Wie lange geht das noch gut?
Corona-Welle überrollt die Premier League

87.565 Neuinfektionen in bloß 24 Stunden – Großbritannien hat einen neuen Höchstwert in dieser Pandemie erreicht. Die Omikron-Variante breitet sich rasant aus. Der Fußball auf der Insel ist längst vom Corona-Chaos erfasst worden, der Spielbetrieb der Premier League ist massiv gestört. Eine Frage drängt sich da auf: Wie lange soll das noch gutgehen?
Soll die Premier League pausieren? Klopp: Bereit, bei allem mitzuziehen, was uns hilft
Zu einer Komplettabsage des 18. Spieltags der englischen Eliteliga am kommenden Wochenende fehlt nicht viel, bereits fünf Spiele können nicht wie geplant stattfinden. Der deutsche Nationalspieler Timo Werner vom FC Chelsea ist nur einer von vielen positiv getesteten Spielern. Auch Jürgen Klopp hatte beim Sieg seines FC Liverpool gegen Newcastle United (3:1) drei Ausfälle wegen Corona-Verdachtsfällen zu verkraften.
Der deutsche Trainer macht sich Sorgen: „Wenn niemand geimpft wäre, dann würden die Leute sterben wie die Fliegen. Nur weil so viele geimpft sind, haben manche Leute die Freiheit, sich nicht impfen lassen zu müssen."
Thomas Frank, Teamchef des FC Brentford, regte bereits eine Pause der Premier League an. Klopp ist zwiegespalten. "Wo ist der absolute Mehrwert? Den kann ich noch nicht erkennen", sagte der 54-Jährige: "Mit gesundem Menschenverstand würde ich sagen: Klar würde es helfen für die zwei Wochen, nur dann kommen wir raus, und es ist genau das Gleiche wieder. Aber ich bin gerne bereit, bei allem mitzuziehen, was uns irgendwie hilft, da durchzukommen und die Saison zu Ende zu spielen."
Trainer wollen am Montag beraten
Wie am Freitagabend bekannt wurde, wollen die Manager der Clubs am Montag gemeinsam die sich zuspitzende Situation erörtern. „Es gibt viele Sorgen und unbeantwortete Fragen“, sagte Steven Gerrard, Trainer von Aston Villa. „Deshalb hat die Premier League für Montag die Möglichkeit geschaffen, dass die Trainer zusammenkommen. Ich hoffe, das wird für Klarheit sorgen.“
Und wie sieht es in der Bundesliga aus?
Die Bundesliga hat im Vergleich zur Premier League einen entscheidenden Vorteil: die Winterpause. Die Spiele am Wochenende sind nicht gefährdet, auch weil das Infektionsgeschehen in Großbritannien derzeit eine noch stärkere Dynamik hat. Wie sich die Lage allerdings darstellt, wenn Bayern München am 7. Januar Borussia Mönchengladbach zum Rückrundenauftakt empfängt, bleibt abzuwarten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht jedenfalls von einer "massiven fünften Welle" des Coronavirus wegen der Omikron-Variante aus: "Wir müssen uns hier tatsächlich auf eine Herausforderung einstellen, die wir in dieser Form noch nicht gehabt haben.“
Eine starke Verbreitung der Omikron-Variante ist offenbar unausweichlich - und mit ihr ein vergleichbares Szenario wie in England? Die Rückkehr zu flächendeckenden Geisterspielen - gerade auch in den Hallensportarten - wäre zu befürchten. Eine Anpassung der Sicherheitskonzepte könnte helfen.
US-Sport steht massiv unter Druck
In den USA ist dies bereits geschehen. Die NBA verschärfte das Protokoll für einen Zeitraum von zwei Wochen über die Feiertage und den Jahreswechsel hinaus. Zusätzliche Tests wurden beschlossen, zudem die Maskenpflicht verschärft. Bei mehreren Teams war es zuletzt zu Corona-Ausbrüchen gekommen. Spiele mussten verschoben werden.
Auch in der NHL kam es zu Absagen, was auch Auswirkungen auf die Abstellungen der Eishockey-Stars für die Olympischen Winterspielen in Peking haben dürfte.
In der NFL steigen die Zahlen ebenfalls rasant an. Vor allem die Cleveland Browns und die Los Angeles Rams sind betroffen. Positiv getestet wurde unter anderem Browns-Quarterback Baker Mayfield. Weil sein Team am Samstag trotz mehrerer Fälle gegen die Las Vegas Raiders antreten muss, warf der 26-Jährige der Liga Geldgier vor und hatte eine grundsätzliche Forderung: "Macht euch gefälligst Gedanken über das Sicherheitsprotokoll." (sfu/sid/dpa)