Sechster Erfolg in Wimbledon
Sein Traum wird wahr: Djokovic siegt und zieht mit Federer und Nadal gleich

Zusammen haben sie 60! 60 großartige Grand-Slam-Titel. Sie sind die Größten, der Tennis-Geschichte. Aber an diesem Sonntag konnten Roger Federer und Rafael Nadal nur zuschauen, wie die Nummer eins der Welt mit ihnen gleichzog: Novak Djokovic hat zum sechsten Mal Wimbledon gewonnen, zum dritten Mal in Folge und damit seinen 20. Titel perfekt gemacht. Bärenstark – wenn auch nicht komplett dominant – gewann er in vier Sätzen gegen den Italiener Matteo Berrettini, für den es das erste Grand-Slam-Finale war (4:6 (4:7), 6:4, 6:4, 6:3).
Djokovic nimmt den Golden Slam ins Auge
Unersättlich und einfach unaufhaltsam: Auf seiner furiosen Rekordjagd hat Novak Djokovic den nächsten historischen Meilenstein erreicht und den Golden Slam endgültig ins Visier genommen. Nach dem besten Saisonstart seit 52 Jahren ist für ihn auf einmal sogar scheinbar Unerreichbares greifbar nah.
Seit der australischen Ikone Rod Laver 1969 war es keinem Spieler mehr gelungen, die ersten drei Major-Turniere eines Jahres für sich zu entscheiden. Mit einem Sieg bei den US Open kann Djokovic wie damals Laver den legendären Grand Slam perfekt machen. Und mit Olympia-Gold in Tokio ist sogar der Golden Slam wie einst 1988 bei Steffi Graf drin.
Am Wert dieses 20. Grand-Slam-Titels hatte Djokovic im Vorfeld keinen Zweifel gelassen. "Das würde mir alles bedeuten", sagte er: "Deswegen bin ich hier, deswegen spiele ich." Die Erfahrung sprach in seinem 30. Major-Endspiel ganz klar für ihn - und doch schien die Aussicht auf den historischen Titelgewinn selbst Mental-Monster Djokovic anfangs zu beeinflussen.
15.000 Zuschauer beim Finale in Wimbledon dabei
Mit einem Doppelfehler startete der Topfavorit in sein siebtes Wimbledon-Endspiel, zwei weitere sollten schnell folgen. Aber sein Gegenüber war nicht weniger wackelig, Berrettini war der Druck deutlich anzumerken. Schließlich waren die Augen seines ganzen Heimatlandes nach London gerichtet - Berrettini sollte die passende Ouvertüre für das EM-Finale der Fußballer am Abend im Wembley-Stadion gegen England liefern.
Nur langsam schraubten beide Spieler vor 15.000 Zuschauern ihre Fehlerquote nach unten. Mit seinem krachenden Aufschlag und der starken Vorhand kam Berrettini immer besser ins Match - und drehte den ersten Satz damit noch nach 2:5-Rückstand. Und das Publikum witterte die Sensation.
An diesem geschichtsträchtigen Tag sorgten auch die Organisatoren in Wimbledon für ein (längst überfälliges) Novum. Als erste Frau überhaupt leitete die kroatische Schiedsrichterin Marija Cicak das Herrenfinale im All England Club. Und wie Herzogin Kate in der Royal Box sah sie, dass sich Djokovic vom Rückstand nicht beeindrucken ließ. Er legte zwei schnelle Breaks vor und wehrte diesmal auch das erneute Aufbäumen Berrettinis souverän ab.
Novak Djokovic und sein Momentum
Und der Serbe bewies eindrucksvoll, warum er als bester Returnspieler der Welt gilt, Berrettini gab auch im dritten Satz früh den Aufschlag ab. Mit entschlossenem Blick tippte sich der "Djoker" an die Schläfe - vor allem dank seiner beeindruckenden mentalen Stärke jagt er von Rekord zu Rekord und holte sich die vorentscheidende 2:1-Satzführung.
Angefeuert von den Fans kämpfte Berrettini weiter unermüdlich, mit tollen Ballwechseln rissen die Kontrahenten das Publikum von den Sitzen. Doch das Momentum konnte er Djokovic nicht mehr entreißen. (ana/sid)