15. Jahrestag ihrer Flucht

Natascha Kampusch über ihren Peiniger: "Er wollte, dass es mir so geht wie den Nazi-Opfern"

Das Entführungsopfer Natascha Kampusch sitzt am 24.08.2016 in Hamburg nach der Aufzeichnung der ZDF-Talkshow 'Markus Lanz' im Studio. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa | Verwendung weltweit
Natascha Kampusch wurde als Kind entführt.
dbo tmk, picture alliance / dpa, Daniel Bockwoldt

Wenig zu essen, wenig Kleidung, viel Demütigung

Natascha Kampusch sollte nach dem Willen ihres Entführers und Peinigers leiden und aussehen wie viele Opfer der Nazi-Diktatur. "Er hat mir wenig zu essen gegeben, wenig Kleidung, hat mich gedemütigt, schwere Arbeiten verrichten lassen und mir eine Glatze geschoren", sagte die 33-Jährige laut "heute.at" in einer TV-Sondersendung zum 15. Jahrestag ihrer spektakulären Flucht.

Auf dem Schulweg entführt

Kampusch war 1998 auf dem Schulweg von Wolfgang Priklopil entführt und 18 Jahre lang festgehalten wurde. Der Psychopath habe sich "mit der Entführung eines Kindes seine eigene Welt erschaffen wollten", so der heute-Bericht. "Er hat Adolf Hitler bewundert und wollte, dass es mir so geht wie den Nazi-Opfern", sagte Kampusch demnach in der Sendung von ORF2.

Video: Natascha Kampusch über Anfeindungen

Natascha Kampusch über Anfeindungen Erschreckend
06:47 min
Erschreckend
Natascha Kampusch über Anfeindungen

30 weitere Videos

Auch nach ihrer Selbstbefreiung erlebte Kampusch nicht nur Bewunderung, sondern oft auch unverständliche Ablehnung und offenen Hass.

Kommentare wie "Geh doch zurück in den Keller", seien keine Seltenheit, berichtete sie vor knapp zwei Jahren in einem RTL-Exklusivinterview. (uvo)

Anzeige:

Empfehlungen unserer Partner

Der Fall Natascha Kampusch

BU: Anmoderation Kampusch 2006BB:
Am 23 August 2006 berichtet RTL Aktuell mit Peter Kloeppel, dass Natascha Kampusch ihrem Entführer nach mehr als acht Jahren Gefangenschaft entkommen konnte.
  • 2. März 1998: Die zehnjährige Natascha Kampusch verschwindet in der Früh auf dem Weg in die Volksschule in Wien-Floridsdorf. Ihre Eltern alarmieren am Abend die Polizei.
  • 3. März 1998: Eine Schülerin erzählt der Polizei, dass sie beobachtet hat, dass Kampusch in einen weißen Bus gezerrt worden ist.
  • 6. April 1998: Wolfgang Priklopil wird in Strasshof in Niederösterreich von Ermittlern aufgesucht. Er besitzt einen weißen Lieferwagen.
  • 14. April 1998: Ein Hundeführer der Wiener Polizei macht das Sicherheitsbüro erneut auf den Verdächtigen in Strasshof aufmerksam. Dem Hinweis wird nicht nachgegangen.
  • 23. August 2006: Natascha Kampusch kann sich selbst aus ihrem Verlies in der Nähe von Wien befreien. Ihr 44 Jahre alter Entführer wirft sich kurz danach vor eine S-Bahn in der Nähe des Wiener Praters und stirbt.
Das erste TV-Interview mit Natascha Kampusch.
Das erste TV-Interview mit Natascha Kampusch.
dpa, A2918 epa apa Roland Schlager
  • 6. September 2006: Kampusch gibt früher als erwartet ihr erstes TV-Interview.
  • Februar 2008: Österreichs Innenminister setzt eine Evaluierungskommission ein, die den Fall untersuchen soll.
  • 23. Oktober 2008: Der Fall Kampusch wird neu aufgerollt.
  • 8. Januar 2010: Die Akte wird wieder geschlossen: Polizei und Staatsanwaltschaft sind überzeugt, dass Priklopil keine Komplizen oder Mitwisser hatte. Ein Freund des Entführers wird aber wegen Begünstigung angeklagt. Er soll nach Kampuschs Entkommen von der Entführung erfahren und Priklopil bei der Flucht geholfen haben.
  • Juli 2012: Eine neuerliche Evaluierung startet.
  • 28. Februar 2013: Die Verfilmung von Kampuschs Schicksals anhand ihrer Biografie namens "3096 Tage" kommt in die deutschen Kinos.
  • April 2013: Das internationale Expertenteam bestätigt, dass Priklopil "mit hoher Wahrscheinlichkeit" keine Mithelfer hatte und Einzeltäter war.
  • Februar 2016: Die Wiener Polizei prüft nach einer Anzeige die Todesumstände des Entführers erneut.
  • März 2016: Es wird bekannt, dass Priklopil sein Opfer während der Gefangenschaft gefilmt hatte. Die Ermittler stufen das mehrstündige Videomaterial als nicht relevant ein.
  • Juni 2016: Kampusch verliert vor dem Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung gegen das Buch "Der Entführungsfall Natascha Kampusch - Die ganze beschämende Wahrheit". Die Wienerin betrachtete die Schilderung des Videomaterials von Priklopil als Verletzung ihres Persönlichkeitsrechts.
  • August 2016: Zum zehnten Jahrestag ihrer Flucht bringt Kampusch ihr zweites Buch "Natascha Kampusch: 10 Jahre Freiheit" heraus. (dpa)