Nach Kiosk-Explosion in Düsseldorf
Familie verliert geliebten Sohn - und gesamte Existenz
Überlebende leiden an Folgen der Explosion.
Parinas N. hat Tränen in den Augen, als sie vor dem zerstörten Haus in Düsseldorf-Flingern steht. Hier ist sie aufgewachsen, hat ihre Jugend verbracht. Ihre gesamten Erinnerungen sind nun zerstört. Ihre Mutter hat bis Donnerstag noch hier gewohnt – jetzt ist sie psychisch am Ende.
Parinas über ihre Mutter: „Sie hat all ihr Hab und Gut verloren. Alle Erinnerungen."
Als Parinas ihre Mutter am Freitag besucht, sagt sie: „Gut, dass ich dich noch mal sehe. Also ich glaube, sie hat schon damit gerechnet, dass sie es nicht mehr überleben wird“, berichtet die junge Frau im RTL-Interview. Ihre Mutter hat, wie durch ein Wunder überlebt, doch sie leidet jetzt unter den Folgen. „Kleine Geräusche schrecken sie noch auf und sie ist natürlich traurig, weil wir haben ja ewig hier gewohnt. Sie hat all ihr Hab und Gut verloren. Alle Erinnerungen, alle Stücke, die man halt so sammelt über die Jahre“, sagt Parinas.
Lese-Tipp: Polizei nach Kiosk-Explosion in Düsseldorf sicher: Brand wurde absichtlich gelegt
Am Samstag (18. Mai) darf die Tochter nun das erste Mal in die Wohnung der Mutter und ist danach entsetzt über die Wucht der Zerstörung: „Ist halt alles zerfetzt. Also die halben Türen, alles ist runtergefallen, Betten waren komplett abgefackelt, schon heftig.“ Insgesamt sei die Stimmung im Haus schlecht, viele wüssten nicht, wie sie in Zukunft noch leben sollen. „Ein Nachbar war kurz vor den Tränen. Er hat gesagt, da ist nichts mehr brauchbar. Also eigentlich kann er alles wegschmeißen und er hat jetzt nichts mehr. Da sind schon viele Fragen. Und er meinte auch, er kann nicht mehr schlafen.“
Ebru Güvenc: „Wie die ganzen Menschen da von der ersten Etage runtergesprungen sind"

Ebru Güvenc wohnt direkt gegenüber vom explodierten Kiosk, sie ist vom ersten Knall aufgewacht, doch wollte dann eigentlich weiterschlafen. „Und dann ging natürlich noch ein Knall, da habe ich gesagt, jetzt musst du aber raus aus dem Bett. Und wo ich dann auf den Balkon gegangen bin, dann ist das schon alles hier eskaliert. Und dann habe ich gesehen, wie von meinem Bruder das Taxi am Brennen war“, erzählt die Nachbarin bei RTL.
Lese-Tipp: Anwohnerin über Explosion in Kiosk: „Da sind ein paar Leute runtergesprungen“
Nachdem sie die Polizei gerufen hat, sieht Ebru Güvenc noch schlimme Szenen von gegenüber: „Wie die ganzen Menschen da von der ersten Etage runtergesprungen sind. Und das ganze Geschreie, das habe ich immer noch im Ohr.“ Sie ist so traumatisiert, dass sie am nächsten Tag nicht mehr arbeiten kann. Doch zu Hause hat sie den Ort der Explosion immer präsent. „Man hat das jetzt 24 Stunden vor den Augen, ob man in die Küche geht oder auf den Balkon geht oder wie auch immer, es geht nicht aus dem Sinn.“
18-Jähriger stirbt, nachdem er die Treppe hinunterläuft

Unter den drei Toten ist Ada Abay, der zum Zeitpunkt der Explosion mit seiner Mutter zu Hause war. Kurz nach dem Knall läuft der 18-Jährige die Treppe hinunter – ein fataler Fehler. Er stirbt an einer Rauchgasvergiftung. Die Mutter, die in der Wohnung bleibt, überlebt. Nun steht die gesamte Familie unter Schock.
Dunia Wahdan (27) und Seda Housein (26) sind Freundinnen der Schwester des Verstorbenen. Sie wissen genau, wie schwer die Zeit aktuell für alle ist. „Die Schwester ist am Boden zerstört. Wir konnten sie seit dem Vorfall irgendwann ab zwölf Uhr auch nicht mehr erreichen, weil sie emotional so zerstört war.“ Das Verhältnis zwischen Bruder und Schwester soll sehr innig gewesen sein, berichten die beiden. „Die hatten sehr eine sehr dicke Bindung. Asia, also die Schwester des Betroffenen, hatte ein eher mütterliches Verhältnis zu ihm aufgebaut. Sie war in jeder Hinsicht für ihn verantwortlich, hat sich auch in jeder Hinsicht um ihn gekümmert und er lag ihr sehr am Herzen“, erzählen Dunia und Seda im Gespräch mit RTL.
Lese-Tipp: Tote und Verletzte nach Explosion in Düsseldorf
Freundinnen starten Spendenaktion
Um die Familie finanziell in dieser schwierigen Lage zu unterstützen, haben sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. „Die Familie hat nicht nur einen Sohn verloren, sondern die ganze Existenz. Die müssen alles neu aufbauen, sei es Wohnung, sei es Möbel, sei es Kleidung. Das ist ja nicht nur irgendwas gewesen.“ Und so kann man online für die Familie spenden – bisher sind schon mehr als 20.000 Euro zusammengekommen.
Lese-Tipp: Drei Tote bei Brand - Explosion sorgt für ein großes Trümmerfeld in Düsseldorf