Nach Rücktrittsankündigung: Letzte große Messe von Papst Benedikt XVI.

Viele Augen richten sich weiterhin nach Rom, wo zwischen Rücktrittsankündigung, Nachfolgespekulationen und bald vollzogenem Rücktritt Papst Benedikt XVI. heute seinen ersten Auftritt seit der historischen Ankündigung hat. Es ist gleichzeitig die vermutlich letzte große liturgische Zeremonie seines Pontifikats. Am Nachmittag (17.00) will das 85-jährige Oberhaupt der Katholiken im Petersdom in Rom die Aschermittwoch-Messe zum Beginn der Fastenzeit feiern. Zuvor ist am Vormittag eine Generalaudienz geplant.

epa03578814 A handout photo prvided by the Vatican newspaper Osservatore Romano shows Pope Benedict XVI speaking during the Vatican Concistory in Vatican City, 11 February 2013. Pope Benedict XVI asked his brethren to forgive his defects as he announced his resignation for February 28. 'Brothers, I thank you most sincerely for all the love and work with which you have supported me in my ministry and I ask pardon for all my defects', the pope was quoted as saying. The announcement came during a Latin-language ceremony. He said he had long thought about his decision, which he said was for the good of the church. EPA/OSSERVATORE ROMANO / HANDOUT BEST QUALITY AVAILABLE HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES +++(c) dpa - Bildfunk+++
Aschermittwoch-Lithurgie: Letzte große Zeremonie Benedikts XVI.
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Wegen des zu erwartenden Ansturms von Gläubigen, Kardinälen, Bischöfen und Touristen wurde die Aschermittwoch-Liturgie eigens von der Kirche Santa Sabina auf dem Aventin-Hügel in den wesentlich größeren Petersdom verlegt. Auch zu der Audienz wird ein großer Andrang erwartet.

"Bis zum 28. Februar wird Papst Benedikt XVI. unser Papst bleiben, mit allen seinen Funktionen", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Nach seiner Rücktrittankündigung nimmt Benedikt weiter Termine wahr. Dazu gehören laut Lombardi Treffen mit Bischöfen und ausländischen Staatsgästen in den kommenden Tagen. Am vorletzten Tag seiner Amtszeit (27. Februar) wird der Papst seine letzte Generalaudienz auf dem Petersplatz abhalten. Andere besondere Veranstaltungen zum Ende seines Pontifikats sind laut Vatikan nicht geplant.

Zudem gab Lombardi bekannt, dass der Papst seit einiger Zeit einen Herzschrittmacher trägt. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche sei aber nicht in einem schlechten Gesundheitszustand. Bei einem kleinen Routineeingriff seien vor drei Monaten die Batterien des Gerätes ausgetauscht worden. Mit der Entscheidung des Papstes, sein Amt niederzulegen, habe dies nichts zu tun.

Nachfolgespekulationen in vollem Gange

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sieht keinen klaren Favoriten für die Papst-Nachfolge: "Die erste Frage wird sein, ob der nächste Papst wieder aus Europa kommen soll oder nicht. Ein Nachfolger aus einer anderen Region der Weltkirche - aus Afrika oder Südamerika - wäre eine historische Entscheidung", sagte er der 'Passauer Neuen Presse'. Die Herkunft allein werde aber nicht den Ausschlag geben, so Glück. "Ich rechne mit einem längeren Findungsprozess." Die Wahl werde sicherlich "nicht völlig spannungsfrei verlaufen".

Glück erhofft sich vom nächsten Papst mehr Eigenständigkeit für die Bistümer. Der Nachfolger von Benedikt XVI. solle "die Befugnisse der Bistümer gegenüber dem Vatikan vergrößern", sagte er dem 'Mannheimer Morgen' (Mittwoch). "Andernfalls kann sich die Weltkirche angesichts der unterschiedlichen Kulturen und Probleme bei den Menschen nicht entsprechend verständlich machen."

Am 28. Februar wird Benedikt sein Pontifikat aufgeben - das hat es in der Neuzeit noch nie gegeben. Dann beginnt innerhalb von 15 bis 20 Tagen das Konklave, das seinen Nachfolger wählt. Bis Ostern soll feststehen, wer neuer Papst wird.

Als geeignete Nachfolger werden unter anderem der Mailänder Erzbischof Angelo Scola (71) und die beiden Afrikaner Peter Turkson (64) aus Ghana und Francis Arinze (80) aus Nigeria genannt. Auch Kardinal Marc Ouellet (68) aus Quebec und dem New Yorker Erzbischof Timothy Dolan (63) werden Chancen eingeräumt. Aus Lateinamerika werden der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Otto Scherer (63), und Kurienkardinal Leonardo Sandri (69) aus Argentinien genannt. Aus Asien gilt der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (55) als 'papabile', also als möglicher Papst.