Gestohlene Awards, falsche Verkündigungen und unerbetene Küsse
Preisverdächtig daneben: Die zehn größten Skandale bei der Oscar-Verleihung

Es ist DIE Nacht der Nächte in Hollywoods – und für alle Film-Liebhaber auf der ganzen Welt: die Oscar-Verleihung. Seit 1929 werden die begehrtesten Filmpreise der Welt jedes Jahr in Los Angeles verliehen. Doch bei dem prestigeträchtigen Event lief in der Vergangenheit nicht immer alles nach Plan. Die Geschichte der Oscars ist reich an großen Skandalen und kleinen Aufregern. Gestohlene Awards, falsche Verkündigungen, unerbetene Küsse und Ohrfeigen – hier erfahren Sie, welche Momente bis heute für Gesprächsstoff sorgen.
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1938: Gestohlener Oscar und Namens-Fauxpas
Nur neun Jahre nach dem Startschuss der Oscars gab es den ersten peinlichen Vorfall. 1938 gewann Alice Brady für ihre Rolle in „In Old Chigaco“ den Preis als beste Nebendarstellerin. Die Schauspielerin konnte aber nicht selber an der Gala teilnehmen, weil sie sich den Fuß gebrochen hatte.
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Stattdessen nahm ihre Auszeichnung ein Betrüger entgegen, der daraufhin unerkannt verschwinden konnte. Trotz zahlreicher Versuche konnte er nicht mehr aufgefunden werden. Alice Brady wurde als Trost immerhin eine Kopie der Statuette überreicht.
Im gleichen Jahr kam es zu einem weiteren Fehltritt seitens der Organisatoren. Der Schauspieler Spencer Tracy wurde für seine Nebenrolle als portugiesischer Fischer im Film „Manuel“ ausgezeichnet. Nur stand, wie er erst nach einer Weile realisierte, auf der heißbegehrten Trophäe gar nicht sein Name - sondern der des Comic-Detektivs „Dick Tracy“.
1973: Marlon Brando verweigert Oscar
Elf Oscars gewann das Mafia-Epos „Der Pate“ bei der Oscar-Verleihung 1973. Auch Darsteller Marlon Brando sollte für seine Rolle als „Don Vito Corleone“ ausgezeichnet werden. Doch an seiner Stelle stieg eine Stellvertreterin auf die Bühne: In vollem Stammesschmuck erklärte die Apachin Sacheen Littlefeather dem Publikum, Marlon boykottiere die Award-Show aus Protest gegen die Unterdrückung amerikanischer Ureinwohner.
Die Filmindustrie bewies prompt diese These und schuf damit den eigentlichen Skandal: Zahlreiche Anwesende buhten Littlefeather aus.
Den verschmähten Preis mopste übrigens kein geringerer als Oscar-Moderator Roger Moore und nahm ihn mit nach Hause - bis die Academy ihn von einem Wachmann wieder einsammeln ließ.

1974: Flitzer sorgt für nackte Tatsachen bei den Oscars
In den 1970er Jahren waren so genannte „Flitzer“, Menschen die bei öffentlichen Veranstaltungen nackt durchs Bild rannten, keine Seltenheit. So kann man wohl erklären, dass Oscar-Moderator David Niven und Elizabeth Taylor wenig erschrocken schienen, als 1974 ein Mann wie Gott ihn schuf über die Bühne lief.
David Niven kommentierte trocken: „Ist es nicht faszinierend? Der einzige Lacher, den dieser Mann wohl je bekommen wird, ist dafür, der Welt zu zeigen, wo er zu kurz gekommen ist.“

2003: Adrien Brody gewinnt Oscar und küsst eine verdatterte Halle Berry
Dass sich die Schauspieler über ihre Auszeichnungen freuen und ihre Gefühle für kurze Zeit nicht im Griff haben, kommt bei den Oscars öfter mal vor. Adrien Brody, der 2003 in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ für seine Leistung in „Der Pianist“ geehrt wurde, schoss allerdings den Vogel ab.
Als Halle Berry ihm auf der Bühne den Preis übergab, überrumpelte Adrien seine sichtlich peinlich berührte Kollegin mit einem leidenschaftlichen Kuss. Abgesprochen war das nicht. Jahre später betonte Halle in Interviews, dass sie auf diesen Moment gerne verzichtet hätte. In Zeiten von #MeToo wäre eine solche Aktion mittlerweile wohl undenkbar.

2011: Fremdschämen mit James Franco und Anne Hathaway bei den Oscars
Anne Hathaway und James Franco sollten die 83. Oscar-Verleihung moderieren, um damit auch ein jüngeres Publikum anzulocken. Stattdessen war jede Menge Fremdschämen angesagt: Während sich Anne verzweifelt abmühte, das Publikum ordentlich durch den Abend zu führen, drohte James neben ihr vor Langeweile fast einzuschlafen. „Viele vermuteten danach, dass ich was genommen hätte“, erinnerte sich der Schauspieler später und dementierte: Neben der energiegeladenen Anne würde jeder bekifft wirken, so James.

