Nach wilden Fan-Prügelszenen in Frankreich

Irrsinnige Fake-Vorwürfe von Nizza-Präsident gegen Marseille-Spieler

So langsam muss man sich schon fragen, was da falsch läuft beim OGC Nizza! Nachdem Fans beim Spiel gegen Olympique Marseille aufs Spielfeld stürmten und gegnerische Spieler angriffen, attackiert nun der Präsident der Südfranzosen die OM-Profis. Sein Vorwurf: Verletzungen seien nur vorgetäuscht.

Es waren Bilder, die fassungslos machen. Fans von OGC Nizza bewarfen gleich mehrfach die Spieler von Olympique Marseille beim Aufeinandertreffen in der französischen Ligue A mit Flaschen. Als Dimitri Payet der Kragen platzt und er eine Flasche zurückwirft, eskaliert die Situation vollkommen. Nizza-“Fans“ klettern über den Absperrzaun, wollen das Spielfeld stürmen und die Marseille-Spieler angreifen. Ordner müssen einschreiten, können jedoch nicht alles verhindern. Es kommt zu wilden Szenen, Spieler von OM werden verletzt.

Einer der Spieler, die Blessuren davongetragen haben, war der Ex-Herthaner Matteo Guendozi. Das Bild des 22-Jährigen mit zerkratztem Hals machte in den sozialen Medien schnell die Runde. Doch nun will Nizza-Präsident Jean-Pierre Rivere wissen, dass die Verletzungen nur ein Fake sind. „Abgesehen von dem Foto, das überall zu sehen ist, hat es keine Gewalt gegen Marseille-Spieler gegeben. Guendouzi hat, und es gibt Bilder, die das beweisen, keine Spuren am Hals, wenn er auf dem Platz steht“, sagte der 63-Jährige der L’Equipe.

Guendozi muss sich die Verletzungen demnach selbst zugefügt haben – zumindest laut Rivere. Der hatte schon direkt nach dem Vorfall die schrecklichen Szenen heruntergespielt. Dafür, dass die Marseille-Spieler im Anschluss nicht weiterspielen wollten, zeigte der OGC-Präsident nämlich so gar kein Verständnis. „Ich habe die Entscheidung unserer Kollegen aus Marseille, das Spiel nicht wieder aufzunehmen, nicht ganz verstanden. Jeder riet ihnen, weiterzumachen, es blieben noch 15 Minuten“, wurde Rivere auf der Vereinshomepage zitiert. „Ich habe mit den Fans gesprochen und ihnen gesagt, dass es nicht akzeptabel ist, dass sie mit Flaschen werfen. Sie versicherten mir zweimal, dass es keine weiteren Probleme geben würde. Ich war überzeugt, dass es gut gehen würde. Leider wollte Marseille nicht weiterspielen. Zur Kenntnis genommen.“

Dass die OM-Spieler aber gerade Prügel von den „Fans“ einstecken musste, schien ihn gar nicht sonderlich zu interessieren. Rivere machte auch Payet zum Schuldigen der Auseinandersetzung. Seine Reaktion auf die erneuten Wurfattacken sei der Auslöser gewesen und sowieso wären danach seine Nizza-Spieler von Ordnern angegriffen worden.

Auch die Bilder zeigen jedoch, dass die Marseille-Profis die Opfer waren. Entsprechend besorgt der Club aktuell auch offizielle Dokumente – auch um den Fake-Vorwurf von Rivere zu widerlegen. „Es gibt Kratzer, das sagen auch die unabhängigen Ärzte in Marseille. Es wird ärztliche Atteste geben“, sagte OM-Kommunikationschef Jacques Cardoze. „Das sind Dinge, die es ermöglichen, die Untersuchung der Liga und des Disziplinarausschusses durchzuführen.“

Am Montag werden beide Vereine zu den Vorfällen befragt. Wahrscheinlich ist, dass sowohl Nizza als auch Marseille mit einem Punktabzug bestraft werden. Auch die individuellen Strafen für Trainer und Spieler, die in die Prügelszenen verwickelt waren, stehen noch aus. Bereits bekanntgegeben wurde, dass die Südtribüne in Nizza, auf der die Ultras stehen, für die nächsten vier Heimspiele leerbleiben wird. (sho)