Nach Kiosk-Explosion: Schwester trauert um Bruder Ada (18)

„Er war für mich alles. Ich war für ihn alles “

Asya Abay (24) spricht über ihren verstorbenen Bruder Ada (18).
„Er war für mich alles. Ich war für ihn alles“, so beschreibt Schwester Asya Abay (24) das Verhältnis zu ihrem verstorbenen Bruder Ada (18) im Gespräch mit RTL.
RTL, RTL, RTL
von Dimitri Blinski und Klaus Felder

Adas Schwester steht noch immer unter Schock!
Am frühen Donnerstagmorgen explodiert ein Kiosk in Düsseldorf-Flingern – seitdem ist Asya Abay (24) in tiefer Trauer. Ihr geliebter Bruder Ada Abay (18) stirbt an einer Rauchgasvergiftung. Geplant war eigentlich, dass auch sie diese Nacht in der Wohnung schläft.

Bruder Ada war wie ein Sohn für Asya

Ada Abay (18)
Ada Abay wollte nur Hilfe holen - doch der 18-Jährige schafft es nicht und stirbt wahrscheinlich an einer Rauchgasvergiftung im Flur des Hauses.
privat, privat, privat

„Mein Bruder, nachdem er ein bisschen älter geworden ist, war er mein bester Freund. Und davor hatte ich wirklich eher das Gefühl, er ist mein Sohn“, so beschreibt Asya Abay das innige Verhältnis zwischen den Geschwistern im Gespräch mit RTL.

Sie, die sechs Jahre ältere Schwester, wollte immer ein gutes Vorbild sein. Sie habe ihrem kreativen Bruder Hochschulen und Ausbildungsplätze herausgesucht, damit er nach dem Abitur im Bereich Modedesign durchstarten könne. „Ich hab mich wirklich bemüht, sowohl eine Schwester, eine Mutter, eine Freundin, eine Lehrerin [zu sein]. Er war für mich alles. Ich war für ihn alles.“

Lese-Tipp: Familie verliert geliebten Sohn - und gesamte Existenz

Die Mutter geht auf den Balkon, doch Ada läuft in den Flur

Als es am Donnerstag um vier Uhr früh plötzlich knallt, wacht die Mutter der Familie auf und läuft ins Wohnzimmer. Nachdem sie Rauch bemerkt, weckt sie ihren Sohn Ada (18). Sie selbst geht auf den Balkon, doch der 18-Jährige macht einen folgenschweren Fehler – er läuft in den Hausflur. Vielleicht wollte er dort noch andere Bewohner vor dem Feuer warnen.Doch weit kommt er nicht. Ada stirbt höchstwahrscheinlich an einer Rauchgasvergiftung. Die Mutter überlebt und wird von der Feuerwehr gerettet.

„Wahrscheinlich hat er sich in dem Moment einfach gedacht, meine Mutter schafft es nicht hier raus, aber ich schaffe es raus und es ist keiner da. Es ist kein Feueralarm, es ist nichts. Ich muss jetzt raus und ich muss Hilfe holen“, vermutet Asya. Laut Aussagen der Mutter, sind die Rauchmelder im Haus erst viel später angegangen - als alle schon wach waren.

Lese-Tipp: Tote und Verletzte nach Explosion in Düsseldorf

Bei dieser rätselhaften Explosion in Düsseldorfer-Flingern kommen am Donnerstag gegen vier Uhr in der Nacht drei Menschen ums Leben, 16 werden verletzt. Erst hören Anwohner, wie es mehrfach knallt. Dann schlagen hohe Flammen aus dem Kiosk im Erdgeschoss des Hauses. Überall in der Straße liegen Trümmerteile, einige Autos brennen sogar aus.

Asya Abay: „Ich habe auf seinem Kopfkissen nach Haaren gesucht“

Nachdem die Polizei Spuren gesichert hat, darf Asya zusammen mit anderen noch einmal in die Wohnung rein. Ihre erste Reaktion: „Es war Horror, es war wirklich Horror.“

„Also nicht nur, dass mein Bruder und ich gemeinsam da aufgewachsen sind, auch zu sehen und mir sicherzugehen, dass er es wirklich nicht rausgeschafft hätte“, sagt sie noch unter Schock im RTL-Interview.

Die 24-Jährige geht ganz bewusst in das Zimmer ihres Bruders, berichtet sie unter Tränen. „Ich habe seinen Schrank aufgemacht. Ich habe seine Sachen rausgepackt, irgendwelche Sachen, die mir direkt in die Hand gekommen sind. Ich habe noch seinen Teddy gefunden, den er seit der Kindheit hat, den habe ich mitgenommen, weil den hätte ich da nicht liegen lassen können.“ In dieser Trauer will sie alles mitzunehmen, was an ihren verstorbenen Bruder erinnert: „Ich habe auf seinem Kopfkissen nach Haaren gesucht, ich habe seine Haare aufgesammelt.“

Lese-Tipp: Polizei nach Kiosk-Explosion in Düsseldorf sicher: Brand wurde absichtlich gelegt

Freundinnen starten Spendenaktion für die Familie

Asya Abay (24) zusammen mit ihren Freundinnen Dunia Wahdan (27) und Seda Housein (26)
Asya Abay (24) zusammen mit ihren Freundinnen Dunia Wahdan (27) und Seda Housein (26), die eine Spendenaktion für die Familie gestartet haben.
RTL, RTL, RTL

Asya versucht aktuell einfach irgendwie zu funktionieren und für ihre Eltern da zu sein. Sie selbst wohnt seit einem Jahr in Rheinland-Pfalz, doch beinah hätte auch sie in dieser Katastrophen-Nacht hier geschlafen. „Eigentlich wollte ich auch am Mittwochabend nach Düsseldorf fahren, weil wir am Freitag auf eine Hochzeit gehen sollten, alle zusammen. Und ich bin die einzige mit dem Führerschein. Aber, ich dachte mir ne, ich gehe am Donnerstag noch zur Arbeit und dann komme ich.“ Das hat ihr vielleicht das Leben gerettet. Nun sind alle bei Verwandten untergekommen und wissen nicht, wie es weitergeht.

Um die Familie wenigstens finanziell etwas zu unterstützen, haben zwei Freundinnen von Asya eine Spendenaktion gestartet, bei der in wenigen Tagen schon mehr als 36.000 Euro zusammengekommen sind.

Hintergründe der Explosion sind bisher unklar

Warum der Kiosk explodiert ist, dazu gibt es aktuell viele Spekulationen. Von Streitigkeiten bei den Betreibern bis hin zur Schutzgelderpressung. Die Polizei geht mittlerweile von Brandstiftung aus. Doch Asya will sich daran nicht beteiligen. Da auch der Kioskbetreiber auch unter den Toten ist, möchte sie die Familie in Ruhe trauern lassen.

Lese-Tipp: Anwohnerin über Explosion in Kiosk: „Da sind ein paar Leute runtergesprungen“