2013: Jennifer Lawrence stolpert die Oscar-Treppe rauf
Upsi! Millionen Menschen auf der ganzen Welt sahen Jennifer Lawrence zu, als sie die Treppe hinauf stolperte, bevor sie ihre Auszeichnung entgegennahm. Obwohl sie im Alter von nur 22 Jahren als beste Schauspielerin für ihre Rolle in „Silver Linings“ ausgezeichnet wurde, wurde dieser besondere Moment von ihrem Sturz überschattet.
Schuld war das lange Kleid, offiziell jedenfalls. Zwei Jahre später räumte Jennifer aber ein, einmal vor einer Oscar-Verleihung aus einer Bong geraucht zu haben. Welche Preisverleihung das genau war, wollte sie nicht sagen. Schließlich stolperte sie noch ein zweites Mal: 2014, auf dem roten Teppich.

2014: John Travolta nennt Idina Menzel "Adele Dazeem"
John Travoltas liebenswürdig peinlicher Versprecher ging auch in die Annalen der Oscar-Historie ein. Der Schauspieler sollte eine Performance von Idina Menzel ankündigen, die damals dank ihres Hits „Let It Go“ auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war. Doch irgendwas lief schief und John kündigte eine gewisse Adele Dazeem an. Kurz fragte man sich, wer nun tatsächlich auf die Bühne kommen würde.
Idina ließ sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen und trug ihren Song vor, der später am Abend mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
John rechtfertigte sich später damit, dass die Produzenten Idinas Namen auf dem Teleprompter in eine phonetische Version geändert hätten, was ihn mehr verwirrt habe als geholfen. Die Sängerin durfte sich ein Jahr später bei der Oscar-Verleihung an dem reumütigen Namensverdreher rächen: Sie stellte John als ihren „lieben Freund Glon Gazingo“ vor.
2015: #OscarsSoWhite
2015 gehörte zu den zahlreichen Nominierten keine einzige schwarze Person. Das sorgte für große Empörung innerhalb und außerhalb Hollywoods. Und es rief die Twitter-Bewegung #OscarsSoWhite ins Leben, die auf den immer noch vorherrschenden Rassismus der Traumfabrik aufmerksam machte.
Daraufhin verkündete die „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“, die den Preis verleiht, sie wolle diesen Missstand beseitigen. Seitdem wird bei den Nominierten und den Preisträgern mehr denn je auf Diversität geachtet, auch in der Jury selbst befinden sich nun alle Nuancen und Vertreter der Gesellschaft. Das Problem: Jetzt haftet den Oscars ein fader „Political Correctness“-Beigeschmack an ...
2017: Der falsche "Best Picture"-Gewinner wird verkündet
Und der Oscar für den besten Film geht an - ja wen denn nun? Diese Frage schwebte 2017 minutenlang im Raum, nachdem es in der Königs-Kategorie zu einem Kuddelmuddel kam. Warren Beatty und Faye Dunaway dürften sich in Grund und Boden geschämt haben, als sie den Musikfilm „La La Land“ zum Gewinner erklärten - obwohl tatsächlich der Film „Moonlight“ gewonnen hatte. Der Grund für den Irrtum: Den beiden Hollywood-Legenden wurde der falsche Umschlag gereicht.

2022: Will Smith ohrfeigt Moderator Chris Rock bei den Oscars auf offener Bühne

Nicht lustig: Weil Chris Rock einen schlechten Scherz über die Frisur seiner Frau Jada Pinkett-Smith gemacht hatte, verpasste Will Smith dem Oscar-Moderator vor einem Millionen-Publikum eine schallende Ohrfeige. Dann kehrte der Schauspieler an seinen Platz zurück und rief zweimal in Chris’ Richtung: „Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!“ Abgesprochene Aktion oder spontan? Das blieb erstmal unklar.
Als Will schließlich kurz darauf den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in „King Richard“ gewann, schien er sich in seiner Dankesrede für die vorherige Situation zu rechtfertigen. „Richard Williams war ein erbitterter Verteidiger seiner Familie“, sagte er unter Tränen. Er wolle sich bei der Filmakademie und den anderen Nominierten entschuldigen: „Kunst imitiert das Leben, und ich wirke wie der verrückte Vater (...) aber Liebe lässt einen verrückte Dinge machen.“
Alle Infos im Oscar-Liveticker
Wir sind schon sehr gespannt, was uns bei der diesjährigen Oscar-Verleihung in der Nacht vom 12. auf den 13. März erwartet. In unserem Liveticker gibt’s alle wichtigen Infos rund um die Verleihung der 95. Academy Awards.