RTL-Medizinexperte Dr. Specht klärt auf

44-Jährige isst Schwämme, seit sie 14 Jahre alt ist - was steckt dahinter?

Claire Louise Owen eats Sponges
Claire Louise Owen (44) verspürt den Drang, Schwämme zu verzehren.
Kennedy News and Media

Als Claire Louise Owen 14 Jahre alt ist und zum ersten Mal ihre Periode bekommt, entwickelt sie einen außergewöhnlichen Drang: Schwämme essen. Die 44-jährige Mutter aus Criccieth in Nordwales versteckt die Schwämme vor ihrer Familie in ihrer Unterwäsche-Schublade. In ihren Hochzeiten verschlingt sie einen Schwamm pro Woche. RTL-Medizinexperte Dr. Christoph Specht erklärt, welche seltene Erkrankung hinter diesem Phänomen steckt.

"Es ist die Textur, die ich mag - sie schmecken furchtbar"

„Ich mag das Gefühl, es in den Mund zu nehmen, es zu zerreißen, zu kauen und zu schlucken. Es ist die Textur, die ich mag - sie schmecken furchtbar“, erzählt Claire „Kennedy News and Media“. Sie wisse, dass sie keine Schwämme mehr verzehren solle, es falle ihr jedoch schwer, sich selbst davon abzuhalten: „Wenn ich einen Schwamm aufgegessen habe, fühle ich mich befreit und muss mich selbst davon abhalten, mir einen neuen zu kaufen. Ich gebe mir wirklich Mühe. Ich habe vor ein paar Monaten einen gekauft, habe angefangen, ihn zu essen und ihn dann weggeschmissen, weil ich weiß, dass ich ihn nicht essen sollte.“

PIC FROM Kennedy News and Media (PICTURED: CLAIRE LOUISE OWEN, 44, , HUSBAND, GWILYM, 44, AND SONS, WILLIAM, 11, AND SAM, 10, FROM CRICCETH, NORTH WALES) A brave mum has told how she has had to stop buying sponges for her home - as she suffers from a rare condition that means she can't resist EATING them. Claire Louise Owen, from Criccieth, North Wales, started chewing sponges when she was 14 after developing the urge during her first period.

When her cravings were at their worst, Claire would chomp through one sponge a week, stashing them in her knicker drawer to nibble on throughout the day. DISCLAIMER: While Kennedy News and Media uses its best endeavours to establish the copyright and authenticity of all pictures supplied, it accepts no liability for any damage, loss or legal action caused by the use of images supplied and the publication of images is solely at your discretion. SEE KENNEDY NEWS COPY - 0161 697 4266
Claire schämte sich vor ihrer Familie für ihre Angewohnheit - deshalb versteckte sie die Schwämme bei ihrer Unterwäsche
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Hinter Claires Zwang steckt das "Pica-Syndrom"

Der Grund für Claires Zwang ist das sogenannte Pica-Syndrom, erklärt RTL-Medizinexperte Dr. Christoph Specht: „Das Krankheitsbild ist tatsächlich bekannt. ,Pica’ heißt auf Deutsch ,Elster’ und genau das erklärt auch das Syndrom. Betroffene Menschen picken und klauen alle möglichen Gegenstände – so wie die Vögel eben. Bei Erwachsenen gibt es das eher selten, wenn dann meist im Zusammenhang mit gewissen Erkrankungen wie Demenz oder Schizophrenie. Bei Kindern ist das Syndrom etwas häufiger vertreten, das verläuft sich aber mit der Zeit meistens. Es kann aber auch – wie anscheinend bei Claire – eine unbekannte Ursache haben.“ Besonders häufig verzehren die Betroffenen Lehm, Erde, Eis, Stärke, Fäkalien, Holz, Kreide, Haare und Farbe.

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Für die Verdauung zunächst nicht bedenklich

Für den Körper sei das Essen von Schwämmen laut des Arztes zunächst einmal nicht schädlich: „Das ist für die Verdauung insofern nicht schlimm, als dass sie die Schwämme ja ganz normal zerkaut und dann herunterschluckt. Die Schwammstücke gehen dann unverarbeitet mit dem Stuhl ab. Da die Schwammstücke nicht verdaulich sind, können sie sich aber mit anderen Dingen, die man zu sich genommen hat, verklumpen und dann im schlimmsten Fall zu einem Darmverschluss führen. Da kommt es aber natürlich sehr auf die Dosis und die Dinge an, die verzehrt wurden.“

Wie können sich Betroffene den Drang abgewöhnen?

Um betroffenen Kindern das zwanghafte Essen von Gegenständen abzugewöhnen, genüge laut Dr. Specht meist Ablenkung und viel Beschäftigung: „Die Kinder sind ja meist in Experimentierphasen. Und wenn das Essen von Gegenständen unterbunden wird, suchen sie sich eben die nächste Beschäftigung.

Bei Erwachsenen sieht das jedoch anders aus. Da ist die Abgewöhnung sehr schwer, da es über Jahrzehnte erlernt und angewöhnt ist. Da kann eine Therapie zur Unterstützung mit Sicherheit hilfreich sein.“ Auch sei es wichtig zu beobachten, in welchen Situationen die Betroffenen zu den Gegenständen greifen. Fällt es beispielsweise meist auf Stresssituationen, so solle der Ursprung des Stresses untersucht werden. (jos)