Forschungsprojekt in Kassel

ÖPNV leidet unter Corona-Pandemie: Wie sicher ist eine Fahrt?

ARCHIV - 25.11.2021, Hessen, Kassel: Fahrgäste stehen an einer Haltestelle vor einer Straßenbahn der Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG). Wissenschaftleer erforschen derzeit, wie der öffentliche Nahverkehr pandemie-resistent gemacht werden kann (zu dpa-Text «Sicher in Bus und Bahn trotz Pandemie: Forschungsprojekt in Kassel») Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Volle Haltestellen und Bahnen sind während der Pandemie deutlich seltener geworden. Forscher in Kassel untersuchen jetzt, wie der öffentliche Nahverkehr pandemie-resistent gemacht werden kann.
deutsche presse agentur

Bei den aktuellen Rekord-Spritpreisen überlegen immer mehr Menschen, vom Auto auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umzusteigen. Doch ist die Bahn ein sicherer Ort während der Corona-Pandemie? Wissenschaftler der Universität Kassel untersuchen jetzt, was eine Lüftung im Bus ausmachen kann oder wie Fahrgäste bestmöglich informiert werden können.
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Jeder Dritte fährt wegen der Pandemie keine Bahn mehr!

Nach knapp zwei Jahren nach dem ersten Corona-Lockdown sind Busse und Bahnen immer noch nicht wieder voll besetzt. Die Verkehrsunternehmen betonen aber, dass es sich beim öffentlichen Personennahverkehr um einen sicheren Ort handeln würde.

Bei einer Befragung der Fahrgäste in Kassel gab jedoch jeder Dritte (330 von insgesamt 927 Befragten) an, wegen der Pandemie nicht mehr mit dem ÖPNV zu fahren. Weitere 174 Befragte haben ihre Fahrten reduziert.
Die Befragung zeigt dem Forscherteam der Universität Kassel, dass die Verkehrsunternehmen in ihrer Kommunikationen subjektiv auf die empfundenen Ängste der Fahrgäste eingehen müssten, und zwar nicht nur mit Plakaten in den Zügen, um auch diejenigen zu erreichen, die erst gar nicht mitfahren, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Natalie Schneider.

Ein weiteres Thema ist die Ausbreitung von Aerosolen im ÖPNV. Anhand von Computer-Simulationen soll erforscht werden, welche Empfehlungen für Lüftungssysteme, Trennscheiben oder das Abstand halten ausgesprochen werden können. Bisherige Ergebnisse zeigen, dass der Effekt der Lüftung und das Tragen von FFP2-Masken sehr effektiv sei, um sich vor der Ansteckung zu schützen.

Wären gestaffelte Schulanfangszeiten sinnvoll, um Ansteckungen zu vermeiden?

Untersucht werden soll auch, was es bringt, wenn niemand im Bus oder in der Bahn spricht und welche Auswirkungen gestaffelte Schulanfangszeiten hätten. Hier wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob der Einsatz von mehr Fahrzeugen oder gestaffelte Anfangszeiten die Virenausbreitung weiter eindämmen könnte.

Das Forschungsprojekt wird mit circa 1,3 Millionen Euro vom Bund gefördert. Die Forschungen laufen noch knapp zwei Jahre und sollen auch herausfinden, wie der ÖPNV in Pandemie-Zeiten finanziert werden kann. Gerade das Homeoffice lässt viele Fahrtgründe wegfallen. Der Branchenverband VDV bilanzierte den bundesweiten Corona-Verlust für das vergangene Jahr auf circa vier Milliarden Euro. (dpa/ast)