A7 bei Hildesheim: Gullydeckel-Werfer tötet beinahe Ehepaar
Nach Gullydeckel-Wurf auf A7: "Man guckt automatisch nach oben"

Tatort Autobahn A7, Anschlussstelle Hildesheim-Drispenstedt: Am frühen Samstagmorgen wirft ein Unbekannter zwei Gullydeckel von einer Brücke auf die Fahrbahn. Einer trifft das Auto eines Ehepaars. Der Fahrer (52) wird schwer verletzt, seine Beifahrerin (43) schwebt zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Viele Autofahrer haben Angst, unter Brücken durchzufahren.
„Warum macht man so etwas?“

Die Menschen aus der knapp 12.000 Einwohner großen Gemeinde Harsum bei Hildesheim sind entsetzt. Hier soll der mutmaßliche Täter, ein 50-jähriger Mann, gewohnt haben. „Wir waren so erschüttert, als wir das gehört hatten“, erzählt Bärbel Behrens. „Warum macht man so etwas? Ein Leben zu riskieren. Es ist grauenvoll.“ „Harsum ist eigentlich ein ruhiges Dörfchen“, sagt auch Lukas Wegener. „Und dann hört man, dass jemand hier Gullydeckel von einer Brücke schmeißt. Das ist Wahnsinn!“
Viele kennen die Autobahnbrücke, von der die Gullydeckel auf die Fahrbahn geworfen wurden. „Es ist ja nicht nur dieser Gullydeckel-Wurf, Leute schmeißen ja auch Steine von der Brücke“, erzählt eine Harsumerin. „Man guckt automatisch nach oben, wenn da Leute stehen, ob da jeden Moment etwas passieren könnte.“ Auch Anwohner Jan Stenger gibt zu, dass die Angst bei Autofahrten schon länger mitfährt: „Man fährt unter eine Brücke und hat immer ein mulmiges Gefühl. Das war früher nicht so.“
Tatverdächtiger festgenommen
Inzwischen wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Es handelt sich um einen 50-jährigen Mann. „Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde ein Untersuchungshaftbefehl erlassen“, erklärt Constantin Rawohl von der Staatsanwaltschaft Hildesheim im RTL-Interview. „Die Kernvorwürfe sind versuchter Mord in zwei Fällen an den Insassen des VW Golf, die von dem Gullydeckel getroffen worden sind.“ Für den versuchten Mord könnte der Tatverdächtige im Falle einer Verurteilung lebenslängliche Haft bekommen.
Außerdem könnte vor Gericht entschieden werden, ob die Schuldfähigkeit des Tatverdächtigen eingeschränkt werden müsse. Besteht die Gefahr weiterer erheblicher rechtswidriger Taten, könnte der Tatverdächtige auch in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden.
Tatort Autobahnbrücke: Mehr als 53.000 Fahrzeuge fahren hier täglich
Die A7 ist die längste deutsche Bundesautobahn. Das Verkehrsaufkommen ist gewaltig. Die Bundesanstalt für Straßenwesen erfasste mit einer automatischen Zählstelle bei Hildesheim-Drispenstedt vergangenes Jahr mehr als 53.000 Fahrzeuge auf der Autobahn – an einem Tag. Die Zählstelle ist nicht weit vom Tatort entfernt.
Steinewerfer: Wie reagiere ich richtig?
Jedes Jahr gibt es mehrere hundert Warnmeldungen wegen Steineschmeißern. Doch laut Expertenansicht ist es schwierig, sich wirksam zu schützen. Deswegen rät der ADAC Autofahrern, nicht hektisch zu bremsen oder auszuweichen, sobald sie jemanden auf einer Brücke sehen. Das kann im Zweifel zu schlimmen Unfällen führen. Sofern möglich, sollten Autofahrer bei Unsicherheit die Geschwindigkeit langsam reduzieren und die Spur sicher wechseln.
Wird eine Steinewerfer-Meldung im Radio gesendet, ist die Gefahr in der Regel bereits gebannt, da der Täter inzwischen geflüchtet sein dürfte. Man sollte ruhig und sicher weiterfahren. (mtu)