Thomas Dreßen muss passen
Drama um deutsche Olympia-Hoffnung: "Es tut einfach weh"

Was für bittere Nachrichten für ganz Ski-Deutschland: Thomas Dreßen wird nicht an den Olympischen Winterspielen in Peking teilnehmen. Dabei steht Dreßen nach seiner Verletzung schon wieder auf Skiern. Seine Bewegungen sehen auch schon sehr flüssig aus. Dumm nur: Die Bretter, die für den besten deutschen Abfahrer die Welt bedeuten, sind zu schmal - Dreßen setzt seine Rehabilitation auf Langlaufskiern fort. Und: Er ist spät dran. Zu spät, um seine ohnehin etwas vage Hoffnung auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking (4. bis 20. Februar) noch am Leben halten zu können.
Knie streikt- das dauert
Es fiel Dreßen (28) am Donnerstag erkennbar schwer, das Unvermeidliche auszusprechen. "Wengen", die Rennen am Lauberhorn am zweiten Wochenende im Januar, "hat sich erledigt", ließ er zunächst wissen. Und weil er dort nicht fahre, "fahre ich Kitzbühel auch nicht". Es wäre für sein Knie, das er mühsam wieder aufbaut, "der falsche Ort", sagte er. "Und somit hat sich Olympia auch erledigt", es ergebe "keinen Sinn, dass ich über Olympia nachdenke."
Es ist ja schon bemerkenswert genug, dass Dreßen auch nur ansatzweise an Peking gedacht hat. Er hatte schließlich in der vergangenen Saison genau ein Rennen bestritten - die WM-Abfahrt in Cortina d'Ampezzo. Danach wurde er am vorgeschädigten rechten Knie operiert. Seitdem wird in einem sehr speziellen Verfahren versucht, den zuvor schon arg ramponierten Knorpel wieder so weit aufzubauen, dass für Dreßen eine Rückkehr auf Alpin-Skier möglich wird. Doch das dauert.

Held von der Streif muss Traum begraben
Dreßen, nach seinem Sieg 2018 auf der Streif in Kitzbühel zum besten deutschen Abfahrer aufgestiegen, ist es wenig überraschend äußerst schwer gefallen, seinen Traum zu begraben. "Die Hoffnung stirbt ja zuletzt", sagte er, er sei auch "der Einzige" gewesen, der Olympia "noch als Ziel verfolgt hat". Ärzte, Therapeuten - sie alle hätten ihm "immer gesagt, es wird schwierig". Er aber habe das anders sehen müssen: "Ich brauche ja ein Ziel, irgendwo."
Nun ist das Ziel außer Reichweite geraten. Und das macht auch einem positiv denkenden Menschen wie Dreßen schwer zu schaffen - etwa, wenn er im Fernsehen die Bilder sieht von den Kollegen, die in diesen Tagen auf der Saslong im Grödnertal unterwegs sind. "Es ist nicht einfach", gab er zu, "es ist schon das zweite Jahr in Folge, dass ich nicht bei Rennen dabei bin. Jeder weiß, dass Skifahren meine große Leidenschaft ist, es ist kein Job."
Es sind die kleinen Momente, die Dreßen schmerzen. "Neulich", berichtete er, habe er im Radio die Skifahrer-Hymne "Schifoan" gehört: "Das hat mich emotional ein bisschen mitgenommen, das tut einfach weh, aber so ist es halt." Immerhin, stellt er lapidar fest, habe er nun Zeit, eine "schöne Vorbereitung zu machen" - auf den kommenden Winter. Es bleibt ihm ja erst mal auch nichts anderes übrig. (sid/lgr)