menschenrechtsfragen. Hoffnung für den Club, Hoffnung für die Region". Das 52.000 Zuschauer fassende Stadion von Newcastle steht mitten in der Stadt. Ein paar Straßen weiter leben einige der ärmsten Familien Englands. Die Hälfte der Kinder in diesem Gebiet - fast 10.000 - lebt in Armut. Nicht weit entfernt befindet sich eine der größten Lebensmittelbanken Englands, die im vergangenen Jahr 19.000 Notpakete an Familien in der Region verteilt hat. (fgo)