Papst Benedikt XVI. feiert seine letzte große Messe im Petersdom

Er wirkte gelöst, wie von einer Last befreit. Aber Papst Benedikt XVI. wirkte auch müde. Die traditionelle Aschermittwoch-Liturgie zum Beginn der Fastenzeit im Petersdom war sein letzter wohl großer Auftritt in der Öffentlichkeit.

Pope Benedict XVI attends the Ash Wednesday mass at the Vatican February 13, 2013. Thousands of people are expected to gather in the Vatican for Pope Benedict's Ash Wednesday mass, which is expected to be his last before leaving office at the end of February. REUTERS/ Alessandro Bianchi (VATICAN - Tags: RELIGION)
Benedikt XVI. bei der vermutlich letzten großen liturgischen Feier im Petersdom.

Tausende Gläubige, Pilger und Touristen wollten dabei sein, wenn der deutsche Papst noch einmal im Petersdom eine Feier leitet. Die Schlange der Wartenden reichte einmal um den Petersplatz. Benedikt wurde wie zuletzt üblich wegen seiner schweren Brokatgewänder im 'Pedana mobile' zum Altar gefahren. In seiner Predigt forderte er dazu auf, die Fastenzeit zum Nachdenken zu nutzen und Rivalitäten zu überwinden. Die Teilungen entstellten die Kirche.

Für das scheidende Oberhaupt der Katholiken war es der zweite öffentliche Auftritt an diesem denkwürdigen Tag. Einige Stunden zuvor hatte Benedikt bei einer bewegenden Generalaudienz erstmals direkt vor den Gläubigen seinen Rücktritt begründet. Bei diesem Treffen mit mehr als 10.000 Katholiken aus aller Welt dankte er für die Gebete und die große Anteilnahme "in diesen für mich schwierigen Tagen". Umjubelt von der Menge sagte das scheidende Kirchenoberhaupt: "Betet weiterhin für mich, für die Kirche und für den künftigen Papst".

Der 85-Jährige erklärte nochmals die Gründe, die zu seiner Entscheidung geführt hätten. Sie sei "in voller Freiheit" zum Wohle der Kirche gefallen, betonte er. Er sei sich bewusst geworden, dass er das Pontifikat nicht mehr mit der dafür notwendigen Kraft fortführen könne. Benedikt wirkte bei der Generalaudienz gelöst. Seine Ausführungen wurden immer wieder von Applaus unterbrochen und begleitet.

Noch weiß niemand, wie er künftig heißen wird

Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone würdigte zum Abschluss der Feier die Leistung des scheidenden Papstes und dankte Benedikt XVI. für sein Wirken. Der Papst habe ein "leuchtendes Beispiel für den einfachen und bescheidenden Arbeiter im Weinberg des Herrn" gegeben, sagte Bertone in Anspielung auf die Worte Joseph Ratzingers im Anschluss an seine Wahl zum Papst 2005. Gleichwohl sei Benedikt ein Arbeiter gewesen, der es in jedem Moment verstanden habe, das Entscheidende umzusetzen. "Gott zu den Menschen zu bringen und die Menschen zu Gott."

Wenn der Papst in zwei Wochen am 28. Februar sein Amt niederlegt, soll er um 17.00 Uhr mit einem Helikopter zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo fliegen. Dort wird er die ersten Wochen nach dem Ende seines Pontifikats verbringen, bevor er in ein Kloster auf dem Gelände des Vatikans zieht. Am Morgen werde er sich in einem letzten offiziellen Akt von den Kardinälen verabschieden, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Um 20.00 Uhr endet das Pontifikat, wobei weiterhin niemand weiß, wie Benedikt dann heißen wird: Emeritierter Bischof von Rom, früherer Papst, Kardinal Ratzinger? "Darüber wird im Vatikan nachgedacht", sagte Lombardi.

Innerhalb von 15 bis 20 Tagen tritt dann das Konklave zusammen, das einen Nachfolger wählt. Dem Gremium gehören voraussichtlich 117 Kardinäle an, darunter sechs aus Deutschland. Bis Ostern soll der neue Papst gekürt sein. Einen Favoriten gibt es bisher nicht – wohl aber eine Reihe ernstzunehmender Kandidaten. Besonders in italienischen Medien wird seit der Bekanntgabe des Rückzugs ausführlich spekuliert, wer "papabile" sein könnte, also als möglicher Papst in Frage kommen könnte (siehe Fotoserie).