Experte erklärt, wann Training wirklich Wirkung zeigtOhne Muskelkater kein Effekt? Der große Sport-Mythos im Check

No pain, no gain? Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass nur Muskelkater nach dem Training zeigt, ob die Übungen wirklich effektiv waren. Aber ist der Muskelaufbau wirklich mit Schmerzen verbunden? Wir haben bei Medizin-Journalist und Allgemeinarzt Dr. Christoph Specht nachgefragt.
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Was ist Muskelkater überhaupt?
Muskelkater dürfte jeder von uns kennen, aber die wenigsten wissen, was da wirklich in unserem Körper los ist. Früher dachte man, Muskelkater entstehe durch eine Übersäuerung der Muskeln, heute weiß man es jedoch besser: „Es ist wirklich so, dass bei der Anstrengung Milchsäure (Laktat) entsteht, aber die hat eine ganz kurze Halbwertszeit. Ein paar Stunden nach dem Training ist das Laktat weg, deshalb ist es nicht für den Muskelkater verantwortlich“, erklärt Dr. Specht. Woher der Schmerz wirklich kommt? „Muskelkater sind kleine Faserrisse in der Muskulatur“, erklärt der Experte. Wenn durch Überbelastung kleinere Muskelfasern reißen, entstehe sogar eine Entzündung. Bis diese entstehe, brauche es etwas Zeit – in der Regel so lange, bis der Muskelkater spürbar wird. Ein Grund zur Sorge sei dies laut Dr. Specht nicht.
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Ist Muskelkater für ein gutes Training notwendig?
„Muskelkater ist nicht notwendig für ein gutes Training. Idealerweise ist ein Training dann gut, wenn es nicht zu Muskelkater kommt, das geht aber nur, wenn man sich viel Zeit nimmt“, so Dr. Specht. Aufwärmen wäre ratsam sowie eine langsame Steigerung der Trainingseinheiten. Man müsse laut des Mediziners darauf achten, "dass man immer genügend Reiz für den Muskel setzt – das ist das Entscheidende, sonst gibt es kein Training. Wenn man immer unter der Anforderung des Muskels bleibt, werden die Muskeln nicht größer. Wenn Sie aber drüber sind, bekommen sie Muskelfaserrisse. Ideal wäre, immer gerade so viel zu trainieren, dass der Reiz für die Muskelfasern ausreicht, dicker zu werden“, so Dr. Specht. Risse sollten jedoch vermieden werden.
Ein bisschen Muskelkater sei aber nicht schlimm, gut trainierte Menschen hätten in der Regel weniger mit Muskelkater zu tun. Wenn diese jedoch ungewohnte, neue Bewegungen ausführen oder kleine Änderungen ihn ihrem Bewegungsablauf vornähmen, führe dies auch bei ihnen zu den schmerzhaften Muskelschmerzen.
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Kann man mit Muskelkater weitertrainieren?
Demnach sei Training mit etwas Muskelkater im Nachgang nicht dramatisch – erst wenn die Muskeln sehr stark schmerzen würden, solle man dem Körper Ruhe gönnen.
Der Mythos, dass sich der Effekt eines Trainings erst durch Muskelkater zeige, ist demnach widerlegt. Ran an die Geräte!
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