Ökotest: Mittel gegen Reizdarm auf dem Prüfstand - Pflanzengift statt wirksamer Inhaltsstoffe

Bauchweh, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall: Wer am Reizdarmsyndrom leidet, hat mit den unterschiedlichsten Symptomen zu kämpfen. Frei verkäufliche Präparate aus Drogeriemarkt oder Apotheke versprechen hier Linderung. Doch nicht alle Mittel tun dem Körper gut: Neben mangelnder Wirksamkeit bemängelt die Zeitschrift "Ökotest" bei zwei Produkten sogar einen erhöhten Gehalt an gesundheitsschädlichen Pflanzengiften. Alle wichtigen Ergebnisse finden Sie hier.
Pyrrolizidinalkaloide sind krebserregend
18 Reizdarm-Mittel wurden von "Ökotest" eingehend untersucht, insgesamt drei von ihnen fielen besonders negativ auf: Sie waren mit sogenannten Pyrrolizidinalkaloiden belastet. Mit diesen Stoffen wehren sich Unkräuter gegen Fressfeinde. Geraten diese Unkräuter versehentlich unter die Ernte von Heilkräutern, gelangt das Pflanzengift ins Arzneiprodukt. Pyrrolizidinalkaloide wirkten in Tierversuchen krebserregend und erbgutschädigend, auf Dauer könnten sie die Leber schädigen. Der Zielwert der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA - 0,35 Mikrogramm pro Tagesdosis für eine Person mit 50 Kilogramm Körpergewicht - wurde von zwei Präparaten überschritten: "Pascoventral" sowie "Gasteo Gänsefingerkraut".
Wirksamkeit bei sieben Produkten bestätigt
Neben der Verträglichkeit hatte "Ökotest" vor allem die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe im Auge, denn nur bei wenigen ist eindeutig belegt, dass sie gegen Reizdarm helfen. Mit "sehr gut" wurden deshalb nur drei Produkte mit dem Stoff Butylscopolamin sowie Pfefferminz- und Kümmelöl bewertet; diese Substanzen gelten als entkrampfend und schmerzlindernd. Es handelt sich um "Buscopan Dragées", "Carmenthin bei Verdauungsstörungen" sowie "Chiana Kapseln Reizdarm".
Als "gut" wurden drei Reizdarm-Mittel eingestuft, denen zumindest eine unterstützende Wirkung angerechnet werden kann: "Flosine Balance", "Mucofalk Orange" und "Zirkulin Leinsamen bei Reizdarm". Sie enthalten Ballaststoffe, die zur Regulierung des Stuhls beitragen und somit die Verdauung fördern. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: In zu hoher Dosis können Ballaststoffe selbst Blähungen verursachen. Laut der medizinischen Leitlinie "Reizdarm" empfiehlt es sich daher, die Behandlung mit niedrigen Mengen zu beginnen und diese je nach Verträglichkeit zu steigern.
Unbelegte Wirksamkeit bei elf Reizdarm-Mitteln

Bei elf der 18 Präparate lässt die Wirkung zu wünschen übrig: Sie alle wurden mit "mangelhaft" oder sogar "ungenügend" bewertet. Einige davon, zum Beispiel "Colibiogen Oral" oder "Symbioflor 2" setzen auf Probiotika - lebende Mikroorganismen, die das Gleichgewicht des Darms wiederherstellen sollen. Ob sie das wirklich tun, ist jedoch nicht ausreichend belegt. Dies ist auch der Fall bei diversen Mitteln, die verschiedene Heilpflanzenauszüge kombinieren, etwa "Gastricholan-L" oder "Gastritol Liquid".
Ein weiteres Kriterium, das zur Abwertung führte, war der Alkoholgehalt: Mittel, die bereits für Kinder unter zwölf Jahren geeignet sind, aber mehr als ein Volumenprozent Alkohol beinhalten, wurden um zwei Noten abgestuft; Tropfen für Erwachsene mit mehr als zehn Volumenprozent um eine Note.
Sonderfall "Iberogast"
Die Wirksamkeit von "Iberogast" wurde zwar wissenschaftlich bestätigt, trotzdem erreicht es nur die Note "befriedigend". Denn das Mittel enthält Schöllkraut, das unter bestimmten Umständen Leberschäden verursachen kann. Außerdem sollten Schwangere und Stillende es nicht einnehmen. Doch ein Hinweis darauf ist weder auf der Flasche noch im Beipackzettel zu finden. Laut "Ökotest" hat der Produzend "Bayer Vital" aber inzwischen angekündigt, die entsprechenden Warnungen hinzuzufügen.
Diese drei Mittel gegen Reizdarm schnitten am besten ab:
Sanofi-Aventis - Buscopan Dragées (2,99 Euro pro Tageshöchstdosis)
Dr. Willmar Schwabe - Carmenthin bei Verdauungsstörungen, Weichkapsel (1,71 Euro pro Tageshöchstdosis)
Bio-Diät-Berlin (Apotheke) - Chiana Kapseln Reizdarm, Weichkapseln (0,84 Euro pro Tageshöchstdosis)
Diese drei Mittel gegen Reizdarm schnitten am schlechtesten ab:
Laves - Colibiogen Oral, Lösung (7,71 Euro pro Tageshöchstdosis)
Niehaus Pharma - Gasteo Gänsefingerkraut, Tropfen (1,71 Euro pro Tageshöchstdosis)
Pascoe - Pascoventral Mischung, Tropfen (1,03 Euro pro Tageshöchstdosis)