Überlebenskampf vor 6 Jahren

Owen Wright: Bronze nach Hirnblutung

Tokyo 2020 Olympics - Surfing - Men's Shortboard - Bronze Medal Match - Tsurigasaki Surfing Beach, Chiba, Japan - July 27, 2021. Owen Wright of Australia celebrates after winning bronze REUTERS/Lisi Niesner  REFILE - CORRECTING DATE
Owen Wright
RC, REUTERS, LISI NIESNER

Owen Wright kämpft 2015 nach einem Surfunfall um sein Leben. Die niederschmetternde Diagnose: Hirnblutung. Der Australier muss neu laufen und auch das Surfen wieder lernen. In Tokio zeigt er es jetzt der ganzen Welt: Mit Bronze meldet sich Wright zurück in der absoluten Elite der Wellenreiter.

Wright fängt 2015 ganz von vorne an

Owen Wright ist der Mann der großen Brecher. Riesige meterhohe Wellen schüchtern den blonden Surfer aus Australien nicht ein - im Gegenteil, hier ist er in seinem Element. Er nimmt sie an und bezwingt sie. Meistens. Denn 2015 geht es schief.

Oft schon ist auch Wright vom Brett gefallen, doch dieses Mal ist es anders. Er wird zu lange von der Kraft der Natur unter Wasser gedrückt. Als Retter ihn an Land und dann ins Krankenhaus bringen, lautete die Diagnose: Hirnblutung. Nichts ist mehr, wie es war. Owen Wright muss ganz von vorne anfangen. An seine Leidenschaft auf dem Ozean ist nicht zu denken, für den Athleten heißt es erst wieder Gehen lernen.

Seine Boards stehen in der Ecke, Wright muss sich in den Alltag zurückkämpfen. Später sagt Wright, sein Herz sei damals gebrochen gewesen, nicht wegen des Unfalls, sondern wegen der Aussicht, wohl nie wieder surfen zu können. All das, was ihn bis dahin ausgemacht hat, scheint verloren. Doch der Surfer hat einen Antrieb, eine Vision, die ihn Tag für Tag motiviert zu arbeiten und zurückzukommen.

Bronze-Coup in Tokio

„Ich hatte das Ziel hier mit einer Medaille um den Hals zu stehen, ohne zu wissen, welche Farbe sie haben würde. Das hat mich vor ein paar Jahren definitiv durch diese harten Zeiten gebracht“, erzählt Wright nach seinem Bronze-Coup am Tsurigasaki Beach, hundert Kilometer östlich von Tokio.

Im Kampf um Platz drei deklassierte er bei der Olympischen Premiere des Surfens den haushoch favorisierten Brasilianer und Superstar der Szene Gabriel Medina. Für den 1,90-Meter-Mann sind die Bedingungen nicht optimal- die verhaltene Brandung passt nicht zu den Big-Wave-Fähigkeiten des Australiers. Er wusste vorher, dass er sich auf kleinere Wellen einstellen muss, als sie ihm lieb wären. Doch auch auf kleinen Wellen kann man Großes erreichen. Ein Erfolg, den vor fünf Jahren niemand für möglich gehalten hat.

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"Ich lag einfach da"

Fünf Monate brauchte Wright nach seinem schlimmen Unfall, um wieder laufen zu können. Die Anfänge auf dem Brett waren nicht leicht, es sei zwar „der größte Spaß der Welt“ gewesen, erzählt er 2015. Aber Wright kam „nicht auf die Beine. Also lag ich einfach da. Mir wurde klar, dass man sich verbessern muss. Sich darauf zu konzentrieren was früher war, was andere können oder warum man nicht gut genug ist, das bringt nichts.“

Owen Wright ist 31 Jahre alt - fast schon ein Surf-Veteran. Einer, der schon alles erlebt hat. Nicht nur im Sport, sondern eben auch im Leben. Tragödien und Triumphe. Nach der Bronze-Medaille in Tokio hat sich der Australier gefühlt als würde er „auf Wolken laufen“. Vor fünf Jahren konnte er nicht einmal mehr gehen.