Zu viel des Guten
Gatsbying: Wie funktioniert der neue Datingtrend?

Beim Dating ist es ganz normal, dass man die positiven Eigenschaften in den Vordergrund stellt. Treu nach dem Motto: mein Haus, mein Auto, mein Hund, meine Hobbys. Doch ab einem gewissen Punkt, kann es schnell zu viel des Guten werden.
Illusionen und Perfektion stehen bei Gatsbying im Vordergrund
Der Datingtrend Gatsbying erhielt seinen Namen von dem bekannten Roman "Der große Gatsby" geschrieben von F. Scott Fitzgerald. Spätestens seit der Verfilmung des Buches mit Leonardo DiCaprio vor zehn Jahren, kennt den Inhalt fast jeder. In dem Film geht es um einen Autor, Nick Carraway, der sich hineinbegibt in die Welt der Reichen und Schönen. Er erzählt die Geschichte des Millionärs Jay Gatsby, der in den 1920er Jahren versucht, seine Angebetete durch Imponieren zu erobern, während er in einer Welt voller Reichtum, Illusionen und gesellschaftlicher Oberflächlichkeit lebt. Es geht um den American Dream, verlorene Liebe und die Kritik an der Dekadenz der Zeit. Ein Phänomen, was in der heutigen Dating-Welt ebenfalls häufig anzutreffen ist: das Spiel mit der Illusion und der Perfektion.
Wenn man jemanden kennenlernt, dann klopft man nach und nach Eckdaten ab, die einem wichtig sind. Was arbeitet derjenige, was macht er oder sie in seiner Freizeit und wie "interessant" ist die Person generell, aber auch für mich persönlich. Doch der Datingtrend Gatsbying setzt noch früher an. Gefällt einem die neue Bekanntschaft, neigen viele Menschen dazu, eine unwiderstehliche Scheinwelt zu präsentieren. Das Ziel? Dem neuen Schwarm imponieren, einen Besseren/Bessere als mich hast du noch nie getroffen.
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Unwiderstehliche Scheinwelt: So wird Social Media beim Gatsbying genutzt
Von Anfang an wird bei Social Media eine Scheinwelt präsentiert, wie cool, reich, international, belesen, sportlich und sozial man ist. Es werden mit Absicht Postings gefertigt, die darauf schließen lassen, dass man ein enorm guter Fang ist. Meistens wird dabei dem neuen Schwarm aber keine gezielte Aufmerksamkeit gewidmet, es erfolgen keine direkten Nachrichten oder ähnliches. Die Bilder und das Kosmopolitische bei Social Media sollen das Verlangen nach einem auslösen. Ähnlich wie es auch der große Gatsby im gleichnamigen Film tat.
Mit etwas Feingefühl wird beispielsweise das Instagram-Profil der neuen Bekanntschaft ausgelesen, was demjenigen wichtig ist, und genau das wird dann bedient. Die Herz-Dame steht auf Designertaschen? Dann gefallen ihr bestimmt Poser-Bilder mit teuren Autos. Dadurch vermittelt man das Gefühl, dass man der Lady noch viele weitere hochpreisige Taschen kaufen könnte und Luxus einem wichtig ist.
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Was ist echt? Der Blick hinter die "Gatsby"-Fassade wird immer schwieriger
Da immer mehr Menschen beim Kennenlernen eine Scheinwelt präsentieren, gestaltet es sich zunehmend schwieriger, hinter diese "Gatsby"-Fassade zu blicken. Oftmals entspricht Social Media auch ohne den gezielten Datingtrend Gatsbying nicht der Realität. Zudem steckt derjenige, der Gatsbying betreibt, enorm viel Zeit und Mühe in den Fake-Auftritt und es ist nicht mal gesagt, dass der Schwarm auch darauf achtet oder anspringt. Doch selbst wenn die Masche funktioniert hat und man in die Phase des wahren Kennenlernens und Datings übergeht, dann wird die Blase platzen.
Das Fake-Verhalten "Gatsbying" ist wenig tauglich, um jemanden ernsthaft kennenzulernen. Die Scheinwelt und Fassade ist auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten und die Enttäuschung darüber, dass eventuell nicht jedes Wochenende im Lamborghini durch die Stadt gefahren wird, vorprogrammiert. (stern.de)
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