Hoffnung Elektroband
Neue Anlage in Bochum eröffnet
Thyssenkrupp hat in den vergangenen Monaten selten für positive Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem ist da der angekündigte Kahlschlag beim Personal. Von knapp 27.000 Jobs sollen in den nächsten Jahren 11.000 wegfallen. Heute versuchte der Konzern in Bochum, gute Stimmung zu verbreiten.
Und heute gab es bei der offiziellen Inbetriebnahme einer neuen Anlage tatsächlich glückliche Gesichter. Sie soll extrem festen und gleichzeitig dünnen Stahl walzen und beschichten. Der Stahl heißt Elektroband, hat einen hohen Siliziumanteil und ist nur 0,2 Millimeter breit. Etwa die Dicke von 2 DINA4-Blättern aufeinander.
Kompetenzzentrum für Elektromobilität soll entstehen
Der Stahl soll ganz besondere Eigenschaften haben. Markus Kovac ist Standortleiter in Bochum und erklärt: "Der Stahl hat besondere Eigenschaften für die Magnetik und er kann den Energieverlust so minimieren. Deshalb wird er bevorzugt auch in Generatoren und insbesondere in Elektromotoren, auch in der Automobilindustrie, in der E-Mobilität eingesetzt. Wir sind hier mit den neuen Anlagen technisch in der Lage, besonders effiziente Stähle einzusetzen. Sehr dünne Stähle, die noch einmal einen Beitrag in Richtung Energieeffizienz liefern."
Hier in Bochum soll sogar ein Kompetenzzentrum für Elektromobilität entstehen. Dabei lahmt der ganz große E-Auto-Hype. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland etwa 380.000 Neuwagen zugelassen. Fast 30 Prozent weniger als 2023. Zusätzlich gibt es Stimmen, die fordern, das Verbrenner-Verbot zu kippen. Auch Friedrich Merz und der hat ja nach der Bundestagswahl im Februar möglicherweise einiges zu sagen.
Markus Kovac bleibt ruhig und betont, dass der Spezial-Stahl nicht nur für E-Autos, sondern für alle Geräte, die einen elektrischen Motor haben, gebraucht wird. Wie zum Beispiel für Kühlschränke, Backöfen, Staubsauger oder Airfryer.
Keine Angst vor Trump-Zöllen
Aber insgesamt ist der Weltmarkt für deutschen Stahl schwierig. Zu teuer, unter anderem wegen der hohen Strompreise bei uns. Und dann erklärt auch noch der neue US-Präsident, Zölle auf nahezu alles zu erheben, was nicht in Amerika produziert wird. Marie Jaroni ist Chief Transformation Officer bei thyssenkrupp Steel und bleibt dabei gelassen: "Unsere Kernmärkte sind in Deutschland und Europa. Fast 80 % unserer Produkte bleiben hier im europäischen Markt. Daher werden wir nicht groß betroffen werden."
Neue Anlage macht OB glücklich
Auch der Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ist bei der Inbetriebnahme dabei. Und zufrieden. Denn für ihn ist jede Investition eine gute Sache. Schließlich arbeiten hier in Bochum knapp 2000 Stahler. Mit der neuen Anlage wurden über 70 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der SPD-Politiker sagt: "Bochum ist froh, das Ruhrgebiet ist froh! Weil hier ganz deutlich wird, welche Zukunft Stahl auch hat. Hier sind 300 Millionen € investiert worden, um das zum Kompetenzzentrum für Elektrobrand und feuerfeste Stähle zu machen. Und das sind eben Produkte, die wir an ganz, ganz vielen Stellen benötigen."