Erlösung für unsere Para-Athleten
Deutschland holt zweimal Gold in 77 Minuten

Endlich! Am fünften von zwölf Wettkampftagen hat das deutsche Team bei den Paralympics in Tokio die goldlose Zeit beendet – und das gleich doppelt. Martin Schulz gewann zunächst im Triathlon Gold, nur 77 Minuten später machte es ihm Tischtennisspieler Valentin Baus gleich. Doch das soll erst der Anfang des Goldregens sein.
Schulz überglücklich nach der deutschen Gold-Premiere
Präsident Beucher freut sich über die lang erwartete "Goldrakete"
Präsident Friedhelm Julius Beucher stand Fähnchen schwenkend im Zielbereich und feuerte Martin Schulz lautstark an. Als der Triathlet am fünften Wettkampftag endlich den deutschen Gold-Fluch bei den Paralympics in Tokio gebannt hatte, war Beuchers Freude, vor allem aber die Erleichterung, greifbar. „Endlich hat die erste Goldrakete gezündet“, sagte der 75-Jährige. „Da ist schon eine Last abgefallen.“
Umso mehr, als Tischtennisspieler Valentin Baus kurz darauf das zweite Gold für den Deutschen Behindertensportverband holte. In der Nacht zum Sonntag hatte sich das DBS-Team mit einem Schlag von Platz 40 auf Rang 17 im Medaillenspiegel katapultiert und die Angst vor einem kompletten Halbzeitdesaster gebannt.
Die zweite Hälfte soll den Deutschen gehören
Der Leipziger Schulz hatte den entsprechenden Druck, im 157. Wettbewerb der Spiele für einen deutschen Sieg sorgen zu müssen, durchaus gespürt. „Es ist nicht so, dass mir jemand die Pistole auf die Brust gedrückt hätte. Aber ich habe schon gemerkt: Keiner konnte sich vorstellen, dass ich etwas anderes hole als Gold“, sagte der 31-Jährige, der ohne linken Unterarm geboren wurde und schon in Rio gewonnen hatte. „Das war schon Druck. Aber es hat mich auf dem letzten Kilometer auch unheimlich gepuscht.“
Zwar starten aufgrund des Terminplans die meisten deutschen Gold-Hoffnungen erst in der zweiten Halbzeit der Spiele. Ohne Gold nach fünf von zwölf Wettkampftagen dazustehen, wäre für die interne Stimmung wie auch die Außenwirkung aber fatal gewesen. Am Sonntag war Beucher dann schon wieder kämpferisch. „Die Paralympics sind am 5. September zu Ende“, sagte er: „Gezählt und abgerechnet wird am Ende. Wir haben noch einige Goldraketen am Start.“
Etwas mehr als eine Stunde später erwies sich Baus als die nächste. Mit 3:2 Sätzen kämpfte der in Bochum geborene Düsseldorfer den Weltranglistenersten Ningning Cao aus China nieder. „Das kann man einfach nicht beschreiben“, sagte der 25-Jährige, der an der erblichen Glasknochenkrankheit leidet: „Ich wollte hier meinen Traum von Gold verwirklichen. Wir haben so lange so hart gearbeitet.“ (dpa/sho)