Wie kann das denn bitte sein?
Trotz Dopingverdacht bei 15-jährigem Wunderkind: Russland darf Gold offenbar behalten

Die Olympischen Spiele haben ihren ersten Skandal: Ein Dopingverdacht im Eiskunstlauf und eine offiziell noch ungelöste Medaillenfrage sorgen für mächtig Wirbel bei den Winterspielen in Peking. Während sich das Internationale Olympische Komitee und russische Funktionäre bislang extrem bedeckt halten, berichten russischen Medien, dass die Gold-Frage bereits geklärt ist.
Und zwar zugunsten der Russen. Die Zeitung „Championat“ beruft sich auf einen Insider, der wissen will, dass das brillante Wunderkind Kamila Walijewa wegen des Doping-Verdachts nicht suspendiert. Ein Anwalts-Team habe durchgesetzt, dass die Entscheidung, die 15-Jährige aus dem Wettbewerb zu streichen, revidiert wurde. Bedeutet: Das Team behält die Gold-Medaille.
Die Eislauf-Großmacht war von der 15 Jahre alten Europameisterin Walijewa mit Erfolgen im Kurzprogramm und in der Kür maßgeblich zum Olympiasieg geführt worden. Zum Team gehörten auch Mark Kondratjuk, die Paarläufer Anastasia Mischina und AlexsanderGallimow und die Eistänzer VictoriaSinitsina und NikitaKatsalapow - die bei der EM auch die Titel holten.
In Peking ist das sprunggewaltige Supertalent Walijewa die Topfavoritin auf Gold im Damen-Einzel am 17. Februar. „Kamila ist nicht von der Teilnahme an den Spielen suspendiert worden“, erklärte Olga Jermolina, Sprecherin des russischen Eiskunstlauf-Verbandes, laut einer Eil-Meldung der Nachrichtenagentur Tass vom Donnerstag. Minderjährige Athleten unter 16 Jahren gelten nach den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) als „geschützte Personen“. Ihre Namen dürfen im Zusammenhang mit einem Verstoß eigentlich nicht öffentlich gemacht werden.
Herzmittel Trimetazidin offenbar verwendet
Nach Medienberichten soll der angebliche positive Dopingbefund im Eiskunstlauf weit vor den Winterspielen festgestellt worden sein. Bei der Probenanalyse wurde demnach das Herzmittel Trimetazidin entdeckt, das zur Vorbeugung gegen Angina-Anfälle angewendet wird. Das Medikament schützt das Herz vor einer reduzierten Versorgung mit Blut. Bekanntgeworden ist es durch die Doping-Fall des chinesischen Schwimm-Olympiasiegers Sun Yang.
Russlands Athleten dürfen bei den Winterspielen nur als Team des Russischen Olympischen Komitees (ROC) ohne Hymne und Fahne antreten. Wegen der Manipulation von Doping-Daten ist das Land formal noch bis Jahresende bei Olympischen Spielen ausgeschlossen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte zunächst eine vierjährige Sperre verhängt. Der Internationale Sportgerichtshof Cas reduzierte sie auf zwei Jahre. (tno)