Kim Jong-un nennt die Musik "Krebsgeschwür"

Nordkorea-Diktator soll 7 Menschen wegen K-Pop-Videos hingerichtet haben

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Kim Jong-un, Machthaber von Nordkorea während einer Parlamentssitzung in Pjöngjang.
deutsche presse agentur

Er nennt es "Krebsgeschwür" und scheint es mit aller Härte zu bekämpfen: Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un hat offenbar sieben Menschen hinrichten lassen, weil sie K-Pop-Videos verbreitet oder angesehen haben. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der südkoreanischen Menschenrechtsgruppe "Transitional Justice Working Group" (TJWG) hervor. Die Musikrichtung K-Pop kommt aus dem verfeindeten Südkorea und ist weltweit erfolgreich.

Menschenrechtler: 23 Exekutionen unter Kim Jong-uns Regime

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K-Pop ist weltweit erfolgreich.

Seit 2015 hat die in Seoul ansässige Gruppe für ihren Bericht 683 nordkoreanische Überläufer interviewt. Nach Angaben der "New York Times" will sie die Orte in Nordkorea erfassen, an denen Menschen bei vom Staat gebilligten öffentlichen Hinrichtungen getötet und begraben wurden. In ihrem jüngsten Bericht spricht die Gruppe von 23 solcher Hinrichtungen unter dem Regime von Kim Jong-un, davon sieben wegen des Anschauens oder Verbreitens südkoreanischer Videos.

Diktator geht brutal gegen Unterhaltung aus Südkorea vor

HANDOUT - 16.11.2021, Nordkorea, Samjiyon: Auf diesem undatierten, am 16. November 2021 zur Verfügung gestellen Foto inspiziert der nordkoreanische Führer Kim Jong Un eine  Baustelle in der Provinz Ryanggang. ACHTUNG: Das Foto wurde von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellt. Sein Inhalt kann nicht eindeutig verifiziert werden. Foto: Uncredited/KCNA via KNS/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kim Jong-un inszeniert sich gern als großer Führer - und geht rigoros gegen Andersdenkende vor.
ogu, dpa, Uncredited

Seit seiner Machtübernahme im Jahr 2011 geht der Diktator rigoros gegen Unterhaltung aus Südkorea vor. Dort produzierte Songs und Filme würden den Nordkoreanern den Verstand nehmen, glaubt er. Auch der südkoreanische Jugendslang ist ihm ein Dorn im Auge.

Im Dezember 2020 wurde laut "New York Times" ein Gesetz verabschiedet, demzufolge das Verbreiten südkoreanischer Unterhaltungsangebote mit dem Tod bestraft werden kann. Die öffentlichen Hinrichtungen sollen offenbar der Abschreckung dienen.

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K-Pop wird auf USB-Sticks über Grenze zu China geschmuggelt

Das wahre Ausmaß der Hinrichtungen in dem isolierten Staat ist kaum auszumachen. Die TJWG hat sich deshalb auf jene Exekutionen konzentriert, die seit Kims Machtübernahme stattgefunden haben – und auf solche in Hyesan, einem wichtigen Handelszentrum an der Grenze zu China. Die 200.000-Einwohner-Stadt ist das größte Einfallstor für Unterhaltung aus Südkorea, die zum Beispiel auf USB-Sticks aus China über die Grenze geschmuggelt wird. Hyesan steht offenbar im Fokus vom Kim Jong-uns Bemühungen, den Einfluss des K-Pops zu stoppen.

Nordkorea: Familien mussten Exekutionen mitansehen

Von den sieben Hinrichtungen fanden laut TJWG sechs in Hyesan statt, alle zwischen 2012 und 2014. Bürger seien dazu gedrängt worden, dem verstörenden Spektakel beizuwohnen, bei dem zunächst Beamte die Verurteilten als "Übel für die Gesellschaft" beschimpften. Dann wurden sie jeweils mit insgesamt neun Schüsse von drei Soldaten hingerichtet. Auch die Familien der Verurteilten seien oft gezwungen worden, bei der Exekution zuzusehen, heißt es in dem Bericht.

Kim Jong-un verschärft wegen Hinrichtungsvideos die Kontrollen

Nordkorea
Der Zugang zum Internet wird in Nordkorea zensiert.
deutsche presse agentur

Weil die Zahl der Überläufer nach Südkorea in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist, gelangen weniger Informationen aus dem abgeschotteten Nordkorea ins Ausland. Der Staat zensiert fast alles – das Fernsehen, das Radio, das Internet. Dennoch werden immer wieder heimlich aufgenommene Videos von Schauprozessen und Hinrichtungen über die Grenze geschmuggelt. Dem Bericht zufolge will Kim-Jong-un dies jetzt verhindern, indem die Exekutionen weiter von der chinesischen Grenze entfernt stattfinden und Zuschauer genauer durchsucht werden. (bst)